Gegen Akademisierungswahn – für berufliche Bildung

Weiherhammer. „In was treiben wir unsere Kinder hinein?“, warnte Albert Rupprecht bei der Jahreshauptversammlung der Mittelstandsunion (MU). Eine starke Ostbayerische Technische Hochschule halte er für absolut notwendig, dem „Wahnsinn“, dass alle Schüler auf Biegen und Brechen eine akademische Ausbildung erlangen müssten, erteilte er aber eine klare Absage.

Von Benedikt Grimm

Grundschullehrer hätten ihm den mit dem näher rückenden Übertritt steigenden Druck geschildert. In der vierten Klasse würden die Schüler regelrecht verrückt, brächen in Tränen aus, wenn es in Musik mal die Note drei gäbe. Und all das geschähe, weil die Eltern es gut mit ihren Kindern meinten und dächten, dass es ohne Abitur nicht mehr ginge.

Die berufliche Bildung muss gestärkt werden,

betonte der Bundestagsabgeordnete. Für die Union habe er als bildungs- und forschungspolitischer Sprecher den Koalitionsvertrag mitverhandelt und die Stärkung der beruflichen Bildung festgeschrieben. Er habe die jetzt beschlossene Erhöhung des Meister-BAföG erreicht.

Europäische Union – nicht erpressbar machen

„Ich bin der Meinung, wer Europa überstrapaziert, der fährt es an die Wand“, sagte der Wahlkreisabgeordnete zur momentanen Lage in der Europäischen Union. Auf der einen Seite stünde die AfD, die die EU als Ganze ablehne. Auf der anderen Seite der politischen Überzeugungen sieht er Bundeskanzlerin Angela Merkel, die davon überzeugt sei, dass es immer nur nach vorne und nie einen Schritt zurück gehen dürfe. Sich selbst und die CSU verorte er zwischen den Positionen von AfD und Merkel.

Man darf sich nicht erpressbar machen und muss die Kraft haben, auch mal einen Schritt zurückzugehen,

betonte Rupprecht. Die Türkei möchte er nicht im Brüsseler Parament sitzen sehen, allerdings enge wirtschaftliche Bindungen pflegen – eine Form der Zusammenarbeit, die Großbritannien eventuell aus eigenem Antrieb ansteuere.

Gegenentwurf zur Erbschaftssteuerreform

MU Kreisvorsitzender Harald Gollwitzer erinnerte an die Erfolge der MU. Gegen die umfassenden Dokumentationspflichten im Rahmen des Mindestlohngesetzes habe man stark gekämpft und am Ende Erleichterungen erreicht. Der Gegenentwurf der MU zur Erbschaftssteuerreform habe die Unterstützung des PKM – des Parlamentskreises Mittelstand, dem auch Rupprecht angehört – erhalten und sei sogar von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für gut befunden worden. Die Mittelständler plädieren für eine jährliche Erbschaftssteuer in Höhe von drei Prozent auf die laufenden Gewinne in den ersten zehn Jahren nach der Betriebsübergabe. Der MU Kreisverband hatte im vergangenen Jahr den Abfallentsorger Igro in Plana und den Metallbaubetrieb von Stefan Voit in Hagendorf besichtigt. Höhepunkt der Aktivitäten war der zusammen mit weiteren Wirtschaftsverbänden organisierte Nordoberpfälzer Wirtschaftstag.

Glänzende Karrierechancen in der Region

Landrat und CSU-Kreisvorsitzender Andreas Meier warb für die Wirtschaftsförderung des Landkreises. „Wir verstehen uns als Bindeglied zu den übergeordneten Behörden“, sagte Meier. Leider gäbe es immer noch die Auffassung, dass man die Region verlassen müsse, um Karriere zu machen. „Ich könnte eine ganze Liste mit Top-Unternehmen vorlegen, die hervorragende Arbeitsplätze anbieten“, meinte der Landkreischef zu den Karrierechancen vor Ort. Um den Zustrom von Asylbewerbern bearbeiten zu können, habe der Landkreis mehrere neue Mitarbeiter eingestellt und entsprechend höhere Personalkosten zu stemmen.

Führungsriege bestätigt

Die MU geht mit der bewährten Führungsriege in die kommenden zwei Jahre.

  • Kreisvorsitzender: Harald Gollwitzer
  • Stellvertreter: Karl Arnold, Matthias Bäumler, Albert Rupprecht
  • Schatzmeister: Herbert Meier
  • Schriftführer: Sebastian Kitta
  • Beisitzer: Severin Hirmer, Hans-Peter Lang, Stefan Rank, Reinhard Steinhilber und Ludwig Würth
  • Kassenprüfer: Markus Dobmeier und Johannes Püttner
  • Kreisgeschäftsführer: Christian Fröhlich.
MU Kreisvorstand
Harald Gollwitzer (vorne, Zweiter von rechts) bleibt Kreisvorsitzender der Mittelstandsunion. Seine Stellvertreter sind Karl Arnold (vorne, von links), Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht und Matthias Bäumler. Bild: B. Grimm

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