Umweltfreundliche E-Mobilität: “Nur ein Viertel der Wahrheit”

Letzau. Vor wenigen Wochen berichteten wir über das Ansinnen der Stadt Weiden, die Elektromobilität voranzutreiben. Die nötigen Schritte dorthin soll eine Arbeitsgemeinschaft (ArGe) E-Mobilität in die Wege leiten. Ihre Aufgabe ist es, die Elektromobilität sowohl bei der Bevölkerung als auch für die Wirtschaft attraktiver zu machen. Es gehe auch darum, neue Arbeitsplätze zu schaffen, um die Verknüpfung von Effizienz bei der Ressourcennutzung mit dem Klimaschutz und um die Energiewende in der Region. Der Elektroingenieur Bernd Winkler aus Letzau kritisiert die Informationspolitik in Sachen E-Mobilität und bestreitet deren schnelle Umsetzbarkeit.

Von Udo Fürst

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Bernd Winkler gibt der E-Mobilität in der jetzigen Form keine Chance. Foto: Fürst

An sich ist das ein hehres Unterfangen der Stadt, das aber nur greifen kann, wenn die Technik von Elektrofahrzeugen ausgereift und ein flächendeckendes Netz an Ladestationen geknüpft ist. Erhebliche Zweifel an alldem hegt Bernd Winkler aus Letzau (Gemeinde Theisseil). Der Elektroingenieur und frühere Mitinhaber der Firma PSZ in Vohenstrauß, dem Marktführer im Bereich Kabelkonfektionen, Kabelsätze, Schaltschränke und komplette Baugruppen, kritisiert die mangelhafte Informationspolitik der Regierung: „Man will uns weismachen, dass die Elektromobilität umweltfreundlicher ist als Brennstoffmotoren. Das ist nur ein Viertel der Wahrheit.“ In der Regel würden Elektrofahrzeuge über Nacht geladen, doch da gebe es keinen grünen Strom aus den Photovoltaikanlagen oder aus der Windkraft, deren Ertrag zu niedrig sei. Gleiches gelte für Inversionswetterlagen und bei Schnee im Winter. Nach dem von der Regierung beschlossenen Atomausstieg 2011 gebe es über kurz oder lang auch keinen Atomstrom mehr.

Also kommt der Ladestrom dann aus den Dreckschleudern der Nation, den Braunkohle – und Steinkohlekraftwerken“

sagt der Fachmann.

Ein weiterer Punkt sei die mangelhafte Technik der Lithiumbatterien. Bei Minustemperaturen reduziere sich die Kapazität dieses Akkus um bis zu 20 Prozent. „Entsprechend kürzer wird auch die Reichweite des Fahrzeugs.“ Dabei seien die Stromfresser im Auto wie Innenraum-, Sitz– und Scheibenheizung noch gar nicht berücksichtigt. „Was will man mit einem Auto, das man nach 250 oder 300 Kilometern wieder aufladen muss?“, fragt Winkler. Gar nicht zu reden vom viel zu dünnen Netz an Ladestationen. Wenn die E-Mobilität in der bevorzugten Form stärker angenommen werde, benötige man auch ein viel stärkeres Stromnetz.

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Das Netz der Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Deutschland ist noch viel zu dünn.

10.000 Euro für neue Akkus

Winkler argumentiert weiter: Bei einer Kapazität von 80 Prozent der Nennkapazität werde ein Austausch der Batterie empfohlen. „Die Kosten für ein neues Akkupack betragen bis zu 10.000 Euro. Damit bestimmt der Akkuzustand auch den Wiederverkaufswert von Gebrauchtfahrzeugen.“ Was mit den ansonsten noch intakten Akkupacks passieren soll, sei nach wie vor offen. Außerdem seien die Strompreise nicht mehr kalkulierbar . Fielen die an der Börse weiter, stiegen die Netzentgelte und damit die Preise. „2017 beträgt die erwartete Strompreiserhöhung sieben bis zehn Prozent.“

Die einzige Alternative laut Bernd Winkler ist eine Wasserstoffzelle. „Die Japaner und Koreaner sind da schon weiter. Toyota zum Beispiel hat seinen Mirai mit einer Brennstoffzelle bestückt, die locker 600 Kilometer hält.“ Moderne Zellen seien heutzutage auch sehr umweltfreundlich, verursachten kaum noch CO2. Leider sei das politisch nicht gewollt. Es sei versäumt worden, dem Verbraucher reinen Wein einzuschenken. „Hätte man von Anfang an die Wahrheit gesagt, hätten die Leute das auch verstanden und vielleicht akzeptiert. So aber wird der Bürger hinters Licht geführt.”

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