“Im Grunde ist alles Politik”

Altenstadt/Voh. Weil der kleine CSU-Ortsverband sonst hätte aufgelöst werden müssen, gibt sie sich einen Ruck und lässt sich als erste Frau an die Spitze wählen: Martha Bauer ist seit kurzem Vorsitzende der Altenstädter CSU, einem Ortsverband, in dem die Männer bisher weitgehend unter sich waren. Sie steht eigenem Bekunden nach dafür, dass “Frauen in der Politik mehr wahrgenommen werden”.

Von Gabi Eichl

Martha Bauer sitzt seit 2014 für die CSU im Vohenstraußer Stadtrat, aber sie hat eine ganze Weile gebraucht, um sich als Politikerin zu verstehen. Die Augen geöffnet hat ihr die damalige Diözesanvorsitzende des Katholischen Frauenbundes, Elisabeth Popp. Diese hatte Bauer in der Zeit, als sie noch mit sich rang, ob sie das CSU-Angebot annehmen sollte, für den Stadtrat zu kandidieren, zufällig in Regensburg getroffen. Man kannte sich, weil Bauer zu der Zeit schon jahrelang Vorsitzende des Frauenbund-Zweigvereins und Mitglied der Bezirksleitung war. Und als Martha Bauer Popp von dem Angebot erzählte, riet diese ihr heftig zu. Sie dürfe sich diese Chance nicht entgehen lassen, die Anliegen der Frauen in die Politik zu tragen.

“Mütterrente: Da musste was passieren”

Und dann war da noch der Satz von Männern aus der CSU:

Da wollt ihr Frauen Mitsprache und dann nehmt ihr die Chancen nicht wahr.

Das wollte sich Martha Bauer nun wirklich nicht vorhalten lassen, auch wenn sie immer noch der Auffassung war, sie sei doch keine Politikerin. Eine Politikerin oder ein Politiker war für sie bis dahin jemand, der frühzeitig in einer Partei sein Zuhause gefunden und sich dann Stufe um Stufe emporgearbeitet hatte. Politiker waren für sie die Kanzlerin, die Abgeordneten, vielleicht noch der Bürgermeister. Aber nicht sie, die Frauenbund-Vorsitzende. Dabei hatte sie durch den Frauenbund insgeheim längst erkannt, dass jedes Engagement für ein Thema (Stichwort Mütterrente: “Da musste etwas passieren”) politisch ist. Am Ende zögerte sie nur noch aus Sorge, als Stadträtin nicht mehr genug Zeit für den Frauenbund zu haben.

“Dinge anpacken, die man noch nicht kann”

Im Wahlkampf gab es erste Berührungspunkte mit dem kleinen CSU-Ortsverband, der seit Jahren von Josef Haberkorn geleitet wurde. Und – obwohl noch kein Parteimitglied – erfuhr sie von diesem große Unterstützung. Den Eintritt in die CSU und den Ortsverband nach der Wahl bezeichnet sie als eine “Form der Dankbarkeit”.

Im Ortsverband übernahm sie bald den Posten der Schriftführin und war als solche schon die eine Frau in der Männerriege. Als Haberkorn heuer wie lange angekündigt nicht mehr für den Vorsitz kandidierte, ließ sie sich in die Pflicht nehmen, “weil mir die Gemeinschaft wichtig war”. Aber auch deshalb, weil sie zeigen will,

dass man sich auch mal trauen muss, Dinge anzupacken, die man noch nicht kann,

sagt sie. Und weil sie das Totschlagargument nicht mehr hören kann, dass man als einzelner doch nichts ändern könne. Dass das nicht so ist, weiß sie aus dem Frauenbund. Aber das ist ein anderes Thema.

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