Wettbewerbsfähig mit mehreren Standbeinen

Kleinsterz. Jeden Monat einen anderen landwirtschaftlichen Betrieb mit verschiedenen Unternehmensschwerpunkten und Einkommenskombinationen in den verschiedenen Regierungsbezirken besichtigen – das hat sich Landwirtschafsminister Helmut Brunner vorgenommen. Für die Oberpfalz fiel die Wahl auf den Betrieb von Thomas Beer. „Hier erleben wir einen nicht unbedingt typischen aber beispielhaften Betrieb, wie man mit viel Engagement erfolgreich wirtschaften kann“, sagte der Minister nach der Besichtigung.

Von Benedikt Grimm

Seit vier Generationen betreibt die Familie Beer Teichwirtschaft. Von 57 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche entfallen knapp 40 Hektar auf Teiche. Schon Maria und Konrad Beer, die Eltern des jetzigen Betriebsinhabers, hatten mit der hofeigenen Vermarktung von Speisefisch und dem Verkauf von Setzlingen auf Diversifizierung gesetzt. Thomas Beer, der nach dem Abitur und einer Schreinerlehre den Hof übernahm, hat mit seiner Partnerin Carolin Schuller den Betrieb in der Nähe von Mitterteich auf ein noch breiteres Fundament gestellt.

Kindergeburtstage unter böhmischem Gewölbe

Im früheren Kuhstall mit einem böhmischen Gewölbe diskutieren neben dem Minister Vertreter der Regierung der Oberpfalz, des Tirschenreuther Landwirtschaftsamtes, von Verbänden und weiteren Behörden über die Zukunft von Familienbetrieben und den Erhalt der Kulturlandschaft. An anderen Tagen feiert man dort Kindergeburtstage. Auch Schulklassen, die an dem Programm Erlebnis-Bauernhof teilnehmen, um sich über Landwirtschaft in der Praxis zu informieren, kommen nach Kleinsterz. „Das ist nachhaltige Bildungspolitik, die wir hier leisten“, ist Brunner überzeugt. Sein Ziel sei es, dass jedes Kind wenigstens einen Tag Unterricht auf einen Bauernhof erhält.

Roland Grillmeier, Tobias Reiß, Helmut Brunner, Wolfgang Wenisch
Thomas Beer (rechts) setzt auf Diversifizierung. Seinen Betrieb zeigte er (von links) Landwirtschaftdirektor Wolfgang Wenisch, Landwirtschafminister Helmut Brunner, Landtagsabgeordneten Tobias Reiß, stellvertretenden Landrat Roland Grillmeier und Regierungspräsidenten Axel Bartelt.

Teichwirtschaft als Erlebnis für Touristen

Neben Schulkindern führt Thomas Beer als zertifizierter Erlebnis-Teichwirt auch Besucher und Touristen aller Altersklassen über seine Anlagen. Die Ideen gehen dem 42-Jährigen dabei nicht aus. So plant er etwa die Anschaffung eines eigenen Fahrzeugs für Erlebnisführungen. Eine frisch renovierte Ferienwohnung und fünf Zimmer locken wegen der Nähe zur Autobahn A93 im Winter Monteure und Vertreter an. Im Sommer verbringen Touristen ihren „Urlaub auf dem Bauernhof“.

Hohe Schäden durch natürliche Feinde

Herzstück des Betriebes ist eine einige hundert Meter vom Hof entfernt gelegene Teichanlage mit rund 15 Hektar Wasserfläche. Am Ufer erklärt Beer dem Minister die Schäden, die Fischotter, Biber und Kormoran anrichten.

Der Otter ist das Problem, das man momentan gar nicht greifen kann,

sagt der Fischwirtschaftsmeister. Selbst schwere Karpfen fielen dem Raubtier zum Opfer. Auf rund zehn bis zwanzigtausend Euro schätzt Beer seine jährlichen Schäden allein durch den Otter. Zum einen setzt er auf technische Aquakultur unter Dach. Zum anderen erwägt er einige seiner Teiche einzuzäunen, insbesondere diejenigen mit den großen Laichfischen. „Für die außenliegenden Weiher ist das nicht machbar. Die wird man nicht mit Gewalt weiterbewirtschaften“, sagt Beer. Allein für die 15 Hektar große Hauptanlage bräuchte es drei Kilometer eines zwei Meter hohen Zauns. Die Materialkosten betrügen rund 100.000 Euro.

Beer, Kleinsterz

Artenschutz keine Einbahnstraße

Ich bin der Meinung, wenn der Mensch durch einen hundertprozentigen Schutz in die Natur eingreift, dann muss er auch den Mut haben, das wieder aufzuheben, wenn dadurch andere Arten vom Aussterben bedroht werden,

stellt Minister Brunner klar. Bayern alleine könne aber nichts ausrichten. Zunächst müsse in Deutschland eine Einigung erreicht werden, dann sei man auf die EU angewiesen. „Wir stehen unter enormen Zeitdruck“, mahnt Alfons Stock, der teichwirtschaftliche Sprecher im Tirschenreuther Bauernverband. Während der Biber ein- bis zweimal pro Jahr Junge habe, werfe der Otter dreimal pro Jahr. „Stellen Sie sich unseren Landkreis vor, wenn wir die Teiche einzäunen und überspannen“, sagt Stock. Tirschenreuth firmiert als das „Land der tausend Teiche“.

Es muss erlaubt sein, die Tiere mit professionellen Fallen zu fangen. Jedes Jahr, das wir verzögern, wird die Zahl der getöteten Tiere steigern,

warnt Stock. Dr. Franz Geldhauser, am Ministerium für Fischerei zuständig, erklärt, dass Eingriffe nur zulässig seien, wenn sichergestellt ist, dass eine Population von sich aus überlebensfähig ist. Für die Oberpfalz sei die Einstellung von zwei Halbtagskräften als Otterbeauftragte geplant, die die Schäden ermitteln. Entschädigungen würden im Frühjahr des jeweiligen Folgejahres ausgezahlt. Eine genaue Bezifferung der Schäden unterschiedlicher Betriebe hält Beer für kaum machbar und selbst wenn sei eine Höchstentschädigung von 3.000 Euro je Betrieb keine Lösung des Problems.

Chancen für Familienbetriebe

„Es gibt keine Patentrezepte für unsere hunderttausende Betriebe in Bayern, aber es gibt eine Chance“, meint Brunner. Dabei ist er überzeugt, dass kleinere, breit aufgestellte Betriebe wettbewerbs- und widerstandsfähiger seien. Das habe auch die jüngste Finanzkrise gezeigt, die Mischkonzerne besser überstanden hätten als Unternehmen, die sich nur auf ein Geschäftsfeld konzentrierten. Das Ministerium unterstütze die Diversifizierung mit Bildungs- und Beratungsangeboten.

Landwirtschaftsminister Brunner Helmut
Der Mitterteicher Bürgermeister und stellvertretende Landrat, Roland Grillmeier (Dritter von links), überreichte dem hohen Besuch aus München einen Präsentkorb. Mit im Bild (von links): AELF-Leiter Wolfgang Wenisch, Thomas Beer, Minister Helmut Brunner, Landtagsabgeordneter Tobias Reiß und Forstbetriebsleiter Gerhard Schneider.
Ferienwohnung, Thomas Beer
Ein Standbein der Familie Beer ist die Vermietung von einer Ferienwohnung und fünf weiteren Zimmern.
Familie Beer, Kleinsterz, Mitterteich
Fischwirtschaftsmeister Thomas Beer und Partnerin Carolin Schuller (von links) setzen auf Diversifizierung. Die Eltern Konrad und Maria Beer hatten bereits damit begonnen. In der Mitte Minister Helmut Brunner.
Minister Brunner 2

Bilder: B. Grimm

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