Glühende Perspektive für Ibrahim

Weiden. Seit fünf Jahren lebt Ibrahim in Deutschland. Er ist vor dem Krieg in Damaskus samt Frau und Baby geflohen. Dank einer Schweißausbildung bei der Handwerkskammer wächst bei ihm die Hoffnung auf eine sorgenfreie Zukunft. 

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Hinter dem Vorhang knistert, funkelt und blitzt es. Als sich die Lamellen der Schweißkabine öffnen, kommt ein Lächeln zum Vorschein. „Hallo, ich bin Ibrahim“, stellt sich der Mann dahinter vor. Mahmoud Ibrahim Mahmoud ist groß gewachsen, hat dunkle kurze Haare, Vollbart und eine ansteckend lebensfrohe Ausstrahlung. Ibrahim kommt aus Syrien.

Fünf Jahre ist es her, dass er seine Heimatstadt Damaskus verlassen hat. Über die Balkanroute floh er vor dem Krieg nach Deutschland – alleine und zu Fuß. Zunächst kam er in eine Erstaufnahmeeinrichtung in München, dann in eine Gemeinschaftsunterkunft in Mindelheim. Mittlerweile spricht er gut Deutsch, hat eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung und lebt mit seiner Frau und seinem eineinhalbjährigen Sohn in einer kleinen Wohnung in Maxhütte-Haidhof im Landkreis Schwandorf. Eine Ausbildung zum Schweißer im Bildungszentrum der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in Regensburg hat Ibrahim so gut wie abgeschlossen.

Perspektiven für Schweißer sind vielversprechend

Bis vor einem halben Jahr hat er noch als Aushilfe in einem Friseursalon in Regenstauf gearbeitet. Dann ging alles ganz schnell. Ibrahim erzählt bei der Arbeitsagentur, dass er in Syrien bereits eine Schweißerlehre begonnen hatte. Sein Berater ermöglicht ihm daraufhin die Ausbildung bei der Handwerkskammer. Die Prüfungen in drei verschiedenen Schweißverfahren hat Ibrahim binnen weniger Monate bravourös gemeistert. Sein Zertifikat als geprüfter Schweißer hat er quasi in der Tasche. Langsam schöpft er Hoffnung auf eine sorgenfreie und sichere Zukunft hier in der Oberpfalz.

Tatsächlich sind die Perspektiven für Schweißer vielversprechend. Sie finden Beschäftigung in Schlossereien und Schweißereien, im Metallbau, bei Herstellern von Maschinen, Werkzeugen und Fahrzeugen oder in Betrieben der Versorgungstechnik. Gute Fachkräfte werden überall liebend gerne angestellt. Vor allem wenn sie mit solcher Leidenschaft dabei sind, wie Ibrahim. Er mag alles am Schweißen, sagt er. Vor allem die Vielfalt und dass jede Aufgabe ein bisschen anders ist. „In Syrien habe ich nur Elektrodenschweißen gelernt. Jetzt kann ich unterschiedlichste Bauteile mit verschiedenen Verfahren zusammen schweißen.“

„Solche Kursteilnehmer hätten wir gerne öfter“

Die Schweiß-Ausbilder Mathias Schreiner und Artur Schleich schwärmen in höchsten Tönen von ihrem Kursteilnehmer: „Beim Ibrahim hat man sofort gesehen, dass er alles locker-flockig meistert. Wenn man ihm was zeigt, dann setzt er’s sofort um, eine absolute Seltenheit.“ Dass es zunächst Vorurteile und Ängste gab, geben beide offen zu. Schließlich wusste man nicht, ob es „Probleme mit der Sprache oder der Mentalität“ geben könnte. Diese Sorgen sind längst vergessen. „Wir hatten überhaupt keinen Mehraufwand mit dem Ibrahim. Im Gegenteil – solche Kursteilnehmer hätten wir gerne öfter.“

Dass Schweißlehrer und Prüfling während des Kurses auch menschlich zusammen gerückt sind, merkt man schnell. So erzählen die Ausbilder, dass Ibrahim, zur Freude der Kursteilnehmer, immer wieder syrische Speisen zum Probieren mitgebracht hat. „Er hat uns auch viel erzählt, von seinen Eltern und Geschwistern, die er seit fast fünf Jahren nicht gesehen hat.“ Ibrahim schwärmt im Gegenzug von dem Kurs, in dem er „so viel gelernt“ hat, und von seinen Ausbildern, die „einfach gute Menschen“ sind.

Ibrahim_Gruppe Handwerkskammer Schweißerausbildung

Karrierestart in der neuen Heimat

Auch Hans Schmidt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, freut sich mit Ibrahim über dessen Kursabschluss und betont die Offenheit des Handwerks gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern. „Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass gut integrierte und engagierte Geflüchtete mit ausreichend Sprachkenntnissen selbst Kurse mit höchsten Qualitätsstandards schaffen können.“ Derartige Erfolgsgeschichten sind eine Win-Win-Situation – sowohl für Betriebe mit Fachkräftebedarf als auch für Flüchtlinge, denen dadurch eine Perspektive ermöglicht wird, meint Schmidt.

Jetzt, nach den Prüfungen, war Ibrahim kurz davor einen Vertrag bei einer Zeitarbeitsfirma zu unterschreiben. Ausbilder Schreiner wollte sich damit aber nicht abfinden und kontaktierte die Baufirma Guggenberger GmbH in Mintraching. Diese ist, wie Schreiner weiß, stets auf der Suche nach guten Fachkräften und lud Ibrahim kurzerhand zum Probearbeiten ein. Nach zwei Tagen war klar: Er bekommt einen Festvertrag in Vollzeit.

Schon in Kürze (20. Februar) geht sie los, die berufliche Karriere in der neuen Heimat. Fragt man Ibrahim, was er für die Zukunft plant, ist die Antwort bescheiden. Vielleicht eine größere Wohnung, irgendwann. „Und euren Dialekt möchte ich lernen“, lacht er. „Den finde ich gut.“

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