Rätsel um Irrfahrt zweier Riesentrucks

Fuchsmühl. Eine Irrfahrt zweier Schwertransporter bei Fuchsmühl (Landkreis Tirschenreuth) gibt Rätsel auf. In der Nacht von Freitag auf Samstag hatten sich die mit einer bislang unbekannten Ladung bestückten Lastwagen auf der kleinen Gemeindeverbindungsstraße bei Mitterharlohmühle derart verfranst, dass sie weder vor- noch rückwärts kamen. Erst nach fünf Tagen wurden die zwei 5,20 Meter breiten, 34,5 Meter langen und etwa 200 Tonnen schweren Ungetüme von Bergungsfahrzeugen aus ihrer misslichen Lage befreit.

Von Udo Fürst

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Nahe Fuchsmühl blieben die beiden Sattelschlepper auf einer kleinen Gemeindeverbindungsstraße stecken. Erst nach vier Tagen wurden sie von zwei Spezialtransportern geborgen. Fotos: Werner Robl

In den sozialen Medien und rund um den knapp 1700 Einwohner zählenden Marktflecken kursierten am Wochenende die wildesten Gerüchte. Von einem geheimen Transport radioaktiver Abfälle war ebenso die Rede wie von Mafia ähnlichen Methoden der Lastwagenfahrer und ihrer Begleiter. „Die haben wohl das Navi nicht richtig eingestellt oder sie haben keine Ahnung, wie man einen Lastwagen fährt“, war noch der harmloseste von Dutzenden Posts auf Facebook.

Weder die Gemeinde noch das Landratsamt waren über den Transport informiert und auch die Fuchsmühler Feuerwehr wurde erst am Sonntag von der Einsatzzentrale Weiden über den steckengebliebenen Schwertransport unterrichtet. “Nach der Straßenverkehrsordnung ist immer abzusichern, wenn es ein Gefahrenpotenzial gibt”, erklärt Markus Ulrich, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr, und “das war an dieser unübersichtlichen Stelle gegeben. Die zwei Trucks hatten die Straße komplett versperrt. Die haben nicht einmal ein  Warndreieck aufgestellt”, moniert Ulrich. Als die Feuerwehr am Sonntagnachmittag alarmiert wurde, stand der ungesicherte Konvoi schon den zweiten Tag. “Wir haben eine Straßensperre errichtet und den Bauhof mit einer Umleitung beauftragt.”

Pechbrunner Weg bis Dienstag blockiert

Die Lastwagen einer auf Schwer- und Sondertransporte spezialisierten Firma aus dem baden-württembergischen Kirchdorf fuhren ursprünglich auf der A93 zwischen Marktredwitz und Mitterteich, als sie aus bisher unbekannten Gründen bei Pechbrunn die Autobahn verließen und auf der Staatsstraße in Richtung Fuchsmühl fuhren. Anstatt aber nach Wiesau weiterzufahren und dort wieder auf die A93 einzuscheren, bogen sie auf die für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrte Straße ab. Dort blieben sie nach einem Kilometer an einer engen Abzweigung stecken und blockierten den Pechbrunner Weg bis zum frühen Dienstagabend.

Erstaunlich dabei ist die Tatsache, dass die Kolonne sogar von zwei Fahrzeugen der Verkehrspolizei Weiden begleitet wurde. Polizeihauptkommissar Bernd Heidler von der Verkehrspolizei erklärt die “Irrfahrt” so: “Wir bekommen nur den Auftrag, solche Transporte von der Bezirksgrenze, in diesem Fall ab Marktredwitz, zu übernehmen. Auf den Streckenverlauf haben wir keinen Einfluss, der wurde von der zuständigen Straßenverkehrsbehörde in Friedrichshafen ausgestellt.” Zwar sei ein Polizeibeamter misstrauisch geworden und habe bei der Spedition nachgefragt, ob diese Strecke so stimmen könne.

Zielort des Konvois war Tschechien

Von der sei er aber dahingehend aufgeklärt worden, dass die Route überprüft worden und in Ordnung sei. “Aber Friedrichshafen ist halt weit weg von Fuchsmühl”“, sagt der Polizeibeamte schmunzelnd. Am Dienstag habe die Verkehrspolizei die mit tonnenschweren Teilen für Pressen beladenen Sattelschlepper bis zum Grenzübergang Waidhaus begleitet. “Der Zielort des Konvois war Tschechien, mehr wissen wir auch nicht”, erklärte Heidler.

In ihrer Donnerstagsausgabe berichtete eine Lokalzeitung von einem ebenfalls recht seltsamen Erlebnis ihres Reporters, der Fotos von den gestrandeten Monstertrucks machen wollte. Dabei sei er zunächst von drei Männern in Arbeitskleidung, wahrscheinlich Mitarbeiter der Spedition, bedroht worden und nachdem er sich in sein Auto zurückgezogen hatte, von einem Bergungsfahrzeug an der Weiterfahrt gehindert worden. Danach habe ein “kräftiger Mann” auf sein Auto eingedroschen, in dem auch die Ehefrau des Reporters saß. “Kreidebleich”, wie er berichtet. Erst als er den Motor seines Autos laut aufheulen habe lassen, sei er der für ihn als sehr bedrohlich empfundenen Situation entkommen.

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