Ex-Pfarrer Siegfried Wölfl wird 70: Er wollte es besser machen

Friedenfels. Er ist zwar offiziell im Ruhestand, doch Pfarrer Siegfried Wölfl wird immer noch an vielen Orten gebraucht. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag. Wir haben den Rentner schon vorher im Steinwald besucht. 

Pfarrer Siegfried Wölfl 70

Von Udo Fürst

Wenn man sich den Priester vorstellen müsste, wäre Siegfried Wölfl erste Wahl: Er strahlt Ruhe aus, Güte und Gelassenheit. Genau das, was ein 70-Jähriger (am 21. Mai, also heute, feiert Wölfl diesen runden Geburtstag) haben sollte. „Im Ruhestand hast du keine Verwaltungsaufgaben und keine Schule mehr. Da kannst du alles schon etwas ruhiger angehen“, sagt der gebürtige Schwandorfer, der im Steinwald seinen Lebensabend verbringt und sich hier „sehr wohlfühlt“.

Eigentlich wollte ich Arzt werden, aber weil ich kein Blut sehen konnte, habe ich mich für den Priesterberuf entschieden.

Doch auch diese Wahl wurde ihm nicht ganz leicht gemacht. Als sie ihn nämlich als Ministranten versehentlich im Leichenhaus einsperrten, sah er sich einem aufgebahrten Toten mit weit geöffneten Augen gegenüber. „Da wollte ich nichts als schnell weglaufen.“ Mittlerweile aber habe er sich an den Anblick Verstorbener gewöhnt. „Was bleibt dir als Priester auch anderes übrig?“, sagt er schmunzelnd.

Waisenhaus aus eigener Tasche finanziert

Nicht gewöhnen will sich der Pfarrer an die Armut und Ungerechtigkeit auf der Welt. Deshalb hat er vor zehn Jahren in Indien ein Waisenhaus gestiftet, in dem acht Kinder von vier bis 18 Jahren leben. Dreimal war er schon da, nächstes Jahr fährt er wieder hin. „Wahrscheinlich zum letzten Mal. Die Anstrengung und die Hitze sind einfach zu viel“, sagt Wölfl, der das Haus ganz allein finanziert hat: mit einem Großteil seines Lohns und Spenden.

Siegfried Wölfl arbeitete bis 2013 als Pfarrer in der Weidener Pfarrei Maria Waldrast. Dann verabschiedete er sich in den Ruhestand und zog ins leerstehende Pfarrhaus in Friedenfels. Drei Jahre vor dem normalen Ruhestand, denn katholische Pfarrer gehen eigentlich erst mit 70 in Rente. Wölfls schwaches Herz und seine Diabetes waren für seinen vorzeitigen Ruhestand verantwortlich.

14 Jahre in Bärnau

In seiner Priesterlaufbahn durchlief der Schwandorfer mehrere Stationen: Vor Weiden gab er ein kurzes Gastspiel in Waldsassen, davor wirkte er von 1981 bis 1995 in Bärnau, was ihn am stärksten geprägt habe. „Dabei ging’s dort gar nicht gut los. Ich bin angekommen, als ein Meter Schnee lag. Ich dachte, hier kannst du nicht bleiben. Aber dann wurden es doch 14 Jahre.“ Diese Zeit sei geprägt gewesen von rastlosem Schaffen. Unter seiner Regie wurden die Steinberg-, die Friedhofs- und die Pfarrkirche sowie das Jugendheim renoviert. „Da haben wir insgesamt neun Millionen Mark investiert“, erzählt Wölfl.

Kein Blatt vor den Mund nimmt Siegfried Wölfl in Bezug auf seine Ministrantenzeit. „Wir wurden buchstäblich geprügelt wie die Hunde. Unter anderem habe ich einen Riss in der Schädeldecke davongetragen, als mir der damalige Pfarrer ein Messbuch mit Metallnieten auf den Kopf geschlagen hat.“ Es sei eine schlimme Zeit, aber auch Motivation für ihn gewesen, es als Priester einmal besser zu machen.

Wölfl wollte es besser machen

Dass er es besser gemacht hat, kann man daran ermessen, wie beliebt er bei vielen seiner einstigen Schäfchen noch immer ist. Genauso wie bei den vier jungen Flüchtlingen, denen Wölfl die deutsche Sprache beibringt. Einer davon ist Arif Adam aus Äthiopien. Wenn der 25-Jährige seinen Lehrer mit großen Augen anschaut und jedes seiner Worte begierig aufsaugt, weiß man: Siegfried Wölfl muss ein guter Mensch sein.

Pfarrer Siegfried Wölfl 70
Siegfried Wölfl und Arif Adam. Der Ruhestandspfarrer bringt dem Äthiopier und drei weiteren Flüchtlingen Deutsch bei. Foto: Fürst

Wichtig ist der Ruhestandspriester auch für die Seelsorge im nördlichen Dekanat, denn er hilft in vielen Orten aus, wenn die Pfarrer krank oder verreist sind. „So drei- bis viermal pro Woche ist die Regel“, sagt Siegfried Wölfl, der gar nicht anders kann, als seinen Dienst zu tun im Namen des Herrn.

Heute werden ihm viele Gläubige, Freunde und Mitstreiter danken und ihm Glück und Gesundheit wünschen. Der Pfarrer feiert nämlich seinen 70. Geburtstag.

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