Medikamente künftig nur noch per Klick?

Neustadt/WN/Weiden/Tirschenreuth. Martin Wolf, 2. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes im Bezirk Oberpfalz, war zum persönlichen Gespräch bei MdL Annette Karl. Anlass war das aktuelle Urteil des Europäischen Gerichtshof, das besagt, dass die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente von ausländischen Versandhändler nicht mehr an die festen Preise in Deutschland gebunden sind. Wolf zeigte sich skeptisch. 

Martin Wolf ist selbst Apotheker. Seine Befürchtung: Durch die Umsetzung des Urteils könnte es zum Verdrängungswettbewerb zwischen ausländischen Versandhändlern und inländischen Apothekern kommen. Auf lange Sicht würden die Apotheker vor Ort aber verlieren, da sie an die Festpreise für verschreibungspflichtige Medikamente in Deutschland gebunden sind. Festpreise beurteilte Karl als positiv: Schließlich garantieren sie, dass jeder Bürger an jedem Ort das verschreibungspflichtige Arzneimittel zum gleichen Preis bekommt. Das ist in anderen Ländern anders: Mangelsituationen bei verschreibungspflichtigen Medikamenten führen hier oft zu massiv erhöhten Preisen.

MdL Annette Karl Landtagsabgeordnete SPD NeustadtWN
Annette Karl sprach sich gegenüber Apotheker Wolf klar dafür aus, dass verschreibungspflichtige Medikamente auch weiterhin in der Hand der Apotheker vor Ort bleiben sollen und der Versandhandel mit ihnen verboten gehört. Bild: Büro Annette Karl

Durch den Verdrängungswettbewerb würde sich die Rückläufigkeit der Anzahl der Apotheken in Bayern nochmals drastisch verstärken. Dies würde zu Lasten der Medikamentenversorgung der Bevölkerung gehen und vor allem zum großen Problem für den ländlichen Raum werden. Außerdem wären so persönliche Expertenberatung durch den Apotheker nicht mehr möglich, die in vielen Fällen unverzichtbar ist. Annette Karl sprach sich gegenüber Wolf klar dafür aus, dass verschreibungspflichtige Medikamente auch weiterhin in der Hand der Apotheker vor Ort bleiben sollen und der Versandhandel mit ihnen verboten gehört. Dies ist auch in dreiviertel aller EU-Länder der Fall, wie Wolf bekräftigte. “Nur so bekommt man die entsprechend geschulte Beratung und auch weitere Tipps im Krankheitsfall”, unterstrich Annette Karl.

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