Fünf nach zwölf: Rebhühner in Gefahr

Altenstadt/WN. „Es ist fünf nach zwölf, aber ich denke man kann noch was machen“, sagte Balduin Schönberger, Wildlebensraumberater für den Regierungsbezirk Oberpfalz, vor knapp 30 Zuhörern des Jagdverbandes Weiden-Neustadt. Gemeint ist die Rebhuhn-Population in freier Wildbahn – die gäbe es praktisch nicht mehr.

Dabei seien die Bedingungen in der Oberpfalz eigentlich ideal. Kleine, oft nur handtuchgroße Felder, würden gute Lebensbedingungen für Rebhühner bieten. Dennoch fehle es ihnen an Deckung. Getreidefelder seien so dicht bewachsen, dass die Vögel nicht zwischen den Halmen hindurchpassen und nicht flüchten können. Feldwege würden regelmäßig gemäht, Feldraine kurz gehalten. Raubtiere hätten leichtes Spiel.

Wildlebensraumberater Balduin Schönberger AELF Amberg
Balduin Schönberger, Wildlebensraumberater für die Oberpfalz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg

Tummelflächen für Insekten schaffen

Schönberger warb bei den nur vereinzelt anwesenden Landwirten, auf den im Rahmen des Greening-Programms vorgeschriebenen ökologischen Vorrangflächen geeignete Saatgutmischungen aufzubringen. Grünlandflächen von Biobetrieben könnten „aufgepeppt“ werden. „Mindestens zehn von zwölf Rebhuhnküken verhungern, weil ihnen tierisches Eiweiß fehlt“, sagte Schönberger.

Die Insekten sind verschwunden.

Schönberger bat darum, an den Feldrainen auf die Mulchmäher zu verzichten, um Lebensraum für Insekten zu erhalten. Blühmischungen auf Greeningflächen oder als Randstreifen an Feldern würden bereits nach einem Jahr zu Tummelflächen für Insekten, die den Küken als Eiweißnahrung zur Verfügung stünden. Blühstreifen am Waldrand seien durch Fördergelder obendrein „auf jeden Fall“ rentabler als Mais, der im Schatten der Bäume nicht richtig wachse.

Schutz vor Greifvögeln

Maisfelder seien die „Kinderstube“ der Rebhühner. „Aber wenn sie dann keinen Unterstand haben, sind nach wenigen Tagen die letzten Rebhühner weg“, wusste der Wildlebensraumberater. In einem Projektversuch habe man mit Landwirten vereinbart, die ersten Reihen ihrer Getreidefelder mit doppelten Pflanzabstand zu säen. So könnten Rebhühner beim Angriff von Feinden leichter flüchten. „Wir müssen mit ganz kleinen Bausteinen anfangen“, appellierte Schönberger, selbst „leidenschaftlicher“ Jäger und Hundeführer, an die Waidmänner und –frauen. Wichtige Lebensräume seien Hecken. Diese böten aber oft nicht ausreichend Schutz. Jäger könnten selbst einfache Niederwild-Nischen bauen. Alle 200 Meter ein Rundriegel, der mit Reisig bedeckt eine Art Schrägdach bildet, böte guten Schutz vor Greifvögeln. Ein paar Brombeerstöcke würden schnell dichte Pflanzenstrukturen schaffen. „Dann ist das eine super Sache“, warb der Fachmann.

Sand zum “Hudern”

Wenn es Feldwege mit Schotter gibt, würde ein wenig Sand die Lebensbedingungen der Hühnervögel weiter verbessern. „Hühner brauchen einen Boden zum Hudern“, veranschaulichte Schönberger. „Wenn wir nur einen Landwirt überzeugen, uns ein bisschen zu helfen, haben wir schon gewonnen“, sagte Michael Schiffer, der erste Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägerverbandes Weiden – Neustadt.

Je intensiver man aufeinander zugeht, je mehr man miteinander redet, desto mehr kommt dabei heraus,

bestätigte Schönberger. Das hätten seine Erfahrungen der vergangen beiden Jahre gezeigt.

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