Viel Ärger um Maibaumklau

Speichersdorf/Kemnath. Vergangene Woche hatte der Kemnather Burschenverein den Maibaum der Speichersdorfer geklaut. Nach mehrtägigem Tauziehen lassen die Kirwaburschen sich auf die Forderungen der Kemnather nicht ein. “Das hat nichts mehr mit Brauchtum zu tun”, sagt Patrick Pfau, Vorsitzender der Speichersdorfer Kirwaburschen.

Maibaumklau, kemnath, Speichersdorf
In einmütiger Geschlossenheit: Vorstand Patrick Pfau, zweiter Vorstand André Hofmann, Patrick Sendelweck und Johannes Sehnke. Den Einachser zum Einholen eines neuen Baumes haben sie schon mal bereitgestellt. Bild: Wolfgang Hübner.

Die Umstände sind brauchtumswidrig, die Forderungen völlig überzogen. Das ist kein Umgang miteinander, so die Vorwürfe der Speichersdorfer. Statt den geklauten Baum auszulösen, besorgen sich Speichersdorfer, Mockersdorfer und Altensteinreuther einen neuen Baum: “Wir stehen untereinander im Dauerkontakt und sind uns einig”. Fünf Maibäume hatte der im Januar gegründete Kemnather Burschen- und Madlerverein in den letzten Wochen geklaut. Speichersdorf, Eisersdorf, Altensteinreuth, Grünlas und Mockersdorf sind jetzt baumlos. Auf einem Bauernhof in Neusteinreuth liegen alle Bäume.

Wie alles begann

Ein Landwirt überbrachte die Nachricht, dass der Maibaum der Speichersdorfer weg sei, per Telefon. Zunächst verdächtigten die Speichersdorfer das Team von Antenne Bayern, tags zuvor hatten sie ein Interview angefragt. Als sich der Verdacht zerstäubte, nahmen die Speichersdorfer die Kemnather ins Visier. Und tatsächlich: Als Vorsitzender Pfau sich auf den Weg nach Neusteinreuth machte, fand er dort den Speichersdorfer Maibaum neben den anderen. Am Sonntag stellten die Kemnather ihre Forderungen: Eine Spende über 100 Euro für den Kemnather Kindergarten und 30 Liter Bier. Spenden sei nach Pfau nicht Sinn der Sache: “Wir spenden unseren eigenen Kindergärten, was wir beim Maifest selbst erwirtschaften – nicht, was wir erklauen.” Das wollen die Speichersdorfer nicht mitmachen. “Wir haben nichts gegen das Klauen, im Gegenteil.”, so André Hofmann. Die Speichersdorfer Kirwaburschen hätten eine 102-jährige Tradition und klauen seit Jahrzehnten selbst Bäume – zuletzt vor zwei Jahren in Wirbenz. “Was hier in den letzten Tagen passiert ist, hat mit Tradition nichts mehr zu tun”, so Pfau. Als die Speichersdorfer ablehnten, besserten die Kemnather nach: 70 Liter Bier, 10 Liter Spezi und 50 Wurstsemmeln. Auch darauf wollen sich die Speichersdorfer nicht einlassen und boten den 15 beteiligten Maibaumklauern je zwei halbe Bier und zwei Wurstsemmeln an. Nach den Kemnathern waren aber 30 Mann beim Baumklau beteiligt. Die letzte Forderung des Burschenvereins lag bis gestern bei 50 Liter Bier.

“Nicht mit uns!”, sagt Pfau. In Speichersdorf wird am Sonntag um 19 Uhr auf dem Dorfplatz vor dem Brunnen der neue Maibaum aufgestellt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Ich würde gerne Mäuschen spielen, wenn die Kemnather lesen, dass der Maibaum nicht ausgelöst wird. “Das bestbewachteste Brennholz der Oberpfalz”, ergänzt Hofmann mit einem Schmunzeln.

Nicht an Regeln gehalten

Die Speichersdorfer ärgern sich darüber, dass die Kemnather die Maibäume zu früh geklaut hätten (üblich wäre laut Kirwaburschen maximal eine Woche vor 1. Mai) und die Auslöseforderungen nicht unmittelbar nach dem Klau gestellt wurden. “Der Burschenverein stellt nicht einmal selbst einen Maibaum auf”, ärgert sich Pfau. In Kemnath mache das die Feuerwehr. “Dass ein Verein anderen den Maibaum klaut, der selbst gar nicht das Maibaumaufstellen pflegt und so gar keinen Baum einholt, der geklaut werden könnte, hat nichts mehr mit Brauchtum zu tun.” Auch die Dorfgemeinschaften Mockersdorf und Altensteinreuth boykottieren die Auslöse. Schützenhilfe bekommen die Speichersdorfer auch aus Wirbenz um Oberkirwabursch Basti Graf. In einem Facebook-Post der Kemnather heißt es: “Uns vorzuwerfen wir würden nicht nach den alten Gebräuchen die Bäume stehlen ist Humbug.” Außerdem laden sie die Speichersdorfer Kirwaleit zum Aufstellen des Maibaums mit anschließenden Festlichkeiten in Kemnath ein.

Es bleibt abzuwarten ob Speichersdorfer und Kemnather in Zukunft noch zusammenarbeiten. “Wir feiern jetzt erst einmal ganz gemäß unseres Brauchtums und unserer Traditionen unser Maifest”, so Pfau.

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