Hart aber fair – Milcherzeuger verhandeln seit 40 Jahren

Neustadt/WN. Rund 500 Milchbauern folgten 1977 der Einladung zur Gründungsversammlung einer Milcherzeugergemeinschaft im Weidener Josefshaus. Der damalige Kreisobmann des Bauernverbandes, Alfred Kraus, Geschäftsführer Josef Wittmann und Bauernverbands-Direktor Helmut Kutter hatten ihre Mitglieder zusammengetrommelt, um die Vorteile der neuen Gemeinschaft vorzustellen.

„Zweck des Vereins ist es, die Erzeugung und den Absatz, der in den Mitgliedsbetrieben gewonnenen Milch den Erfordernissen des Marktes anzupassen“, erinnerte Alois Lukas im Festvortrag zum 40-jährigen Bestehen der MEG Weiden.

Dieses Ziel wurde in den vergangenen 40 Jahren immer erreicht. Es hat oft Diskussionen gegeben, aber die Qualität hat sich durchgesetzt,

betonte Lukas, der der MEG von 1987 bis zum Jahr 2011 als Vorstand diente. Schon im Laufe der Gründungsversammlung entschlossen sich 96 Milcherzeuger mit einer jährlichen Produktionsmenge von zusammen 6,5 Millionen Kilogramm Milch zum Beitritt. In gut einer Woche warben die Gründungsmitglieder bei 28 Gebietsversammlungen für die Gemeinschaft, die im Juni 1977 die Anerkennung als wirtschaftlicher Verein durch das Bayerische Landwirtschaftsministerium erhielt.

Einführung der Quotenregelung als starker Eingriff

Zur ersten Mitgliederversammlung am 28. April 1977 fanden sich so bereits 333 Mitglieder ein, die mit ihren 5550 Kühen 17 Millionen Kilogramm Milch produzierten. Zum Vorsitzenden wurde Alfred Krauß aus Hannersgrün gewählt. Der erste Geschäftsführer Josef Wittmann machte sich vom Gründungsjahr an bis zum Jahr 2007 um die MEG verdient. Lukas blickte auf die Einführung der Quotenregelung im Jahr 1984 zurück:

Das war der stärkste Eingriff in den Milchmarkt überhaupt. Trotzdem gingen die Preisschwankungen und der Strukturwandel ungehindert weiter, weil die Regelungen immer wieder geändert wurden – insgesamt bis zum Oktober 2015 fast 40 Mal”

Ein Meilenstein der positiven Art sei die Einführung des „Grünländers“ gewesen, „ein neuer Naturkäse unserer Molkerei, der innerhalb kurzer Zeit zum Marktschlager wurde.“

Alois Lukas
Alois Lukas lenkte 24 Jahre lang die Geschicke der Milcherzeugergemeinschaft Weiden. Zur Feier des 40-jährigen Bestehens blickte er im Festvortrag auf die Geschichte des wirtschaftlichen Vereins zurück.

Seit Jahren rückläufige Mitgliederzahlen

Den Höchststand bei der Mitgliederzahl erreichte die Erzeugergemeinschaft 1989 mit 894 Mitgliedsbetrieben. Seitdem ging es fast stetig bergab. Zum Jahresende 2016 zählte der aktuelle Vorstand Manfred Venzl 381 Mitglieder. Gegensätzlich zur Mitgliederzahl entwickelte sich jedoch die Milchmenge. Während die 894 Mitglieder im Jahr 1989 66,8 Mio. Kilogramm Milch lieferten, waren es vergangenes Jahr 98,65 Mio. Kilogramm. „Wir sind mit unseren Mitgliedern zufrieden“, sagte Venzl zur Entwicklung der Zahlen.

Stetiger Wandel im Milchmarkt

„Eine tolle Leistung vor 40 Jahren! Es ist immer besser einer Gemeinschaft beizutreten. Das macht einen Berufsstand stark, wenn man zusammensteht“, lobte Bürgermeister Rupert Troppmann. Abnehmer der MEG war von Anfang die Privatmolkerei Bechtel. Nach dem Tod des Unternehmenschefs Hans Bechtel im Jahr 2001 übernahm Schwiegersohn René Guhl die Leitung des Unternehmens. „Das einzig Stetige ist der Wandel“, meinte Guhl im Hinblick auf die Milchpreisveränderungen, die regelmäßig um plus oder minus 20 Prozent ausschlagen würden. Die MEG Weiden sei eine starke Gemeinschaft, die eine marktgerechte Position einnehme und auf Augenhöhe mit der Molkerei als Abnehmer agiere.

Die Vertragsverhandlungen sind hart in der Sache aber stets fair,

lobte der Molkereichef. „Es gibt das Sprichwort „Der Erfolg hat viele Väter. Für die MEG Weiden trifft das in besonderer Weise zu. Gemeinsam im Team haben Sie zur erfolgreichen Vermarktung der Milch Ihrer Mitglieder entscheidend beigetragen. Dafür gebührt Ihnen der Dank und die Anerkennung“, sagte Leitender Landwirtschaftsdirektor Dr. Siegfried Kiener.

Rene Guhl Naabtaler Milchwerke
René Guhl, Chef der Naabtaler Milchwerke/Privatmolkerei Bechtel, lobte den fairen Verhandlungsstil der Weidner Milcherzeugergemeinschaft.

Ehrung der Gründungsväter

Mit Dankurkunden und Geschenkkörben zeigten sich die aktuellen Vereinsfunktionäre bei den Gründungsmitgliedern der MEG Weiden erkenntlich: Ernst Stark (Rothenstadt), Alois Weig (Almesbach), Erich Schieder (Ellenbach), Willi Strobel (Haupertsreuth) und Alois Lukas (Tröglesricht).

Dankurkunden gab es außerdem für die Gründungsbeiräte Karl Beer (Denkenreuth, 25 Jahre Beirat), Alfred Forster (Irchenrieth, 10), Heinrich Fütterer (Kahhof, 25), Heinrich Grünbauer (Artesgrün, 24), Ludwig Löw (Haupertsreuth, 18), Alois Lukas (Tröglesricht, 34), Hans Prölß sen. (Weiden, 30), Jakob Prüfling (Untersteinbach, 28), Josef Richthammer (Reisach, 15), Alfred Stark (Rothenstadt, 24) und Alois Weig (Almesbach, 15). Eine Dankurkunde gab es auch für Gründungsgeschäftsführer Josef Wittmann (1977 bis 2007).

MEG Weiden 40 Jahre Jubiläum
Sie unterzeichneten die Satzung im Jahr 1977 oder gehörten dem Gründungsbeirat an: MEG-Vorstand Manfred Venzl (hinten, rechts) bedankte sich bei 14 Gründungsvätern des wirtschaftlichen Vereins.

* Diese Felder sind erforderlich.