Das FBI “beschattet”: Wirtschaftsjunioren zu Besuch bei Faltenbacher

Erbendorf. Wie viel Licht ist genug? Das regeln moderne Jalousien selbsttätig. Zumindest dann, wenn sie von Bill Gates programmiert und in Erbendorf gefertigt sind. Das erfuhren die Wirtschaftsjunioren bei der Betriebsbesichtigung von Faltenbacher Jalousiebau.

Was früher ein schlichter Vorhang vielleicht noch arbeitsteilig mit einem Fensterladen zu bewerkstelligen hatte, ist heute eine Wissenschaft für sich. Die Rede ist vom Jalousiebau. Denn egal, wo auf der Welt heute größere Gebäude geplant werden – Energieeffizienz spielt eine große Rolle. „Deshalb ist es unseren amerikanischen Kunden zum Beispiel wichtig, welcher Lichtdurchgang bei welcher Farbe auf welchem Grundmaterial festzustellen ist“, erklärt Kurt Faltenbacher, Geschäftsführer der Erbendorfer Faltenbacher Jalousienbau GmbH & Co. KG. Das ließen sie sich dann auch schon mal 60.000 Euro an Mustern kosten.

Manchmal zählt aber auch nur die Optik – wie bei Clara & Robert, einem nach dem Musikerpaar Schumann benannten Doppelbürogebäude in Düsseldorf. Da mussten es mattschwarze und silberfarbene Jalousien sein, um Klaviertasten nachzuempfinden. Praktisch in der Reinigung und Handhabung ist das dann eher nicht, aber originell. Wie auch immer, es gibt nichts, was es nicht gibt bei den Erbendorfer Jalousiebauern.

Wirtschaftsjunioren Nordoberpfalz Faltenbacher Erbendorf
Wo viel Licht ist, muss auch genügend Schatten sein – davon durften sich die Wirtschaftsjunioren Nordoberpfalz bei Jalousiebau Faltenbacher in Erbendorf überzeugen.

7.800 Quadratmeter Produktionsfläche

Insgesamt 125 Mitarbeiter beschäftigt das 1967 gegründete Unternehmen, Kurt Faltenbacher führt es in zweiter Generation. Etwa 80 Mitarbeiter arbeiten in der Produktion in der erst im Sommer des vergangenen Jahres fertiggestellten neuen Halle mit 7,800 Quadratmetern Fläche. Rund 20 Monteure bringen die Rollläden an den Kunden, der Rest sind Verwaltungsmitarbeiter.

Saison ist von Mai bis November, dann geht es los, vom Aufmaß vor Ort über die Planung, Fertigung und Montage. Rund zwei Drittel der Kunden sind Wiederverkäufer – Handwerksbetriebe der Baubranchen. Ein Drittel der Raffstores, Rollläden, Markisen, Vordächer usw. montieren die Mitarbeiter selbst, Hauptkunde ist dabei der Objektbau.

Apfelgrün trifft Hightech

Die Materialien, die hauptsächlich zum Einsatz kommen, sind Stoff und Aluminiumlegierungen. Schnellen Moden unterliegt das Geschäft nicht, nur alle drei bis vier Jahre wechseln die Musterordner. Das heißt aber nicht, dass nicht auch eine apfelgrün beschichtete Aluminiumrolle im Regal oben rechts ins Auge stäche – Einzelfertigung auf Kundenwunsch.

Die großen Kunden von Faltenbacher sind der Flughafen München, Siemens Erlangen, Casa Altra Düsseldorf, RWTH Aachen oder Netzaberg Eschenbach – mit über 10.000 Rollläden das größte Vorbaurollladenprojekt Deutschlands. Einige namhafte residieren auch in den USA. So statteten die Erbendorfer jüngst die von Bill Gates gestiftete Universität mit 1,500 Raffstores aus – das sind laienhaft gesprochen jene Jalousien mit Alu-Querlamellen. Der Computermogul ließ Software für deren Motorsteuerung schreiben, die dafür sorgt, dass die Lamellen je nach Sonneneinstrahlung minimal ihre Neigung verändern, um Licht und Wärme optimal zu regulieren.

Beschattet sein wollte auch das FBI – für deren Bürogebäude lieferte Faltenbacher 1,200 Raffstores. Weitere 4,000 gingen an ein großes amerikanisches Bankgebäude. Damit sich in luftiger Höhe bei Wind und Wetter nichts verheddert, liegen die Stores bei solchen Gebäuden meist zwischen einer Doppelglasfassade.

Handgefädelt hinter Glas

Produziert werden sie ausschließlich hier, nur die Beschichtung des Metalls übernehmen Zulieferer. An einem Raffstore arbeiten etwa sechs Personen, inzwischen fädeln wieder Menschen statt Maschinen die einzelnen Lamellen auf – ganz einfach, weil sie weniger Fehler machen, und Fehler am Ende sehr teuer werden.

Nämlich dann, wenn die Stores bereits montiert sind und man noch einmal einen Kran aufstellen muss,

sagt Faltenbacher. Mensch schlägt Maschine auch dann in der Präzision, wenn es darum geht, ganz dünne Jalousien innerhalb von zwei Glasscheiben einzubetten. Generell muss, wer sich Rollladen- und Jalousiebauer nennen will, eine Menge von verschiedenen Disziplinen verstehen. Denn nicht nur die Bearbeitung von verschiedenen Materialien wie Stoff, Metall oder Kunststoff spielt eine Rolle, sondern auch die Elektrotechnik, schließlich verfügen die meisten Jalousien heute aber einen Motorantrieb.

Turm für die Fertigung von langen Jalousien

Damit sind ihrer Länge und Breite im Prinzip keine Grenzen gesetzt – bis zu acht Meter lange Jalousien werden in Erbendorf gebaut, breit sind sie maximal fünf Meter. Von außen sichtbar ist dies beim neuen Firmengebäude an einem eigenen Turm an der Halle, in dem die Überlängen montiert werden.

Auch im eigenen neuen Firmengebäude gehen übrigens die Jalousien selbsttätig bei einsetzender Dunkelheit nach unten – „Sichtschutz, wollte die Versicherung so“, sagt Faltenbacher. Nun denn, die Wirtschaftsjunioren freuten sich jedenfalls, einmal hinter die Fassade und Jalousie schauen zu dürfen.

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