Kompaktmasten als Alternative zu Erdkabel und herkömmlicher Freileitung

Weiden i.d.Opf. Die Diskussionen um den Aus- und Neubau der Stromnetze reißen nicht ab. Landwirte und Waldbauern sind in besonderer Weise betroffen. Sie müssen für die eigene Existenz und den eigenen Betrieb dringend benötigte Flächen für Stromleitungen zur Verfügung stellen. Der Bauernverband Neustadt-Weiden glaubt für den „Ostbayernring“ eine bessere Alternative zu Erdverkabelung und Stahlgittermasten gefunden zu haben.

„Der sogenannte Kompaktmast ist ein spannender Kompromiss zwischen der herkömmlichen Freileitung mit Stahlgittermasten und dem oftmals propagierten Erdkabel“, erklärt Kreisobmann Josef Fütterer bei einem Fachgespräch mit Lothar Beckler vom Bundesverband Kompaktleitung. Kompaktmasten – auch „Vollwandmasten“ genannt – verfügten über einen extrem schlanken Mastschaft und deutlich flachere sowie schmälere Längstraversen, an denen die Stromkabel aufgehängt werden. Durch diese Bauart sei es möglich, Freileitungen deutlich schmäler, niedriger und vor allem auch mit deutlich geringerem Mastdurchmesser am Boden zu realisieren. „Landwirte und Waldbesitzer profitieren von dieser Bauart daher ganz besonders, da sich der Flächenverbrauch insgesamt massiv reduziert“, betont Beckler, der zugleich Geschäftsbereichsleiter beim Mastenhersteller Europoles aus Neumarkt in der Oberpfalz ist. „Ich bin ein Fan der Kompaktmasten. Sie müssen aber dorthin gestellt werden, wo schon die alten Masten waren“, sagt Johann Kick, der in der BBV-Vorstandschaft für Stromtrassen zuständig ist.

Kompaktmasten als bewährte Technologie

Kompaktmasten würden die sichere Einhaltung aller emissionsschutzrechtlichen Vorschriften gewährleisten. „Die Auswirkungen auf Anwohner durch elektrische und magnetische Felder reduzieren sich extrem“, sagt Verbandsvertreter Beckler. In vielen anderen europäischen Ländern seien diese Masten außerdem längst Standard. Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT realisiere in den Niederlanden gerade eine 80 km lange Freileitung mit solchen Masten. Damit setze die Muttergesellschaft der deutschen TenneT TSO GmbH auf ihrem Heimatmarkt in Holland bereits auf innovative Mastlösungen.

95 % weniger Mastfläche am Boden, mehr als halbierte Trassenbreite

Bei Kompaktmasten reduziere sich das Bodenaustrittsmaß – also die am Boden durch den Mastfuß benötigte Fläche – bei einer 380-kV-Übertragungsleitung auf rund 3,14 m² im Vergleich zu einer Fläche von 64 m² (8 mal 8 m im Quadrat) bei Stahlgittermasten.

Wenn man davon ausgeht, dass pro Freileitungskilometer im Schnitt etwa drei Masten benötigt werden, bedeutet das bei tausenden neuer Masten in ganz Bayern eine erhebliche Flächenreduktion,

so Beckler. Im 110-kV-Verteilnetz gelte Vergleichbares: 0,78 m² Fläche benötige der kompakte Vollwandmast, 16 m² der Stahlgittermast. Landwirte könnten bei der Bewirtschaftung ihrer Felder außerdem bis unmittelbar an den schlanken Mastfuß heranfahren, denn die Masten für 110-kV-Leitungen werden einfach mittels eines Rammrohres im Boden verankert. Bei 380-kV-Leitungen werde ein Balkenkreuz deutlich unter der Erdoberfläche betoniert. Beide Varianten böten zudem einen vollen Anfahrschutz für landwirtschaftliche Maschinen.

Auch die Trassenbreite falle deutlich geringer aus. Der Verband rechnet bei 380-kV-Leitungen mit einer Standard-Trassenbreite von rund 11 m (35 m bei Stahlgittermasten). Bei der 110 kV-Leitung: 6 m im Vergleich zu 15 m. Beim „Ostbayernring“ in der Oberpfalz und Oberfranken sollen 36 % der 185 Leitungskilometer durch den Wald gehen: Hier müsste beim Einsatz von Kompaktmasten rund 937.000 m² weniger Wald eingeschlagen werden – ein Argument, das auch Günther Grabs, der als Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald am Fachgespräch teilnahm, überzeugt.

BBV Fachgespräch Kompaktmasten
Über die Vorteile von Kompaktmasten diskutierten (von links) Martin Härtl, Karl Bäumler, Günther Grabs, Lothar Beckler, Kreisobmann Josef Fütterer, Hans Winter, Rupert Beer und Johann Kick.

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