Die Lokalbahn: Unbeschwerte Unterhaltung trotz harter Vorbereitungen

Leuchtenberg. Der gut hundertjährige Thoma-Kassenschlager “Die Lokalbahn” hat am Freitag auf der Burg Premiere gefeiert. Inszeniert vom Landestheater Oberpfalz (LTO) unter der Regie von Marlene Wagner-Müller. Zwei Stunden unbeschwerter Unterhaltung. Dass dahinter wochenlange Proben und viele Stunden schwerer körperlicher Arbeit stecken, merkt der Zuschauer nicht. Und das soll er auch nicht.

Von Gabi Eichl

1 Till Rickelt, LTO Landestheater Oberpfalz, Die Lokalbahn, Burg Leuchtenberg
Till Rickelt, Künstlerischer Leiter des LTO, demonstriert den Schauspielern, was er gern wie gespielt hätte.

Eine Woche vor der Premiere: Die Schauspieler proben erstmals auf der Burg vor dem noch nicht ganz fertigen Bühnenbild. Erstmals in Kostümen. Erstmals geschminkt. Bisher haben sie ihre Texte wieder und wieder in Alltagskleidung an neutralen Stätten wie der Wittmann-Halle in Vohenstrauß rezitiert, wobei sie sich ihr Umfeld vorstellen mussten. Man spielt sozusagen “ins Angenommene hinein”, wie Marlene Wagner-Müller es ausdrückt. Sicher keine einfache Sache, zumal man noch damit beschäftigt ist, den Text zu beherrschen. Und, was weit schwerer wiegt, zumal man noch einen Beruf neben der Hobby-Schauspielerei hat. Denn Ludwig Thomas “Lokalbahn” stellt das Landestheater ausschließlich mit Laiendarstellern auf die Bühne – wie einst die Stadtbühne Vohenstrauß. Die einzigen Profis der Inszenierung: die Regisseurin und der Künstlerische Leiter des Landestheaters, Till Rickelt.

Rücksicht auf die Anwohner

Das LTO würde natürlich sehr viel lieber sehr viel früher und sehr viel länger auf der Burg proben, aber aus Rücksicht auf die unmittelbaren Nachbarn darf laut Vertrag immer erst eine Woche vor der Premiere dort geprobt werden. In dieser einen Woche wird sogar eine Mittagspause von 12 bis 14 Uhr strikt eingehalten. Und nach 22 Uhr ist Schluss mit den Proben. Ob der Text sitzt oder nicht. Das LTO empfindet dies jedoch nicht als unbotmäßige Gängelei. Vielmehr tragen die strikten Vorgaben zur Befriedung bei, nachdem es jahrelang Konflikte mit den Anwohnern gegeben hatte. Wagner-Müller sagt: “Es läuft seit Jahren gut mit den Nachbarn dank dieser Kompromisse.”

“Das meiste ist Improvisation”, sagt Marco Bäumler, während er an einer Stellwand schraubt, “musst halt schaun, dass du’s irgendwie hinbringst mit geringen Mitteln.” Bäumler ist angestellter Mitarbeiter des Werkstätten-Teams unter der Leitung von Christian Hofmann, der seinerseits jahrzehntelang Hauptrollen bei der Stadtbühne gespielt hat. Das fünfköpfige Team bastelt das Bühnenbild und ist dafür verantwortlich, dass dieses schnell auf- und abgebaut wird.

Eine gute Stunde dauert laut Hofmann der Bühnenbild-Wechsel von einem Stück zum anderen. Die jeweiligen Bühnenbild-Elemente aller Stücke werden sauber voneinander getrennt im hinteren Burghof gelagert. In aller Regel bewältigen drei Mitarbeiter den Bühnenbildwechsel, nur beim “Sommernachtstraum” müssen es vier sein, weil das wandelbare Modul, auf und vor dem sich alles abspielt, enorm schwer ist.

Wetter größter Unsicherheitsfaktor

Besondere Anforderungen an die Bühnenbildbauer stellt die Freilichtbühne. Da müssen Dinge festgezurrt werden, die normalerweise von selbst stehen bleiben. Aber eine Freilichtbühne hat ihre eigenen Gesetze. Und das Wetter ist daher auch der größte Unsicherheitsfaktor einer Inszenierung unter freiem Himmel. “Was ich da schon alles erlebt habe”, sagt Wagner-Müller. 2012 nahm eine Windhose das ganze Bühnenbild mit und verschob es um einige Meter.

3  Freilichtbühne, LTO Landestheater Oberpfalz, Die Lokalbahn, Burg Leuchtenberg
Auf einer Freilichtbühne gelten eigene Gesetze: Hier muss alles doppelt befestigt werden.

Die Probenwoche vor der Premiere zerrt an den Nerven aller Beteiligten. Nichts verläuft exakt nach Plan. Es dauert und dauert, bis jeder einzelne Lautsprecher genau richtig justiert ist. Tobias Schäffler und Brigitte Beer singen zum wiederholten Mal ihre Solos, dann passen die Einstellungen des Tontechnikers endlich. In der Zwischenzeit stehen andere Darsteller in Grüppchen zusammen, die einen schäkern, die anderen üben ihre Einsätze. “Ist da Kaffee drin, der trinkbar ist?”, fragt einer und deutet auf die Kanne, um die sich im ersten Akt alle versammeln. Es wird viel gelacht und gescherzt, bis Wagner-Müller alle Darsteller bittet, sich mit ihr hinter dem Bühnenbild zu versammeln. Kurze Anweisungen vor Beginn einer der letzten Proben vor der Premiere. Der Ton ist sehr freundschaftlich, doch dann sagt die Regisseurin scharf: “Ein einziges Textbuch wenn ich jetzt noch auf der Bühne sehe!” Im nächsten Moment fügt sie versöhnlich hinzu, als erinnere sie sich, dass sie Laien vor sich hat, die ihre Freizeit opfern: “Improvisiert, wenn was ist, ihr habt das jetzt drauf.”

Fotos: Gabi Eichl.

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