Agrarkrise: China als neuer Markt für bayerische Produkte?

Weiden. Kormoran und Fischotter räumen die Teiche leer. Für ein Kilogramm Schweinefleisch erzielt der Erzeuger 1,40 € obwohl 1,80 € nötig seien. Getreide- und Milchpreise fallen ins Bodenlose. „Die Situation bei uns Bauern wird immer prekärer, immer existenzbedrohender“, warnt Josef Fütterer, der Kreisobmann des BBV Neustadt-Weiden bei einer Diskussion in Weiden.

Von Benedikt Grimm

Sein Tirschenreuther Amtskollege Ely Eibisch legt im Gespräch mit Bundestagsabgeordneten Albert Rupprecht sogar noch nach: „Momentan brennt es an allen Ecken und Enden. Diese Kulturlandschaft, die wir in Bayern haben, die wir gewohnt sind und die Bayern attraktiv macht, wird es so bald nicht mehr geben.“

Was also tun? Rupprecht will sich bei den Branchenverbänden vor den anstehenden parlamentarischen Entscheidungen über den Nutzen verschiedener Lösungsvorschläge informieren. „Es wird nicht die einzelne Maßnahme geben“, ist der Bundestagsabgeordnete überzeugt und versichert, dass Volker Kauder, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion herausgestellt habe, dass die Landwirtschaft ein besonderer Wirtschaftszweig sei. Um weiterreichende Förderungen für landwirtschaftliche Betriebe gegenüber anderen Branchen zu rechtfertigen, brauche es objektive Gründe. Es gehe um die Gleichberechtigung, skizziert Rupprecht. „Ein Landwirt erbringt sehr viel Leistung für die Allgemeinheit durch den Erhalt der Kulturlandschaft“, rechtfertigt Eibisch Hilfsmaßnahmen für die Branche.

Albert Rupprecht
Albert Rupprecht, Bundestagsabgeordneter (CSU).

Verschiedene Hilfsmaßnahmen in der Diskussion

Nur welche sind die richtigen? BBV-Geschäftsführer Hans Winter hält es für zwingend notwendig, dass Teile von Gewinnen steuerbegünstigt in Rückstellungen fließen können. „Das müsste zeitlich so schnell kommen, dass es noch für die Steuererklärung 2014 nutzbar ist“, drängt Winter.

Es trifft uns doppelt. Wir müssen in schlechten Jahren auch noch die Steuern aus guten Jahren zahlen,

bestätigt Eibisch.

Ely Eibisch
Ely Eibisch (Zweiter von links), Kreisobmann des BBV Tirschenreuth

Schwankende Preise ausgleichen

Rupprecht rät zur Risikostreuung mit mehreren Standbeinen. Insbesondere zu kleinen Biogasanlagen, die eine „relevante Zusatzeinkommensquelle“ darstellen könnten. „Wir müssen auch irgendwo Mensch bleiben können“, entgegnet Fütterer. Ein durchschnittlicher Familienbetrieb mit zweieinhalb Arbeitskräften und 100 Milchkühen sei bereits voll ausgelastet. „Unsere Landwirte haben nicht mehr viel Zeit frei“, sagt auch Eibisch. Darüber, dass die Preise weiterhin stark schwanken werden, sind sich alle einig. „Kleine Betriebe müssen das irgendwie abfedern können“, ist Rupprecht überzeugt.

Wildschweine mit Nachtzielgerät bejagen

Um die Auswirkungen des Russlandembargos zu mildern, will Winter einen stärkeren Fokus auf den asiatischen Markt richten.

Das sind mindestens 400 Millionen Menschen die Geld haben und die unsere Qualität haben wollen,

ist Winter überzeugt. Beinahe drei Stunden diskutiert die Runde. Die garantierte Einspeisevergütung für Strom von Biogasanlagen ende nach zwanzig Jahren. „Auch das Geschäft mit Biogasanlagen geht Richtung Großerzeuger“, klagt Eibisch. Der Biber sei inzwischen so weit verbreitet, dass er eigentlich nicht mehr schützenswert sei. Wildschweine würden dramatische Schäden anrichten. Die Bejagung mit Nachtzielgeräten müsse zum Regelfall werden. Einigkeit besteht jedenfalls bezüglich der Stromtrassen. „Es kann nicht sein, dass die Energiewende auf dem Rücken Einzelner ausgetragen wird“, sagt Rupprecht und plädiert für wiederkehrende Entschädigungen für die betroffenen Grundstückseigentümer.

Bauernverband Neustadt-Weiden, Tirschenreuth
Viele Gesprächsthemen hatten Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht (Zweiter von rechts), der BBV Tirschenreuth mit (von links) Martin Härtl, Ely Eibisch, Ulrich Härtl und Christa Söllner sowie der BBV Neustadt-Weiden mit (von rechts) Karl Bäumler, Josef Fütterer, Christa Kick und Hans Winter.
Albert Rupprecht, Bauernverband

Bilder: B. Grimm

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