CO2-Fasten: Wie beeinflusst unser Lebensstil den Klimawandel?

Tirschenreuth. Am 1. März machten sich die Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager der Metropolregion Nürnberg mit ihrer CO2-Fasten-Staffel auf den Weg, ein klimaverträgliches Leben zu erproben. Die Hälfte der Strecke ist zurückgelegt. Zeit für die Beteiligten, eine erste Bilanz zu ziehen. Mit ihrem Experiment richten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Öffentlichkeit und laden alle Interessierten ein, den Internet-Blog zur Fasten-Staffel zu verfolgen und die Beiträge zu kommentieren.

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Mobilität ist ein Megatrend und verursacht derzeit laut Umweltbundesamt etwa 18 Prozent aller Treibhausgasemissionen. Der Verkehr gilt als „Sorgenkind“ des Klimaschutzes, anstelle von Einsparerfolgen ist eine Zunahme der Emissionen zu verzeichnen. Der „Mobilitätswandel“ wird deshalb eine Schlüsselrolle für die Erreichung der Klimaziele einnehmen.

Erfahrungsaustausch via Internet-Blog

Der Staffellauf ist zwar virtuell, aber deshalb nicht weniger anspruchsvoll und mitunter auch schweißtreibend. Bei diesem Selbstversuch verpflichten sich alle Teilnehmenden, den eigenen Lebensstil mit Hilfe einer CO2-Bilanz zu hinterfragen und sich als „Fastenopfer“ Dinge vorzunehmen, mit denen der eigene, klimaschädliche Fußabdruck weiter verkleinert werden kann. Zum Erfahrungstausch wurde ein Internet-Blog eingerichtet. Darin wird täglich der „Staffelstab“ an eine neue Person weitergegeben, die dann am nächsten Tag ihre persönlichen Ziele und Erfahrungen in einem Blogbeitrag schildert. Dabei sind die Ziele und Themen so vielfältig wie die Art der Schilderung: Während die einen nüchtern Bilanz ziehen und sich hehre Ziele setzen, führen die anderen einen inneren Dialog, drehen an Stellschrauben, schildern ihre Selbstversuche oder reflektieren das Ganze in Form eines Gedichtes – alles ist möglich., ganz nach dem Motto: geht nicht, gibt’s nicht!

Dr. Susanne Stangl im Selbstversuch

So stellt Dr. Susanne Stangl, Landkreis Tirschenreuth, in ihrem Blogbeitrag an Tag sechs fest, dass Mobilität der Megatrend ist: „Wer es heute zu etwas bringen will, der muss flexibel und mobil sein. Aber muss Mobilität grundsätzlich mit dem Zurücklegen großer Strecken verknüpft sein? Und wenn, geht das auch klimaneutral?“ Beim eigenen Mobilitätsverhalten erkennt sie noch deutliche Verbesserungsmöglichkeiten und gibt zu, dass sie beim Radfahren eher die Schönwetterfahrerin ist und deshalb wohl auch zukünftig nicht täglich mit dem Rad zur Arbeit pendeln wird. Ihre Dienstreisen versucht sie, weitestgehend mit der Bahn zurückzulegen, was innerhalb des Landkreises aber schwer möglich ist. Ihr Ass im Ärmel sind die vermiedenen Flugkilometer: „Die wahren Abenteuer sind im Kopf“, zitiert sie André Heller und will auch heuer ihren Urlaub nach diesem Motto gestalten.

Auf halber Strecke wird deutlich: Die Beteiligten schneiden als „Klimaschützer von Berufswegen“ zwar in ihrer CO2-Bilanz meist besser ab als der bundesdeutsche Durchschnitt, der für jeden Bundesbürger einen CO2-Ausstoß von 12 Tonnen pro Jahr ausweist. Trotzdem stellen die Bloggerinnen und Staffelläufer bei ihren Bilanzen fest, dass mit oft einfachen Maßnahmen schnell weitere Verbesserungen zu erzielen sind. So lassen dann Mottos der Erfahrungsberichte wie „Kleinvieh macht auch Mist“ oder „Weniger ist der neue Luxus“ die wesentliche Erkenntnis bereits erahnen.

Nachhaltigkeit mit Spaß

Die Beteiligten machen außerdem die Erfahrungen, dass Nachhaltigkeit zwar mit Mühen verbunden ist, aber auch zusätzliche Vorteile bringen kann: Weniger Konsum spart Zeit und macht Schränke und Regale übersichtlicher, der Weg zur Arbeit mit dem Rad macht morgens wach und abends den Kopf frei, der Verzicht auf Verpackung macht den Einkauf „leichter“, spart Platz und Wege zum Wertstoffhof und „rest(e)los glücklich“ Kochen ist kreativ. Und nicht alles, was ausgedient hat, muss gleich zum Müll, sondern kann durch Upcycling umgenutzt werden.

Mit viel Neugier und Spaß probieren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann auch gerne an den guten Tipps der anderen Beiträge und kommentieren dann im Blog, ob der Versuch von Erfolg gekrönt war. Die selbstgemachten Chips „sind der Hit“, oder aber der Versuch zur veganen Ernährung bringt die Erkenntnis, „ein Leben ohne Butter finde ich ganz furchtbar“.

Hohe Ansprüche

Die halbe Wegstrecke ist geschafft, jetzt heißt es durchhalten und weitere Erfahrungen sammeln. Allen Beteiligten ist klar: Der Anspruch ist hoch, will man die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad begrenzen, wie im November 2015 im Pariser Klimaschutzabkommen völkerrechtlich bindend beschlossen wurde. Eine wahrlich olympische Herausforderung, zu der die Staffelteilnehmer die Bürgerinnen und Bürger der Region zum Mitmachen auffordern möchten – eins ist sicher, alle, die mitmachen, gewinnen und leisten einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft.

Übrigens, wer jetzt beim Fastenblog einsteigen und eigene Erfahrungen sammeln möchte, dem sei ganz aktuell zum Frühjahrsbeginn der Beitrag von Tag acht empfohlen, in dem beschrieben wird, wie man beim Frühjahrsputz für den Klimaschutz den Energiefressern auf die Spur kommt. Den Blog kann man nachlesen unter www.co2fasten.wordpress.com.

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