80 Laienschauspieler begeistern volle Kirche

Neustadt/Kulm. Nach nur drei Wochen Probezeit für das Theaterstück begeisterten die 80 Laiendarsteller die mit 400 Besuchern vollbesetzte Kirche. Von Luthers Klostereintritt über seinen Thesenanschlag bis hin zum Verhör zeigten die Schauspieler in nur einer Stunden die wichtigsten Eckpunkte seines Lebens. 

Von Udo Fürst

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Regisseurin Gerlinde Nerlich war begeistert von ihren 80 Laienschauspielern.

Wenn der evangelische Pfarrer einen katholischen Kardinal und ein katholischer Priester den Papst spielt, ist es schon etwas seltsam. Wenn aber dann auch die Bürgermeister als Kurfürsten auftreten und Gaukler laut musizierend durch ein überfülltes Gotteshaus tanzen, muss es etwas Besonderes gewesen sein. In der Tat gab es am Reformationstag in der evangelischen Dreieinigkeitskirche eine Premiere zu bestaunen: Etwa 80 Laiendarsteller aus der Region zeigten das Leben und Wirken Martin Luthers in einem Theaterstück.

Regisseurin Gerlinde Nerlich wollte mit dem Theaterstück die wichtige Botschaft des Reformators wieder in die Köpfe der Leute kriegen und zeigen wie Martin Luther gedacht hat. Schon aus praktischen Gründen konnte dies nicht in einem komplett durchchoreografiertes Stück gepackt werden. „Es sind einzelne Szenen aus dem Leben Luthers, darüber hinaus haben wir einen Ausblick in die Gegenwart versucht”, erklärte die Nerlich. In der Aufführung rissen die Schauspieler den Klostereintritt Luthers, den Thesenanschlag, seine Rom-Reise, das Verhör in Augsburg und der Reichstag in Worms an.

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Gerlinde Nerlich schrieb das Luthertheater und führte auch Regie. Nach dem Stück freute sie sich mit dem Hausherrn Pfarrer Hartmut Klausfelder über das vollauf gelungene Experiment.

Tosender Applaus

Bei aller Unvollständigkeit, die das knapp einstündige Stück über den Reformator haben muss: Die gut 400 Besucher waren restlos begeistert. Sie spendeten den Darstellern mit der Autorin und Regisseurin Gerlinde Nerlich minutenlangen Applaus. Dabei hatten die Laienschauspieler nur knapp drei Wochen geprobt. Selbst bei der Generalprobe am Vorabend des Reformationstags wusste Nerlich noch nicht genau, wie es wohl ausgehen würde. „Einige Darsteller kenne ich gar nicht und ich wusste auch nicht, ob heute alle kommen.“ Doch sie hatte Glück: Es kamen alle.

Von der dreijährigen Nerle über die Bürgermeister Manfred Porsch und Wolfgang Haberberger bis zu den Luther-Darstellern Simon Graf, Hans Nerlich und Werner Schlöger. Natürlich waren auch beide evangelische Pfarrer Dirk Grafe aus Wirbenz und Hartmut Klausfelder mit dabei. Sie übernahmen sogar einige Rollen im Stück. Grafe spielte zum einen Luthers Vater und später den Kardinal Cajetan. Hausherr Klausfelder übernahm eine kleinere Nebenrolle. Selbst der katholische Kollege Sven Grillmeier aus Speichersdorf wirkte an dem Theater mit und spielte den Papst.

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“Schöi woars!”

„Ein großartiges Stück in Anbetracht der Umstände mit der kurzen Probenzeit. Außerdem wurde die religiöse und geschichtliche Hintergrund anschaulich präsentiert“, sagte Besucher Robert Baier aus Kemnath. Auch Michael Pöllath aus Speichersdorf war beeindruckt: „Besonders als Katholik war es für mich ein sehr anschauliches Stück Geschichte, das die Darsteller eindrucksvoll rübergebracht haben.“ Kurz und bündig fiel die Kritik von Prämonstratenserpater Johannes aus: „Schöi woars!“ Auch der momentan in Cham als Kaplan wirkende Priester lobte das Ensemble: „Hut ab vor dieser Spontanität.“ Zufrieden waren schließlich auch die schauspielernden Bürgermeister. „Ganz toll, was da in der kurzen Zeit aufgezogen wurde. Es hat großen Spaß gemacht da mitzuspielen“, sagte Speichersdorfs Bürgermeister Porsch. Sein Amtskollege Haberberger war begeistert: „Erste Klasse, was da an Improvisationskunst geboten wurde und welchen Mut die Leute hatten, hier aufzutreten.“

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Bilder: Udo Fürst

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