Nachwuchsmangel bei der Feuerwehr: Hauptamtliche keine Lösung

Neustadt/WN. Laut „Report München“ haben die Freiwilligen Feuerwehren zunehmend Probleme. Über 2.000 von ihnen sollen seit dem Jahrtausendwechsel aufgegeben haben, das sind dem Magazin zufolge 70.000 Feuerwehrleute weniger. Nachwuchsmangel sei dabei nur einer der Gründe. Das OberpfalzEcho hat bei Neustadts Kreisbrandrat Richard Meier nachgefragt.

Von Gabi Eichl

Wie steht es um die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Neustadt/WN, Herr Meier?

Kreisbrandrat Feuerwehr Richard Meier
Kreisbrandrat Richard Meier Foto: J. Masching

Im Landkreis Neustadt/WN sind die Zahlen nicht ganz so grau wie im Report geschildert. Zwar gab es auch hier einen leichten Rückgang von 0,37 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber insgesamt leisteten 2016 4.807 Kameradinnen und Kameraden aktiven Feuerwehrdienst. Davon sind 607 Frauen. Diese Zahl ist erfreulicherweise um mehr als zwei Prozent gestiegen. Die Feuerwehren verfügen über 1.020 Atemschutzgeräteträger (+3,98 Prozent) im aktiven Dienst. In den 100 Jugendgruppen ist ein starker Rückgang zu sehen: Dort leisten 273 weibliche (-10,49 Prozent) und 603 männliche (-5,93 Prozent) Anwärter Dienst in der Jugendfeuerwehr.

Ließen sich die Personalprobleme mit einigen wenigen Hauptamtlichen zusätzlich lösen – analog dem Roten Kreuz?

Da unser Landkreis Neustadt ein Flächenlandkreis ist, müsste mindestens jede Stützpunktfeuerwehr mit hauptamtlichem Personal ausgestattet werden. Es ist nicht so wie beim BRK, dass eine Mannschaft aus zwei Personen besteht, bei der Feuerwehr besteht eine Gruppe aus neun Personen. Jede Station braucht, wegen der Schichtarbeit, diese Gruppen drei Mal – also insgesamt 27 Personen. Das würde die Lohnkosten immens in die Höhe treiben.

Außerdem ist im Feuerwehrgesetz auch fest verankert, dass an einer an einer Straße gelegenen Einsatzstelle innerhalb von zehn Minuten eine Feuerwehr vor Ort sein muss, um Hilfe zu leisten. Wenn nur mehr die Stützpunktfeuerwehren mit hauptamtlichem Personal ausrücken würden, wäre wahrscheinlich diese Hilfsfrist sehr oft nicht einzuhalten. Die Städte und Gemeinden sind dafür verantwortlich, dass der Brandschutz und die Technische Hilfeleistung in ihren Gemeindegebiet gesichert sind.

Feuerwehr, Brand (4)
Wenn es brennt, muss die Feuerwehr schnell handeln. Wenige Stützpunkte mit Hauptamtlichen könnten das wohl nicht mehr leisten. Foto: J. Masching

Werden im Landkreis gezielt auch Quereinsteiger oder Frauen angeworben?

Der Landesfeuerwehrverband und das Innenministerium haben eine Imagekampagne mit verschiedenen Motiven zur Mitgliedergewinnung gestartet, zum Beispiel Info-Flyer, Plakat/Poster, Bauzaun-Banner, Roll-Ups und Bus-Werbung.

Lokalpolitiker loben die Feuerwehren in jedem Bierzelt in den Himmel, ein Wort gegen eine Feuerwehr gilt als politischer Selbstmord, die Gemeinden unterstützen die Wehren in aller Regel, soweit es finanziell machbar ist. Was kann die Politik noch tun?

Die Politik sollte meiner Meinung nach Firmen, die einen Feuerwehrdienstleistenden beschäftigen und für Einsätze freistellen, einen finanziellen Vorteil in Form von Steuernachlässen verschaffen.

Übung Feuerwehr Neustadt
Regelmäßige Übungen, wie hier bei der Feuerwehr Neustadt, gehören bei allen Feuerwehrlern dazu. Foto: J. Masching

Das größere Problem sind aber die fehlenden Arbeitsplätze am Ort. Meistens müssen die Feuerwehrdienstleistenden viele Kilometer zur Arbeit fahren, das bereitet natürlich untertags teilweise große Schwierigkeiten. Manche Feuerwehren können die Tagesalarmsicherheit dann auch nicht mehr garantieren. Es müssen dann mehrere Feuerwehren alarmiert werden, um die benötigte Mannschaft am Ort des Geschehens zu haben.

Mussten im Landkreis schon Feuerwehren aufgelöst werden?

Bis jetzt ist im Landkreis eine Feuerwehr abgemeldet, aber nicht aufgelöst. Hier finden Gespräche mit der Gemeinde und den verantwortlichen Führungskräften statt, ich bin mir aber sicher, dass es wieder weitergeht. Im äußersten Notfall müsste eine Pflichtfeuerwehr ins Leben gerufen werden, wenn nicht durch andere Feuerwehren die Hilfsfrist eingehalten werden kann. Hier müsste dann die Gemeinde Bürger zur Plicht heranziehen.

Ferienprogramm Kulmain, Kinder, Feuerwehr (13)
Aber nicht nur harte Einsätze gehören zum Alltag der Einsatzkräfte. Sie richten auch Ferienaktionen aus, wie hier die Feuerwehr Kulmain im letzten Jahr oder laden die Dorfbewohner zu Feuerwehrfesten ein. Foto: OberpfalzAktuell

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