Ein Fuchsmühler sorgt für frischen Wind beim 1. FC Nürnberg

Fuchsmühl/Nürnberg. Am Sonntag hatte der „Club“ in der 2. Fußball-Bundesliga gegen Arminia Bielefeld einige Hundert Fans mehr als sonst. Halb Fuchsmühl (Landkreis Tirschenreuth) fieberte entweder im Stadion, zu Hause am Fernseher oder im Radio mit, wie sich das Team im ersten Spiel mit einem neuen Trainer schlägt.

Von Udo Fürst

Nun ist ein neuer Trainer beim 1. FC Nürnberg allein keine Sensation angesichts der Tatsache, dass der Traditionsverein nicht gerade für Kontinuität auf diesem Gebiet bekannt ist. Aber für die meisten der knapp 1.800 Einwohner des Erholungsorts am Fuß des Steinwalds war es das diesmal sehr wohl. Heißt doch der neue Coach des Zweitligisten Michael Köllner und der ist einer der ihren, ein waschechter Fuchsmühler.

Ganz besonders gezittert haben an diesen Sonntagnachmittag Köllners Eltern Marianne und Erich. Immer, wenn der „Michl“ etwas Zeit hat, besucht er sie im Fuchsmühler Ortsteil Herzogöd, pflegt eine ganz enge Beziehung zu seinem Elternhaus. Seine Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit ist auch daran zu erkennen, dass er noch sehr viele Freunde im Marktflecken hat. Scharenweise machten sich viele davon am Sonntag auf dem Weg ins Nürnberger Stadion, um die Truppe ihres Freundes anzufeuern und die Daumen zu drücken

Koellner Michael Trainer 1. FC Nürnberg
Michael Köllner sorgt als neuer Trainer für ein bisschen Oberpfalz beim 1. FC Nürnberg. Foto: 1. FC Nürnberg

Sportvorstand gerät ins Schwärmen

In der vergangenen Woche wurde der 47 Jahre alte Inhaber der Fußballlehrerlizenz zum Nachfolger des entlassenen Alois Schwartz berufen. Die Ernennung des Fuchsmühlers war nur auf den ersten Blick eine Überraschung, genießt er doch bei den Club-Verantwortlichen hohes Ansehen, das er sich in seinem einjährigen Engagement als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und Trainer der U 21 erarbeitet hat. So schwärmte Club-Sportvorstand Andreas Bornemann geradezu vom neuen Trainer:

Köllner ist ein ausgewiesener Fußballfachmann und einer, der seine Vorstellungen und Ideen seit Monaten im Verein einbringt.

Der Club sei absolut überzeugt von seinen Qualitäten. Der als „Fußballverrückter“ im besten Sinne bekannte Köllner gilt als akribischer Arbeiter in Sachen Fußball, was er vor allem in seinen zwölf Jahren als DFB-Koordinator für die Talentförderung in Bayern bewiesen hat. Vor seinem Engagement beim 1. FC Nürnberg trainierte er die U 15 von Greuther Fürth. Seine fußballerische Ausbildung erhielt er bei seinem Heimatverein SG Fuchsmühl (Kreisliga Hof Süd), später kickte er unter anderem beim damaligen Landesligisten SC Luhe Wildenau. Seine Trainerstationen waren FC Marktleuthen, SG Fuchsmühl (Junioren und Herren) und SpVgg Bayern Hof, wo er als Jugendkoordinator und Trainer der ersten Mannschaft fungierte.

“Große Erfolge nur langfristig zu schaffen”

Für OberpfalzECHO nahm sich der viel beschäftigte Mann vor der Partie gegen Bielefeld Zeit für ein persönliches Gespräch. Ist für ihn mit der neuen Aufgabe ein Traum in Erfüllung gegangen oder hat er die Befürchtung, dass dies beim nicht gerade als einfach geltenden Traditionsverein auch zum Alptraum werden könnte? „Weder noch. Es war nicht unbedingt mein Wunsch, Trainer der Profis zu werden. Schon gar nicht während der Saison“, sagte der Fuchsmühler. Er sei aber dem Wunsch der Vereinsführung natürlich gerne nachgekommen, auch wenn die neue Aufgabe ein unglaublich hohes Zeitbudget und enormen Druck mit sich bringe.

Apropos Druck: Verspürt er den schon jetzt? Köllner: „Als Coach der U 21 und Nachwuchsleiter kam der nicht so sehr an mich ran. Wenn du von sieben bis 24 Uhr am Schreibtisch sitzt beziehungsweise auf dem Trainingsplatz stehst, geht das leichter.“ Allerdings sei der neue Job natürlich schon eine Hausnummer und er könne auch die Erwartungen der Fans nachvollziehen. Allerdings müsse man realistisch bleiben und die Vereinsphilosophie akzeptieren, die nicht auf den schnellen Erfolg um jeden Preis abziele. „Große Erfolge sind nur langfristig zu schaffen. Das weiß man beim Club“, sagt Köllner.

Bei aller Freude und allem Stolz über die neue Aufgabe sei ihm der Schritt, sich von seiner U 21 zu verabschieden, am schwersten gefallen. „Diese Truppe ist mir sehr ans Herz gewachsen“, versichert Köllner. So gut es geht, wolle er zumindest seine Arbeit als Leiter des Nachwuchszentrums neben seinem Trainerjob weiter ausüben.

Große Aufgabe in der Heimat nach dem Spiel

Wie sagte Köllner vor dem Spiel? „Wir brauchen eine Mannschaft, die begeistern kann, die emotional positiv ist.“ Und seine Jungs haben ihm diesen Wunsch erfüllt. Aufopfernd kämpfend und spielerisch verbessert rangen sie den Tabellenletzten knapp, aber verdient mit 1:0 nieder.

So fiel dem 47-Jährigen sicher auch die anschließende Fahrt in die Heimat leichter. Dort hatte er nämlich eine für ihn mindestens genauso wichtige Aufgabe zu erfüllen: Er gratulierte seiner Mutter Marianne zum 71. Geburtstag. Und das schönste Geschenk hatte er auch im Gepäck: drei Punkte.

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