Beten an den Friedhöfen im Sperrgebiet

Grafenwöhr/Vilseck. Moosbedeckte, kunstvoll gestaltete Grabmäler aus Sandstein, Gebete und Lieder in der Friedhofsstille und das inmitten des größten Militärübungsplatzes in Bayern. Auch dieses Jahr besuchten Gläubige wieder die Friedhöfe Haag und Langenbruck im Truppenübungsplatz und beteten an den Gräbern ihrer Vorfahren, Geistliche aus Vilseck segneten die Grabstellen.

Von Gerald Morgenstern

Haag Friedhof Truppenübungsplatz Grafenwöhr
Gläubige besuchten die Friedhöfe im Sperrgebiet. Die Geistlichen Pfarrvikar Hrundaya Kumar und Studiendirektor i. R. Lohar Kittelberger (von links) segneten vor dem Haager Friedhofskreuz die Grabstellen. Werner Stubenvoll (rechts) gab Erläuterungen zur Geschichte der aufgelösten Dörfer Haag und Langenbruck.

Die Friedhöfe der ehemaligen Gemeinden im Truppenübungsplatz gelten als historische Kulturgüter, insbesondere der Haager Friedhof als Kleinod im Übungsplatz. 1992 sanierten Arbeiter der Bundeswehr und des Forsts den brachliegenden Friedhof, und richteten die Grabsteine wieder auf.

Der Langenbrucker Friedhof am Rande des Südlagers wurde schon nach der Auflösung von einem US-Sergeant und später von den zivilen Mitarbeitern der US-Armee gepflegt. Seit 1992 finden zur Allerheiligenzeit die Friedhofsbesuche statt, mit denen die früheren Bewohner und deren Nachkommen auch die Verbundenheit zu ihrer alten Heimat zeigen.

Haag Friedhof Truppenübungsplatz Grafenwöhr

Gräber schon im Vorfeld schmücken

Die Besucher legten Blumen an den Ruhestätten in der verlassenen Heimat nieder und stellten Grablichter auf. Die US-Armee Garnison Bavaria gab bereits im Vorfeld auch die Möglichkeit die Grabstellen zu pflegen und zu schmücken. Franz Zeilmann vom Büro für Presse und Öffentlichkeitsarbeit organisierte den Besuch und begleitete die Fahrt.

Der Vorsitzende des Soldaten- und Kriegervereins Sorghof, Werner Stubenvoll begrüßte die Gläubigen am Haager Friedhof. Sein Urgroßvater verfasste einst die Haager Chronik. Stubenvoll ging auf die Entstehung des Gottesackers ein und zitierte aus dem Gedicht des Haager Heimatdichters Erhard Trummer: “Wenn wir ferne sind und weit, wer wird denn am Grabe beten zur Allerseelenzeit”. Diese Frage beantworteten die beiden Geistlichen, Studiendirektor i. R. Lothar Kittelberger und Pfarrvikar Hrundaya Kumar. Sie sprachen die Gebete, stimmten die Leider an und segneten die Grabstellen.

Auch am Langenbrucker Friedhof gebetet

Die Gebete in Haag fanden vor dem Friedhofskreuz statt, dass der mittlerweile verstorbene Grafenwöhrer Georg Stümpfl fertigte. Der Stümpfl-Girch wurde in Bergfried bei Haag geboren und zimmerte als gelernter Schreiner bei der Sanierung des Gottesackers das Friedhofskreuz. Sein Enkel Peter war beim diesjährigen Besuch am Haager Friedhof dabei und steuerte auch den Bus. Auf der Rückfahrt aus dem Sperrgebiet wurde die Feier am Langenbrucker Friedhof wiederholt.

Foto: G. Morgenstern

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