Jahresbilanz der ILS: 85.000 Anrufe – Zahlreiche Leben gerettet

Weiden. Die Integrierte Leitstelle zieht Bilanz: Wieder liegt ein spannendes und einsatzstarkes Jahr hinter den Disponenten der ILS. Insgesamt gingen bei der Leitstelle 85.680 Anrufe ein. Auch einen kleinen Einblick in die Pläne für das kommende Jahr gaben die Chefs heute bei einer Pressekonferenz. 2017 wird ein ganz besonderes Fest gefeiert. 

Von Yvonne Sengenberger

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Gemeinsam stellten (von Links) stellvertretender Leiter Jürgen Meyer, ILS-Leiter Herbert Putzer, Landrat Andreas Meier und der Geschäftsleiter des ZRF Nordoberpfalz Alfred Rast den Jahresbericht der Integrierten Leitstelle vor.

“Ich möchte allen Mitarbeitern der Integrierten Leitstelle und den Einsatzkräften der Feuerwehren, des THWs und der Rettungsdienste erst einmal danken, dass sie tagtäglich für unsere Sicherheit sorgen”, begann Landrat Andreas Meier bei der heutigen Pressekonferenz. 85.626 Einsatzmittel wurden 2016 in der Leitstelle bearbeitet und disponiert. Das waren 144 mehr als im Vorjahr. Zur Erklärung: Bei einem Einsatz, wie zum Beispiel einem Brand, werden mehrere Einsatzmittel, wie Feuerwehrfahrzeuge, Krankenwagen und Notarzt alarmiert.

Besonders häufig mussten die Disponenten die Einsatzkräfte zu Autounfällen schicken: 186 Mal wurde hier Hilfe angefordert, 72 mal mehr als im Vorjahr. Dabei konnten die Feuerwehren bei den Unfällen 135 Menschen retten – 16 Personen konnten nur noch tot geborgen werden.

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Leiter der Integrierten Leitstelle Herbert Putzer ist besorgt über den Anstieg an Kindernotfällen und Selbstmordversuchen

Besorgniserregend ist der Anstieg bei den Kindernotfällen, den Selbstmordversuchen und dem Transport von Patienten über 160 Kilo,

sagt Herbert Putzer, der Leiter der ILS Nordoberpfalz. 581 mal waren bei Einsätzen Kinder betroffen. 44 mal häufiger als noch 2015. “32 Mal ging es dabei um Verbrennungen oder Verätzungen. Oft hatten wir Verbrühungen durch heiße Getränke”, erklärt stellvertretender Leiter Jürgen Meyer. Suizidfälle wurden 38 mehr registriert als im Vorjahr. 95 schwergewichtige Patienten mussten 2016 transportiert werden. Das sind 48 Personen von über 160 Kilogramm mehr als noch im Jahr zuvor.

“Man kann sagen, es gab 2016 keinen so spektakulären Einsatz, wie den Flugzeugabsturz 2015, aber insgesamt eine Steigerung der Einsatzzahlen um vier bis fünf Prozent”, erläutert Alfred Rast, der Geschäftsleiter des ZRF Nordoberpfalz. Auch er dankte den Mitarbeitern, die sich den Slogen “Sicherheit ist unser Job!” sehr zu Herzen nähmen. “Verkürzt – und um es mit den Worten Trumps zu verdeutlichen – könnte man auch sagen, bei uns gilt: ‘Patient first’!” Außerdem lobte er den gut gelungenen Umstieg auf den Digitalfunk.

Videofilme vom Einsatz, handgreifliche Patienten – NoGos findet Meier

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Alfred Rast, Geschäftsleiter ZRF Nordoberpfalz

Aber auch ein wenig Kritik hatte Alfred Rast im Gepäck. “Uns erreichen auch komische Anrufe. Während des Blitzeises, hatten wir einen Mann, der angerufen und sich über eine Straßensperre der Feuerwehr beschwert hat. Er wollte in die Arbeit und verlangte man solle die Sperre entfernen. Abgesperrt wurde hier, weil dort ein Unfall passiert war.” Darüber müsse er sich schon wundern. Auch die Disponenten hätten es nicht immer leicht. Daran knüpfte auch Landrat Meier an:

Wie sich manche Menschen gegenüber den Einsatzkräften, die für unsere Sicherheit sorgen, verhalten, stößt mir sauer auf.

Dabei nannte er Angriffe auf Sanitäter oder Polizisten oder das Phänomen, dass jeder Unfall erst gefilmt oder fotografiert werden muss bevor man ans Helfen denkt. Auch dass Gaffer die Arbeit oft behindern oder es manchen Autofahrern nicht möglich sei, eine Rettungsgasse zu bilden, stört Meier extrem. “Darüber sollten wir alle einmal nachdenken!”

Die ILS feiert Jubiläum

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Landrat Andreas Meier wünscht sich einen respektvolleren Umgang der Bürger mit den Einsatzkräften

Bei all den Notfällen, Verletzten und oft traurigen Nachrichten, gibt es aber auch immer wieder Positives zu berichten. Dabei sind nicht nur Fälle gemeint, die am Ende gut ausgehen. Oder bei denen die Anrufer mit Hilfe der Disponenten einen Menschen reanimieren konnten und ihm so das Leben retteten – 105 mal war das 2016 der Fall. Auch schöne Events, die die Leitstelle betreffen und über die man sich freuen kann wurden genannt: Die Einführung des Digitalfunks, die zahlreichen Führungen durch die ILS, die Aktionen um die 112 bekannter zu machen oder die Feier zum Geburtstag von Christoph 80. Auch in diesem Jahr wird etwas gefeiert: Am 03. November wird die Leitstelle 40 Jahre alt. Dann gibt es ein großes Fest zu Ehren der vielen Mitarbeiter und Verantwortlichen in der Max-Reger-Halle.

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Die Mitarbeiter der ILS haben rund zwei Tage an der Erstellung des Jahresberichtes gearbeitet.

Übrigens: Viele der Anrufer unter der 112 müssen gar keinen Notfall melden, sondern erkundigen sich nach dem Bereitschaftsarzt, wollen wissen, welcher Zahnarzt da ist oder brauchen eine Apotheke. Dafür ist aber nicht die Notrufnummer 112 gedacht, sondern die Nummer des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes, die 116 117.

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