Ostbayern und das USA-Geschäft: Regionale Außenwirtschaft vor Merkel-Besuch

Weiden/Neustadt/WN/Tirschenreuth. Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht ihren US-amerikanischen Amtskollegen Donald Trump zum ersten Mal. Die Wirtschaftspolitik zwischen der EU und den USA dürfte dabei für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Schotten sich die Vereinigten Staaten ab, oder haben freier und fairer Handel doch noch eine Chance?

Diese Frage interessiert die ostbayerische Exportwirtschaft: „Im Januar 2017 starteten die Exporteure im IHK-Bezirk mit einem Plus von 8,9 Prozent. Das ist viel. Ob es so weitergehen wird, ist unsicher wegen des US-Geschäfts“, schätzt Außenhandelsexperte Dr. Alfred Brunnbauer von der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim.

Zum Investment gezwungen?

„Die Situation in den USA bleibt unsicher“, bestätigt Dr. Stefan Brand vom Zahntechnik-Hersteller DFS Diamon in Riedenburg. „Solange es bei protektionistischen Einzelaktionen seitens der neuen Administration bleibt, wird sich der Schaden für deutsche Exporteure in Grenzen halten“, schätzt der Unternehmer. Bei einer „Border Adjustment Tax könnte es zu größeren Verwerfungen kommen“. Zu Lasten des Exports in die USA soll diese Steuer Unternehmen Anreize bieten, ihre Produktion in die Vereinigten Staaten zu verlagern. Der US-Exporteur Brand sieht das kritisch.

Die Scheugenpflug AG zeigt sich gelassener. Sie produziert schon länger in den USA. „Die politische Diskussion um den zunehmenden Protektionismus der USA hat in der unternehmerischen Praxis bislang noch keine Auswirkungen gezeigt“, sagt Vorstandvorsitzender Erich Scheugenpflug. So seien zum Beispiel keine zollrechtlichen Vorschriften geändert worden. Der Maschinenbauer will, unabhängig von der Politik, aus strategischen Überlegungen heraus die Wertschöpfung in den USA durch seine Tochtergesellschaft weiter ausbauen, um den amerikanischen Markt noch stärker zu durchdringen.

Blick nach Osten

Doch nicht jedes Unternehmen plant, in die USA zu investieren. Vor Trumps Präsidentschaft sah das noch anders aus. „Da standen die USA an der Spitze, wenn es für ostbayerische Firmen darum ging, neue Absatzmärkte zu erschließen oder Kapazitäten auszubauen“, erinnert Alfred Brunnbauer. 2017 rücken nach seiner Beobachtung eher die Märkte in Asien und Osteuropa ins Blickfeld. Brunnbauer will beim Blick über den Teich den Optimismus jedoch nicht aufgeben:

In vielen deutschen Produkten steckt Know-how, das US-Firmen nicht nachbauen können und das unsere Unternehmen weiterhin dorthin exportieren werden.

Zum Hintergrund Exportwirtschaft braucht freien Handel

Viele Unternehmen im Bezirk der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim haben 2016 Chancen im Auslandsgeschäft genutzt. In der Oberpfalz sind 2016 die Industrie-Exporte im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gestiegen. Die Exportquote der Oberpfalz, das ist der Anteil der Ausfuhr am Gesamtumsatz, kletterte auf den Rekordwert von 58 Prozent. „Exporte sichern in Ostbayern viele Arbeitsplätze“, sagt IHK-Außenwirtschaftsexperte Dr. Alfred Brunnbauer. Protektionismus, wie er von Seiten der USA droht, sei Gift für den weltweiten Handel. „Freihandelsabkommen wie CETA und auch TTIP indes bauen für die mittelständischen Firmen Schranken ab, die außerhalb des europäischen Binnenmarkts lauern.“ Konkret heißt das: Weniger Zollhürden, Öffnung der Märkte für Dienstleistungen und staatlichen Einkauf sowie ein Angleichen technischer Normen und Sicherheitsstandards.

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