Petition mit 77.000 Unterschriften überreicht

Marktredwitz. Das Atomkraftwerk Temelin steht in Tschechien in unmittelbarer Nachbarschaft zu Deutschland und Österreich. Die beiden russischen Reaktoren mit amerikanischer Technik sind seit Inbetriebnahme im Jahr 2000 sehr störanfällig. Reaktor 1 hat eine gefährliche Schweißnaht direkt am Reaktordruckgefäß. Diese Schweißnaht hält nicht unter Stress, sagt die Inspektorin der tschechischen Atomaufsicht, die den Fall untersuchte. Sie bekam einen Maulkorb. Über 77.000 Unterschriften hat die Initiatorin der Temelin-Petition, Brigitte Artmann, deswegen am vergangenen Donnerstag in Bonn im Bundesumweltministerium an Ministerialdirigent Thomas Elsner, den technischen Leiter der Atomaufsicht überreicht, immer begleitet vom Facebook-Livestream von Change.org.

Temelin
Halo Saibold (Kreisrätin Passau), Jan Haverkamp (Greenpeace), Brigitte Artmann (Kreisrätin Wunsiedel) und Gregor Hackmack (Change.org) überreichten die Petition (v. l. n. r.). Foto: Artmann

Vermittelt wurde der Termin von der Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl. Die Unterzeichner fordern die sofortige und umfassende Prüfung der Aktenlage. Unterstützt werden sie dabei von den Landräten Franz Meyer aus Passau und Dr. Karl Döhler aus Wunsiedel, beide CSU. Auch die Landräte aus Regen, Michael Adam (SPD), und aus Freyung-Grafenau, Sebastian Huber (CSU), ziehen inzwischen laut örtlichen Medien nach. In Bonn dabei waren neben Gregor Hackmack von Change.org, der kritisch bei Thomas Elsner nachhakte, auch Jan Haverkamp, der für Greenpeace zusammen mit seinem damaligen Chef in Prag die Sache aufdeckte, die Passauer Kreisrätin Halo Saibold sowie die Petentin Brigitte Artmann selbst – sie ist Kreisrätin im oberfränkischen Wunsiedel und Sprecherin der Initiative STOPPT TEMELIN.

Elsner erklärt, es gebe keinen Handlungsbedarf

Ministerialdirigent Thomas Elsner erklärte seinen überraschten Gästen “seine Experten hätten die Akten bei einem Treffen im Oktober 2015 geprüft. Es gäbe keinen Handlungsbedarf.” Er selbst wäre damals aber noch nicht im Amt gewesen. Nach dem Gespräch räumte er ein, er “werde prüfen lassen, ob sich aus dem heutigen Gespräch neue Erkenntnisse ergeben hätten.”

Im Gegensatz zu Elsner war Brigitte Artmann bei diesem bilateralen Expertentreffen im Oktober 2015 in Prag dabei, ebenso wie Elsners Vor-Vorgänger in der technischen Leitung der Atomaufsicht, Ministerialdirigent a. D. Dieter Majer. Seit seiner Pensionierung arbeitet Majer als unabhängiger Experte. Majer sagt eben über jene Temelin-Schweißnähte, zu denen sein Nachfolger keinen Handlungsbedarf sieht: “Ich glaube, dass keine der Schweißnähte im Primärkreis den Anforderungen entspricht. Betreiber und Behörde haben bisher gegenüber der Öffentlichkeit die einwandfreie Qualität der Schweißnaht nicht nachgewiesen. Die einzige realistische Möglichkeit ist eine sehr aufwendige Prüfung der Dokumentation.”

Artmann war es unerklärlich, wie Elsner zu der Schlussfolgerung kommen konnte, es wären Akten geprüft worden. Sollte das Bundesumweltministerium bei der Aussage bleiben, es wäre damit alles “geprüft, alles sicher”, so müsse man in diesem Lichte auch die Sicherheit deutscher AKW hinterfragen.

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