Ökoregion Steinwald – Vorbild für nachhaltige Regionalentwicklung

Erbendorf. Die Ökomodellregion Steinwald ist eine der zwölf Ökoregionen in Bayern, die vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium 2014 und 2015 initiiert wurden, um das Angebot für regionale Bioprodukte auszubauen. Ziel der Staatsregierung ist es, den Ökolandbauanteil bis 2020 zu verdoppeln, die heimische Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln stärker aus regionaler Produktion zu decken und in den Öko-Modellregionen individuelle Ideen zu entwickeln, die die Besonderheiten der Region berücksichtigen.

Von Roland Wellenhöfer

Ökomodellregion Steinwald
Ökomodellregion Steinwald

Der BUND Naturschutz bewertet die Entwicklung von regionsspezifischen Öko-Entwicklungsprogrammen als besonders umweltverträglich: „Ökologischer Landbau, kurze Wege und nachvollziehbare Vermarktungsstrukturen sichern den Betrieben eine hohe Wertschöpfung“, so Richard Mergner, BN Landesbeauftragter, „Vor dem Ökolandbau muss man das Trinkwasser nicht schützen, da keine Pestizide angewendet werden und keine Düngungsüberschüsse die Gewässer belasten. Auch die Artenvielfalt in den Feldern wird nicht totgespritzt. Bioböden sind humusreich und belebt, sie speichern mehr Kohlendioxid als konventionell bewirtschaftete Böden und tragen so auch erheblich zum Klimaschutz bei. Die bisher in der EU Bioverordnung definierten Tierhaltungsvorschriften liegen weit über den Standards der in Deutschland gültigen Tierschutzbestimmungen.“

Gesunde Lebenmittel erzeugen – Arbeitsplätze schaffen

BN-Delegation besucht Ökoregion Steinwald (2)
Aufmerksam lauschten Journalisten und Vertreter des Bund Naturschutz den Ausführungen von Bio-Landwirt Josef Schmidt.

Die Initiatoren der Ökoregion Steinwald haben derzeit schon Vorbildliches geleistet: Seit 2014 der Startschuss fiel, sind sie ihren Zielen schon ein Stück nähergekommen. Diese sind, den Anteil an Ökolandbau und die gemeinsame Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte voranzutreiben, um hiermit eine hohe Wertschöpfung zu erreichen. Das Rote Höhenvieh, eine alte Hausrindrasse der Mittelgebirgsregionen, spielt als Leitart und -produkt eine große Rolle. Dies ist ein idealer Dreh- und Angelpunkt für Verknüpfung mit dem Tourismus, Landschaftsschutz, Naturschutz und der Gastronomie. Durch den Anbau von Sonderkulturen wie Mohn und Topinambur sollen neue Einkommensquellen für die Landwirtschaft und Weiterverarbeitung geschaffen werden. Des Weiteren sollen die kleinen Verarbeitungsbetriebe weiter ausgebaut werden, damit die Vermarktungsstrukturen für ökologisch erzeugte Produkte verbessert werden. Dies sichert die Existenz regionaler Biobetriebe. Es geht darum, gesunde Lebensmittel zu erzeugen, Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen und dies in Verbindung mit einer intakten, touristisch interessanten Natur zu bringen.

BN-Delegation besucht Ökoregion Steinwald (1)
Das Rote Höhenvieh als Landschaftspfleger: Die Rinder von Bio-Landwirt Josef Schmidt bewahren die nährstoffarmen Wiesen im Naturpark Steinwald vor dem Verbuschen.

Das Gebiet der Steinwald-Allianz gilt aufgrund seiner Lage als überwiegend strukturschwache Region. Für die Landwirtschaft in der Region herrschen ungünstige klimatische Bedingungen und die Bodenqualitäten sind überwiegend unterdurchschnittlich. Dennoch ist die Bedeutung der Landwirtschaft überdurchschnittlich hoch. Sowohl beim Anteil an der Bruttowertschöpfung (3,1 %) als auch beim Anteil der Erwerbstätigen (6,9 %) belegt der Naturpark Steinwald Spitzenplätze in Bayern. Eine Verschärfung des Strukturwandels in der Landwirtschaft mit allen Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen und das Landschaftsbild hätte in unserer ländlichen Region gravierende Auswirkungen. Der Öko-Landbau mit seiner Flexibilität und naturnahen Bewirtschaftungsform, gepaart mit einer hohen Nachfrage der Verbraucher, kann in diesen Strukturwandel gestaltend eingreifen und Arbeitsplätze erhalten.

Projekte und Erfolge

Insgesamt nahm die biologisch bewirtschaftete Fläche im Steinwald in eineinhalb Jahren um 49 Prozent von 935 Hektar auf 1.395 Hektar zu, was einem Anteil von 7,5 Prozent an biologisch bewirtschafteter landwirtschaftlich genutzter Fläche (18.711 Hektar) entspricht. Die Zahl der Bio-Betriebe im Steinwald konnte innerhalb des gleichen Zeitraums von 36 auf 50 gesteigert werden, was 39 Prozent entspricht. Vor allem die Gemeinde Friedenfels machte einen großen Sprung: von 0 auf 6. Als enger Partner und Modellbetrieb legen die Friedenfelser Betriebe ihre Erfahrungen bei der Umstellung auf ökologischen Landbau offen.

BN-Delegation besucht Ökoregion Steinwald (3)
Der Landesbeauftragte des BN Richard Mergner (Mitte) war von den Erfolgen der ÖkoModellregion Steinwald angetan. Martin Schmidt (rechts) von der Steinwald-Allianz stellte in der Stadthalle in Erbendorf das Projekt vor. Mit auf dem Bild BN-Agrarreferentin Marion Ruppaner.

Zwei Produkte haben bislang großes Aufsehen erregt: das Bio-Mohnöl und der Bio-Burger. Da die Umstellung auf Öko-Landbau mit all seinen strikten Richtlinien viele Landwirte vor eine große Herausforderung stellt, stehen die Projektmitarbeiter der Öko-Modellregion für Fragen rund um die biologischen Landbau und die ökologische Tierhaltung, aber auch die laufenden Projekte der Öko-Modellregion bereit. Schwerpunkte in der Landwirtschaft sind die Projekte „Anbau von Sonderkulturen“ und „Bio-Rinderhaltung“, Organisierte Arbeitskreise schaffen zudem eine Grundlage des Austausches und einer gemeinsamen, schlagkräftigen Vermarktung.

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