Harfenistin Jana Bousšková erweist sich in jeder Hinsicht als souverän

Weiden. Auch die größte Hitze konnte die Musikfreunde nicht bremsen: das Publikum strömte am Dienstagabend in das Foyer der Sparkasse Oberpfalz Nord. Immer mehr Stühle mussten herangeschafft werden, einige nahmen am Ende sogar Stehplätze in Kauf, denn die Kapazität mit 150 Plätzen war voll ausgeschöpft.

Von Anastasia Poscharsky-Ziegler 

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Jana_Bouskova

In der angenehmen Kühle des klimatisierten Raumes eröffneten Direktor Ludwig Zitzmann, Tirschenreuths Landrat Wolfgang Lippert als Präsident der Euregio Egrensis und Dr. Rita Kielhorn, die Gründerin und Leiterin der Wurzer Sommerkonzerte, den Abend.

Abwechslungsreiches Programm

Für das Pre Opening der 28. Wurzer Sommerkonzerte hatte sich die Solistin, Jana Bouskova, ein vielsagend beziehungsreiches Programm ausgedacht: sowohl die Idee der Wurzer Sommerkonzerte, der Brückenschlag zwischen Ost und West, hier also tschechischer und deutscher Musikkultur, wie auch eine Hymne an die Möglichkeiten ihres oft unterschätzten Instruments, ihrer amerikanischen Lyon & Healy, mit 47 Saiten und 7 Pedalen: Mit der Lautensuite Nr.1 von J.S. Bach begann die Konzertstunde, mit Bedrich Smetanas “Moldau” endete sie.

Der tschechische Komponist deutscher Nation Frantisek Antonin Rössler-Rosetti folgte und konnte nicht verheimlichen, dass er ein Zeitgenosse Mozarts war. Außer Konkurrenz nahmen die Klangfarben Fülle auf Franz Liszts “Liebestraum” und Prokofievs Preludium C-Dur. Und hier geschah es – ein kleines Pling – und die Solistin wandte sich “subito” ans Publikum:

Ohne diese Saite kann ich nicht weiter spielen!

Sprachs, raffte das zitronengelbe Tüll-Seiden-Kleid und rauschte ab in die Garderobe, um Sekunden später mit einer Werkzeugtasche in der Hand wieder ebenso elegant wie souverän auf dem Podium zu stehen. Ohne jede Nervosität oder falsches Schamgefühl suchte die Musikerin die passende hohe Saite heraus, setzte sie ein und knipste die Überlänge ab. Werkzeugtasche zurück und Prokofiev da capo.

Flinke Fingerarbeit an der Harfe

Dieser Szene sollten die zwei schwergewichtigsten Werke des Abends folgen, die Werke zweier legendärer Harfenvirtuosen: die Pariserin Henriette Renié (1875 bis 1956) ist als Komponistin und Pädagogin in ihrem Fach derart berühmt, dass sie als eine der ersten Frauen überhaupt zur Ritterin der Ehrenlegion ernannt wurde. Ihr “Danse des Lutins” verlangte der Interpretin wirklich alles ab: die flinke Fingerarbeit wurde bei diesem Stück schon fast durch die phänomenale Fußarbeit an den Pedalen übertroffen: 300 verschiedene Einstellungen waren hier zu tätigen.

Wer die Harfe nur als halb unsichtbares Instrument aus dem großen Orchester kennt, nur einige Male durch Glissandi zu bemerken, der lernte das Instrument nun von seiner Größe und Klangvielfalt kennen, die allerdings nur durch eine solch interpretatorisch und die Dynamik bis ins Letzte ausleuchtende Jana Bouskova kennen.

Himmlich, herrlich – wie im siebten Himmel…

Die Zuhörer suchten nach Worten um das Erlebte, die Magie in der Schalterhalle einer Bank, zu beschreiben. Und Hausherr Ludwig Zitzmann wagte schon den Blick in die Zukunft: “Das müssen wir wiederholen, Frau Dr. Kielhorn!”

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