Altes Rathaus Weiden: Dachstuhl muss erneuert werden

Weiden. Das Alte Rathaus in Weiden hat schon ganze 472 Jahre (wir hoffen, wir haben richtig gerechnet) auf dem Buckel. Vier Mal wurde es schon umgebaut. Jetzt wird es wieder renoviert. 

Von Jürgen Wilke

Altes Rathaus Weiden Renovierung
Hübsch verpackt: Um die Wartezeit bis zur Fertigstellung zu verkürzen, haben die Verantwortlichen das Alte Rathaus in Weidens Innenstadt schön eingepackt. Foto: Jürgen Wilke

Das Alte Rathaus in Weiden wurde in den Jahren 1538 bis 1545 auf einem Vorgängerbau errichtet. Umbauten erfolgten 1914 bis 1917 und 1981. In der Passage im Erdgeschoss sind seit 1981, wie schon im Mittelalter, wieder kleine Läden eingerichtet worden. Von der Innenausstattung zeugt die Balkendecke im großen Sitzungssaal von einer guten handwerklichen Arbeit des 16. Jahrhunderts. Das Alte Rathaus war früher nicht nur Verwaltungsgebäude, sondern auch Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt. Seine Funktion als städtische Verwaltung hat das Alte Rathaus mittlerweile verloren. Trotzdem beruft der Oberbürgermeister den Stadtrat einmal jährlich zu einer Sitzung in den altehrwürdigen Gemäuern ein.

Renovierung doch umfangreicher

Nun stehen umfangreiche Arbeiten am altehrwürdigen Gebäude in „Weidens guter Stube“ an. Unter anderem weist der historische Dachstuhl des Alten Rathauses Schäden im Bereich der Dachkonstruktion und Dacheindeckung auf, sodass ein dringender Sanierungsbedarf besteht. Das denkmalerfahrene Amberger Ingenieurbüro ALS wurde mit der Planung und Abwicklung der Maßnahme betraut. Tobias Dietl, Dipl.-Ing. im Amt für Hochbau und Gebäudemanagement, Hochbauabteilung der Stadt Weiden, erläuterte die wichtigsten Fakten.

Man ging zunächst davon aus, dass nur eine Neueindeckung notwendig sei und beauftragte das Amberger Ingenieurbüro ALS mit der genauen Untersuchung. Dabei wurden neben zahlreichen altersbedingten Schäden auch statische Mängel am Dachstuhl entdeckt. Der Dachstuhl drohte in einem „kriechenden Prozess“ langsam nach außen zu drücken und muss daher jetzt aufwändig saniert und statisch wieder ertüchtigt werden.

Riesiger Saal im Barock einfach weggebaut

Im Rahmen der Voruntersuchung wurden Altersbestimmungen anhand von Jahresringen am Holz durchgeführt. Diese ergaben, dass für den Bau des spätgotischen Dachstuhls Holz von Kiefern verwendet wurde, die in den Wintern 1537 bis 1539 gefällt wurden. Ausschlaggebend für die jetzt vorhandenen statischen Mängel waren aber vor allem Sanierungsfehler im Barock. Das Rathaus hatte bis dahin im Obergeschoss einen riesigen, frei überspannten Saal. Wandmalereien und Verzierungen des repräsentativen Saales aus dieser Zeit sind jetzt noch in der Zwischendecke sichtbar. Dieser mächtige Saal wurde aufgegeben, die Unterzüge entfernt und als Balken zur Sicherung der Fußpunkte wieder eingebaut. Der Dachstuhl wurde so in seinem statischen Gefüge komplett verändert. Die auftretenden Kräfte können nicht mehr gefasst werden. Der Dachstuhl „schiebt“ langsam nach außen.

Altes Rathaus Weiden Renovierung
Vor allem der Dachstuhl muss erneuert werden. Sonst würde er irgendwann einstürzen. Foto: Jürgen Wilke

Dachstuhl statisch wiederherstellen

Bei den jetzigen Sanierungsarbeiten wird daher auch das Hauptaugenmerk auf die statische Wiederherstellung des Dachstuhls gelegt. Morsche und falsch eingebaute Balken werden ausgetauscht. Verbindungen werden wieder statisch richtig hergestellt. Im Anschluss wird das Dach neu eingedeckt. Nach Abschluss der Arbeiten am Dach, soll die Fassade ausgebessert und neu gestrichen werden. Die Fenster, einschließlich der wertvollen Buntglasscheiben aus dem Jahr etwa um 1917, sollen restauriert werden. Weiterhin wird das Glockenspiel, für das keine Ersatzteile mehr zu bekommen sind, umgebaut.

Weiter historische Funde am Sockel

Neben kleineren elektrotechnischen Arbeiten, wie beispielsweise Beleuchtung im Dachstuhl oder Brandmeldeanlage, soll abschließend im Jahr 2018 noch die Freitreppe saniert und der Sockelbereich umlaufend abgedichtet werden. Hier dürften eventuell noch einige historische Überraschungen warten. Im Rahmen der Voruntersuchung durch einen Archäologen, wurden bereits die Fundamente des Vorgängerbaus – am mittelalterlichen Markplatz – etwa ein Meter unterhalb des jetzigen Geländeniveaus gefunden.

Die Kosten der Gesamtmaßnahme belaufen sich aktuell auf 1,544 Millionen Euro. Gerechnet werden kann mit einer Förderung der Maßnahme durch den Bezirk Oberpfalz mit etwa 2,5 Prozent, durch die bayerische Landesstiftung, mit etwa 7,4 Prozent, durch das das Denkmalsonderprogramm VI des Bundes mit etwa 14,2 Prozent, sowie durch den Entschädigungsfonds des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege mit etwa 27,4 Prozent. Dies entspricht einer zu erwartenden Förderung von über 50 Prozent. Insgesamt wird mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren gerechnet.

Altes Rathaus Weiden Renovierung
Viele alte und neue Bilder zeigen das Alte Rathaus auf Plakaten rings um das Baugerüst. Foto: Jürgen Wilke

Alte Bilder verkürzen Wartezeit

In den vergangenen Wochen verschwand Weidens Wahrzeichen hinter riesengroßen Planen – mit täuschend echter Giebelwand –, hinter denen nun fleißig gearbeitet wird. Rund ums Erdgeschoss sind Bretterverschläge angebracht worden, die von Experten „Übersteigschutz“ genannt werden, um das Besteigen des Gerüsts durch Unbefugte zu verhindern. Auf den Brettern sind große, historische und aktuelle Bilder der Stadt angebracht.

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