Erfolgreich mit Kreativität und Einkommenskombinationen

Muckenthal. Rund 6.500 Höfe und damit fast die Hälfte aller Bäuerinnen und Bauern in der Oberpfalz betreiben Landwirtschaft im Nebenerwerb, erzielen also den Großteil ihrer Einnahmen außerhalb des eigenen Betriebes. Im Landkreis Tirschenreuth liegt der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe mit 57 Prozent sogar noch über dem Schnitt. Hinzu kommen Betriebe, die auf Einkommenskombinationen setzen, zum Beispiel Urlaub auf dem Bauernhof anbieten oder in der Direktvermarktung aktiv sind. Wie der Spagat zwischen den verschiedenen Standbeinen gelingt, erörterte der Bayerische Bauernverband (BBV) bei einer Pressekonferenz auf dem Fischhof Bächer.

Von Benedikt Grimm

Grätenfreies Karpfenfilet, das es auch als geräucherte Variante gibt, Karpfensalate oder Karpfenbratwürste gibt es im „Fischladl“. „Unsere besondere Spezialität ist Fisch im Glas oder Karpfen in Aspik“, verrät Manuela Bächer. „Vor allem die Familie Bächer hat aufgezeigt, wie es möglich ist, aus einem Fisch ein attraktives Lebensmittel zu machen“, lobte BBV Kreisobmann Ely Eibisch. Der Mittagstisch im Fischstüberl in Muckenthal sei so begehrt, dass man nur auf Anmeldung einen Platz bekomme. Das sei der Beweis, dass man sich etwas aufbauen könne. Fischwirtschaftsmeister Klaus Bächer erinnerte an die Anfänge der Direktvermarktung und des Gastwirtschaftsbetriebes im Jahr 1994. Damals wie heute lege er großen Wert auf die naturnahe und artgerechte Erzeugung. Auf 35 Hektar Ackerfläche baut er Getreide an, das den Fischen als natürliches Futter dient. Rund 20 verschiedene Fischarten hält der Teichwirt auf 50 Hektar eigener und 15 Hektar zugepachteter Teichfläche. Der Hauptfisch sei der Karpfen. Nach der Wiedervereinigung seien großen Mengen aus Ostdeutschland auf den Markt gekommen und der Preis sei völlig zusammengebrochen.

Fischhof Bächer Muckenthal Manuela Bächer
Geräuchertes Karpfenfilet ohne Gräten, Karpfen in Aspik oder als streichbare Karpfencreme – mit viel Einfallsreichtum verwandelt Familie Bächer aus Muckenthal Karpfen in feine Delikatessen. Manuela Bächer präsentiert zwei Fischplatten.

Familie muss dahinter stehen

Mit Fischkochkursen versuchte die Unternehmerfamilie gegenzusteuern. In der dünn besiedelten Gegend wurden die jedoch nicht ausreichend gebucht. „Die Gaststätte ist von Anfang an gut gelaufen“, erinnerte sich Klaus Bächer. In der Karpfensaison von Oktober bis April packt die ganze Familie mit an, um Freitag- und Samstagmittag Gäste zu verköstigen. Mutter Manuela kümmert sich um die Buchhaltung und zusammen mit der Oma um den Laden und die Küche, erzählte Lena Bächer, die seit vergangenem Jahr als Tirschenreuther Teichnixe das „Land der tausend Teiche“ repräsentiert. Der Vater ist für die Teiche und die Felder zuständig. Dem Opa sei es am liebsten, wenn er auf dem Traktor die Felder bestellen könne und sie selbst und ihre jüngeren Schwestern helfen in allen Bereichen mit. „Die Familie muss dahinterstehen“, bestätigte Kreisbäuerin Christa Söllner. Häufig gehe die Initiative zu Einkommenskombinationen von der Frau aus. Auch bei den Bächers hatte Großmutter Elsa manches angestoßen. „Elsa ist eine Pionierin in diesem Bereich gewesen“, sagte der Wiesauer Bürgermeister Toni Dutz. Die Seniorbäuerin hat bereits zwei Bücher mit Rezepten und Erzählungen rund um den Fisch veröffentlicht.

Große Schäden durch Fischotter

Doch auch über den Familienkreis hinaus helfen die Landwirte in der Region zusammen. „Das gehört dazu, dass Teichwirte zusammenarbeiten. Werbeaktionen können viel größer gemacht werden, weil mehrere beteiligt sind“, sagte Teichnixe Lena und nannte die gelungene Auftaktveranstaltung zu den „Erlebniswochen Fisch“ als Beispiel. Sorgen bereiten den Tirschenreuther Teichwirten die natürlichen Feinde der Fische, allen voran der Fischotter. Das Raubtier werde so stark, dass es auch schwere Karpfen leicht aus dem Wasser ziehen könne. Besonders tückisch:

Man sieht es nicht. Man merkt es erst beim Abfischen, dass die Hälfte der Fische fehlt,

beklagte Klaus Bächer. Auch in der kalten Jahreszeit, wenn die Karpfen in der Winterruhe ihren Kreislauf auf drei bis sechs Herzschläge pro Minute reduzierten, sei der Fischotter auf Beutejagd. „Wenn der Karpfen in der Winterruhe gestört wird, ist er im Frühjahr in so einem schlechten Zustand, dass er vermutlich nicht überleben wird“, wusste Alfons Stock, der teichwirtschaftliche Sprecher im BBV Tirschenreuth.

Es geht wieder aufwärts

In der von BBV-Pressesprecherin Susanne Schreiner-Janning moderierten Gesprächsrunde betonte Bezirkspräsident Franz Kustner, dass sein Verband den Strukturwandel schon früh erkannt habe und es dadurch gelungen sei, die Vielfalt in der Landwirtschat zu erhalten. Zugleich warnte er:

Man muss das mit Maß und Ziel betrachten. Wenn jeder Zweite oder Dritte in eine Nische geht, ist das auch keine Nische mehr.

Johann Wilhelm, der Sprecher der Nebenerwerbslandwirte im Bezirksverband, sieht die Weichen richtig gestellt: „Die Landwirtschaft ist mit Sicherheit nicht mehr auf dem absteigenden Ast, sondern wir befinden uns allmählich wieder auf der Autobahn.“ Die Leute hätten erkannt, dass der Landschaft ohne die traditionelle Landbewirtschaftung etwas verloren ginge.

Bilder: B. Grimm

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