Unterwegs im Geheimauftrag: Das Leben von Siegbert Köhler

Oberwildenau. Siegbert Köhler war zwar nicht „im Auftrag Ihrer Majestät“ unterwegs, aber hinter ihm liegt eine spannende Geheimdienst- und Rotlichtkarriere.

Von Udo Fürst

Siegbert Köhler Reportage
Siegbert Köhler mit den Erinnerungen an seine Zeit im Rotlichtmilieu in Wien, wo er eine Peepshow betrieb Foto: Fürst

Siegbert Köhlers Lebensgeschichte reicht locker für drei Personen. Der wichtigste Abschnitt für den 75-Jährigen ist die seit 40 Jahren dauernde Ehe mit seiner aus Trinidad und Tobago stammenden Frau Carmen. Nach nur einer Woche Kennenlernen in seinem Urlaub 1975 in San Fernando habe er gewusst: „Die oder keine!“ Es folgte ein Jahr Briefverkehr, ehe er im April 1976 seine Carmen in Port of Spain standesamtlich und wenige Wochen später in seinem Geburtsort Wiesau kirchlich heiratete.

Viele Mädchen wollten mich heiraten

Nun sind 40 Jahre Ehe heutzutage nichts völlig Ungewöhnliches. Bei Siegbert Köhler stellt sich das etwas anders dar. Schließlich hat er lange Jahre im Rotlichtmilieu gearbeitet, zunächst als verdeckter Ermittler, wie er selbst sagt, später als Betreiber einer Peepshow in Wien. „Sie können sich vorstellen, was ich da für Möglichkeiten gehabt hätte“, schmunzelt der Vater zweier Töchter (Isabelle und Caroline), um schnell hinzuzufügen:

Aber ich wäre nie auf den Gedanken, gekommen, meine Carmen zu verlassen.

Siegbert Köhler Reportage
Die Besuche des Wiener Opernballs mit verschiedenen „Sternchen“ waren für Siegbert Köhler immer Höhepunkte. Foto: privat

Es sei nicht immer einfach gewesen, den Versuchungen zu widerstehen. „Viele Mädchen wollten mich unbedingt heiraten, um hierbleiben zu dürfen.“ Zwei davon hätten auch ernste Absichten verfolgt, doch er habe sich nicht erweichen lassen. Darauf sei er noch heute stolz.

Wie kam der Oberpfälzer, der bis zu seinem 21. Lebensjahr in Wiesau wohnte, zur Erotikbranche? „Das ist eine lange Geschichte“, sagt Köhler und holt etwas aus. Nach seiner Bundeswehrzeit habe er eine Fremdsprachenschule besucht und danach eine Detektei eröffnet. Auf Vermittlung des damaligen Staatssekretärs Franz Sackmann habe er dann bei zwei großen Waffenherstellern im Sicherheitsbereich gearbeitet. Dem seien Tätigkeiten als „freier Mitarbeiter“ für diverse Staatsschutzeinrichtungen gefolgt. Zum Beispiel habe er am Bau des Transrapid und des Panzerspähwagens Marder im Rahmen der Wirtschaftsspionageabwehr mitgewirkt.

Bekannt als “Gummi-Siegi”

„Danach bekam ich immer wieder Aufträge, unter anderem vom MAD“, erklärt der zierliche, knapp 1,70 Meter große einstige Geheimdienstler. Für den Militärischen Abwehrdienst war er oft im Rotlichtmilieu tätig – „undercover natürlich“, wie Köhler betont. Als Detektiv habe er auch manches Mal die Grenzen zur Legalität überschreiten müssen, bei Verfolgsfahrten rote Ampeln überfahren zum Beispiel.

Um Aufträge zu bekommen, inserierte er in Branchenbüchern. Unter den Kunden: Leute aus dem Erotik- und Rotlichtmilieu. Menschenhandel, Drogen, Waffengeschäfte: Köhler arbeitete als Detektiv gefährliche Aufträge ab. „Um die Erotikbranche noch näher kennenzulernen, verkaufte ich in den Clubs, Puffs und Privatwohnungen Präservative.“ Als „Gummi-Siegi“ machte er sich einen Namen und schleuste sich so in die Branche ein.

Der 75-Jährige erzählt seine Geschichte voller Stolz. Am stolzesten aber ist er darauf, dass die Ehe mit seiner Carmen auch nach 40 Jahren noch hält.

Eine Rubinhochzeit ist doch was ganz Tolles.

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Über sein Leben will Siegfried Köhler jetzt auch ein Buch schreiben. 

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