Der Lipperthof in Wurz: Klein Island in der Oberpfalz
Wurz. In ein paar Wochen steigt die Deutsche Islandpferde Meisterschaft in Wurz. Ein guter Grund mal hinter die Kulissen des Lipperthofs zu schauen. Wie wurde aus einem kleinen Hobbygestüt mit einem Shetlandpony einer der größten Islandpferde-Höfe in Deutschland.
Von Yvonne Sengenberger
Der Lipperthof in Wurz ist nicht nur unter Reitern bekannt. Viele kennen den Besitzer Uli Reber oder waren schon mal bei Erkan im gleichnamigen Wirtshaus essen. Laut alten Aufzeichnungen gibt es den Lipperthof schon seit dem 11. Jahrhundert. In den Händen der Rebers ist er aber “erst” seit 1972. Damals kaufte Hans Reber das Grundstück und holte die ersten Islandpferde in die Oberpfalz. Um 1967 hatte er begonnen sich mit der robusten Rasse zu beschäftigen und verliebte sich sofort.
Seine ersten Reitversuche machte der jetzige Inhaber Uli Reber aber damals noch nicht auf einem Isländer, sondern auf dem Shetlandpony Presto. Da war er gerade einmal sieben Jahre alt. Später kam eine Warmblutstute hinzu. Und nach nur ein paar Jahren erreichten die ersten “Isis” Wurz. Die kleinen Pferde von der nordischen Insel waren in Deutschland noch richtige Exoten. “Man konnte sich hier nicht vorstellen, dass Erwachsene Männer auf den “Ponys” reiten können. Dabei sind Isländer keine Ponys, sondern kleine robuste Pferde. Auf Island gibt es keine anderen!”, erzählt Uli Reber. Auch heute noch gibt es Kritik von anderen Reitern.
Kleines Pferd mit fünf Gängen
Das hat den Siegeszug der Islandpferde in Deutschland aber nicht gestoppt. “Es hat sich rasant entwickelt. Heute sind Isländer die stärkste Kleinpferderasse Deutschlands.” Uli teilt die Leidenschaft für die Islandpferde mit seinem Vater. “Die Isländer sind unkompliziert und robust. Man kann sie einfach im Herdenverbund halten. Sie trotzen Wind, Regen und Kälte. Nur mit den Deutschen Sommern kommen sie nicht so zurecht”, schwärmt er.
Außerdem haben die kleinen Nordlichter auch noch eine ganz besondere Eigenschaft: Sie können nicht nur Schritt, Trab und Galopp, sondern haben noch zwei extra Gänge, den Tölt und den Pass. “Tölt ist ideal für Freizeitreiter. Damit kann man bequem sitzen, es ist nicht ermüdend und fast erschütterungsfrei.” Pass ist die schnellste Gangart. Da kann ein Isländer im Rennpass schon mal mit über 50 km/h an einem vorbei zischen.
Die Leidenschaft zum Beruf machen
Um seine Leidenschaft auch an andere weiterzugeben, übernahm Uli Reber 1987 den elterlichen Hof und machte das Hobby zum Beruf. 17 Pferde gab es damals auf dem Lipperthof. “Unsere Haupteinnahmequelle war der Reitunterricht.” Uli bildete sich weiter, machte Trainer-Lizenzen und wurde IPZV-Richter. Auf dem Hof lernte er seine Frau Irene kennen. Auch sie ist nicht nur erfolgreich auf Turnieren unterwegs. Sie gibt Reitunterricht, bereitet die Pferde und managt gemeinsam mit Uli den Hof. Mittlerweile umfasst der Lipperthof 85 Hektar Grünland. Mehr als die Hälfte wird als Weide genutzt. Zehn Mitarbeiter kümmern sich um das Wohl der Tiere oder geben Reitunterricht. Auch die Zahl der Pferde ist ganz schön gestiegen. 200 Islandpferde leben in Wurz, etwa 80 bis 100 gehören anderen, der Rest den Rebers.
Ich habe noch keine Minute lang bereut, dass ich das Architektur-Studium abgebrochen habe,
erzählt Uli, während er einem großen (für Isi-Verhältnisse großem) Hengst über den Hals streicht. Zeit für andere Hobbys bleibe freilich nicht sehr viel. “Der Beruf ist schon enorm zeitaufwändig. Wir arbeiten sieben Tage die Woche. Aber das ist es wert!”
Fotos: Lipperthof Wurz
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