“Wir werden unsere Konten kündigen!”

Neustadt/WN. Sieben Sparkassenfilialen im Landkreis Neustadt werden voraussichtlich am ersten April geschlossen. Ein Bus soll für Ersatz sorgen. Viele Bürgermeister sind verärgert – darunter auch Thomas Meiler aus Flossenbürg.

Von Yvonne Sengenberger

Wie mehrere Medien berichten, sollen die Filialen in Neustadt am Kulm, Schlammersdorf, Parkstein, Schirmitz, Waldthurn, Tännesberg und Flossenbürg im Frühjahr geschlossen werden. Eine mobile Geschäftsstelle soll dann zwei mal in der Woche zu den Kunden kommen – der Sparkassenbus. Grund der Schließung: Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Laut dem Neuen Tag sind rund 7.000 Kunden von der Schließung betroffen. Arbeitsplätze würden durch die Maßnahme nicht gefährdet.

Keine Stellungnahme der Sparkasse – Bürgermeister verärgert

Bürgermeister Thomas Meiler (hier im Gespräch mit Tobias Reiß und Gerhard Eck) ist verärgert

Eine Stellungnahme seitens der Sparkasse gab es zu diesem Thema auf Anfrage von OberpfalzECHO leider nicht. Dafür konnten wir aber unter anderem mit dem Bürgermeister der Gemeinde Flossenbürg, Thomas Meiler, sprechen. Und der war gar nicht erfreut, als er von der Schließung der Filiale hörte:

Ich habe mich mehr als geärgert. Ich finde, so sollte man nicht mit Geschäftspartnern umgehen,

Erst am Donnerstagabend seien die Gemeinden über die Schließungen informiert worden. “Es gab kein Vorabgespräch. Man hat nicht versucht, eine Lösung zu finden. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt”, erzählt der Bürgermeister weiter. “Normalerweise sucht man in solchen Situationen doch ein persönliches Gespräch. Kommt mit aussagekräftigen Zahlen vorbei, und ruft nicht an und sagt: So deine Filiale wird dicht gemacht. Einen Tag, bevor die Kunden es erfahren!”, schimpft auch Ernst Lenk, der Schirmitzer Bürgermeister.

Ernst Lenk
Auch Ernst Lenk, Bürgermeister aus Schirmitz, ist verärgert über das Vorgehen der Sparkasse Bild: Gemeinde Schirmitz

Für Meiler widerspricht die Schließung der Filiale im Ort allem, womit die Sparkasse wirbt. “Haben Sie schon einmal auf deren Internetseite geschaut? Da steht etwas von Kundennähe, aber bei dieser Aktion ist davon wenig zu spüren.” Auch sein Schirmitzer Kollege sieht das ähnlich: “Das hat mit Kundenservice nichts mehr zu tun.”

Lenk vermutet sogar, dass die Schließungen politisch motiviert waren. “Wir aus Schirmitz, Pirk, Bechtsrieth sollen dann nach Neustadt oder Oberwildenau zur Bank fahren – 6-7 Kilometer. Und andernorts, wie Oberwildenau und Luhe, liegen in einer Gemeinde zwei Filialen. Das ist für mich nicht nachvollziehbar!” In der Broschüre, die die Kunden bekommen hatten, würde die Schließung beschönigt. “Da ist die Rede von einer Zusammenlegung mit Neustadt. Und davon, dass ja dank des Busses weiterhin die Sparkasse vor Ort wäre.” Der Bus hält in Schirmitz zum Beispiel am Dienstag zwischen 8 und 9:30 Uhr. “Was wenn ich am Samstag Geld brauche?”

Konsequenzen ziehen

Vor allem ärgerlich findet Meiler, dass nicht nur die Filiale geschlossen wird, sondern dann auch Geldautomat und Kontoauszugsdrucker verschwinden sollen. “Gerade ältere Menschen sind auf so etwas im Ort angewiesen. Ich glaube viele werden der Sparkasse den Rücken kehren”, so Meiler. “Die Sparkasse war die erste Bank in Schirmitz. Wie wollen sie älteren Bürgern das erklären? Viele von ihnen haben Konten bei der Sparkasse. Wir werden unsere Geschäfte mit der Sparkasse überdenken.” Auch Flossenbürg will seine Konten kündigen: “Wir werden mit den Banken zusammenarbeiten, die da sind. Die Raiffeisenbank will in der Gemeinde sogar ausbauen. Das ist doch mal ein Wort!”

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