Oberpfalz-Derby: Weiden unter Zugzwang, Amberg gelassen

Weiden/Amberg. Bezeichnungen für die Partien zwischen den Fußballern des FC Amberg und der SpVgg SV Weiden gibt es viele: Mutter aller Derbys, Prestige-Duell oder Ehemaligen-Treffen. Doch nur selten war die Brisanz so hoch wie vor dem Aufeinandertreffen heute Abend um 19 Uhr im Weidener Sparda-Bank-Stadion. Denn die Weidener stehen im Abstiegskampf enorm unter Zugzwang, während die Amberger um Trainer Lutz Ernemann, selbst ja lange Spieler bei den Schwarz-Blauen, die letzten kleinen Zweifel am endgültigen Klassenerhalt ausräumen wollen.

Von Stephan Landgraf

Amberg gegen Weiden – das war in den letzten Jahren in den jeweiligen Ligen immer ein Spitzenspiel. Sei es in den gemeinsamen Bezirksoberliga-Zeiten, im Toto-Pokal oder in der Bayernliga gewesen. Die Bilanz der Partien in den letzten drei Jahren liest dann auch relativ ausgeglichen: Zweimal behielt die SpVgg SV Weiden die Oberhand, zweimal gab es ein Unentschieden, während für den FC Amberg drei Siege zu Buche stehen. Der letzte davon ist datiert vom 2. August letzten Jahres, als der FCA am Schanzl mit 3:2 gewann. Den letzten Weidener Erfolg gab es hingegen in der Saison 2014/15 der Gelb-Schwarzen, als sie daheim mit 0:2 unterlagen, aber dennoch über die Relegation in die Regionalliga Bayern aufstiegen.

Der Weg der beiden Mannschaften nahm heuer einen völlig gegensätzlichen Verlauf. Während die Amberger nach dem Abstieg und dem personellen Aderlass in der Bayernliga wieder Fuß fassen wollten, wurde Weiden nach dem hervorragenden Abschneiden im letzten Jahr als einer der Meisterschaftsfavoriten gehandelt. Pustekuchen: Die SpVgg SV kämpft nach alles andere als überzeugenden Auftritten seit Monaten darum, die Abstiegsrelegation zu vermeiden. Der FC hingegen hat sich nach der Winterpause aus den gefährdeten Regionen verabschiedet. Der Trainerwechsel bei den Schanzl-Kickern von Günter Brandl zu Lutz Ernemann zeigte weitaus mehr Wirkung, wie der bei Weiden zu Franz Koller, unter dessen Regie der große Befreiungsschlag bislang ausblieb.

Wechsel bei Weidener Spieler

So auch zuletzt beim mageren 0:0 beim Mitkonkurrenten 1. SC Feucht, bei dem die SpVgg SV nach einer erneut mauen Vorstellung, vor allem in der zweiten Hälfte, Glück hatte, nicht noch als Verlierer vom Platz zu gehen. Für das Selbstvertrauen vor dem Derby am Dienstag sicherlich besonders förderlich. Genauso wie die Nachricht, dass mit Stürmer Ralph Egeter eine jahrelange Identifikationsfigur dem Wasserwerk in der neuen Saison den Rücken kehren und zur DJK Ammerthal wechseln wird. Zudem sollen auch Thomas Schneider und Andreas Wendl ganz heiße Kandidaten für einen Wechsel nach Ammerthal sein.

FC Amberg mit gutem Polster

Dem FC Amberg sind diese in Weiden vorhandenen Unruheherde natürlich erst einmal völlig egal. Nach der Winterpause blieb der nämlich ungeschlagen, arbeitete sich sogar in einstellige Regionen vor, ehe es am Ostermontag daheim gegen den Würzburger FV 2017 die erste Niederlage gab. Kein Beinbruch für die Gelb-Schwarzen, die derzeit mit 41 Punkten auf dem relativ gesicherten elften Platz rangieren und auf Weiden aktuell neun Zähler Vorsprung haben. Ein Polster, das heute Abend im Derby und fünf Spieltage vor dem Saisonende, nochmals ausgebaut bzw. zumindest gleich bleiben soll.

Der FC geht dabei bestens gerüstet in die Begegnung. Denn mit einer Klasseleitung trotzte er am letzten Freitag beim Gastspiel dem bisherigen Spitzenreiter SV Viktoria Aschaffenburg ein 3:3 ab und hatte die Unterfranken trotz größter personeller Probleme bis kurz vor dem Ende sogar am Rande einer Niederlage. Erfreulich dabei, dass mit Sebastian Schulik und André Karzmarczyk sowie Michael Dietl lange verletzte Akteure endlich wieder zum Einsatz kamen.

Oberpfalz-Derby: 110 Prozent Konzentration gefragt

Dagegen mussten in Aschaffenburg aufgrund der weiten Anfahrt aus beruflichen Gründen passen. Ein Umstand, der auf das Spiel in Weiden sicherlich nicht zutreffen wird. „Nach dem spektakulären 3:3 beim Tabellenführer Viktoria Aschaffenburg erwartet uns das Oberpfalz-Derby, das mit Sicherheit ein besonders Spiel ist“, so Ernemann.

Der Amberger Trainer weiß, dass es in dieser Partie „mehr als nur um drei Zähler“ gehen wird. „Die SpVgg SV muss punkten, um sich im Kampf um den Klassenerhalt in eine bessere Ausgangsposition zu bringen. Wir wollen hingegen nach drei Unentschieden und einer Niederlage aus den letzten Spielen wieder auf die Siegerstraße zurückkehren“, gibt Ernemann als Marschroute aus. Man dürfe sich aber vom Tabellenplatz der Weidener nicht blenden lassen.

Denn die SpVgg SV besitze eine starke Truppe: „Wir müssen zu 110 Prozent konzentriert sein, um unser Ziel zu erreichen. In den letzten Spielen haben wir zu viele Gegentore hinnehmen müssen, das wollen wir vermeiden.“ Der Amberger Trainer kann bis auf den weiterhin erkrankten Marco Wiedmann personell aus dem Vollen schöpfen.

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