“Schulterschluss” für Kinder und Jugendliche in suchtbelasteten Familien

Tirschenreuth. Aktuellen Schätzungen zufolge leben 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche mit mindestens einem Elternteil zusammen, das ein alkoholbezogenes Problem hat. Hinzu kommen noch 60.000 Kinder mit einem opiatabhängigen Elternteil. Suchtkrankenheiten in der Familie bedeuten auch Probleme für das Kind. 

Kooperationsseminar Schulterschluss - Für Kinder und Jugendliche in suchtbelasteten Familien
Der Landkreis Tirschenreuth macht sich stark für Kinder und Jugendliche in suchtbelasteten Familien. Mitarbeiter aus der Suchtberatung, Erziehungsberatung, den Sozialdiensten des Jugend- und Gesundheitsamtes, der ambulanten Familienhilfe der Diakonie, der Polizei und der Selbsthilfe nahmen am Kooperationsseminar Schulterschluss teil.

Kinder und Jugendliche mit suchtkranken Eltern sind mit spezifischen Entwicklungsrisiken konfrontiert. Sie haben ein deutlich höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens selbst an einer suchtbezogenen oder psychischen Störung zu erkranken (etwa jedes dritte Kind). Kinder suchtkranker Eltern leiden zudem unter Stress, psychischer oder physischer Gewalt, Instabilität in der Familie und isolieren sich häufig von anderen Kindern.

Sucht hat Auswirkung auf das Kind

Tatsache ist, dass eine Suchterkrankung wie jede Erkrankung auch immer Auswirkungen auf die Kinder hat. Wichtig bei der Arbeit ist, die Eltern in ihrer Elternverantwortung ernst zu nehmen und zu unterstützen. Um Kinder und Jugendliche in suchtbelasteten Familien zu erreichen, sind funktionierende Netzwerke und Kooperationen im Bereich der Präventions- und Hilfestruktur unverzichtbar. Zudem müsse man bei Betroffenen Hemmschwellen abbauen, so dass sie die Hilfe der Fachstellen annehmen und zulassen. Es sei nötig, das Thema zu enttabuisieren, mittels Präventionsangeboten darüber aufzuklären und aktiv Unterstützungsangebote zu kommunizieren. Diesen Anforderungen will der Landkreis Tirschenreuth gerecht werden.

Tirschenreuth schult Mitarbeiter

Das bayernweite Kooperationsprojekt Schulterschluss greift diese Anforderungen auf und unterstützt die Landkreise und Städte kostenlos in der Weiterentwicklung und Optimierung der regionalen Netzwerke zwischen Jugend- und Suchthilfe. Die Sozialpädagoginnen Pia Kürschner von der KoKi und Theresia Schwarz vom Gesundheitsamt initiierten das zweittägige Kooperationsseminar. Die Moderation der Fachveranstaltung übernahmen das extra hierzu geschulte Tandem Christina Binder (Leitung Soziale Dienste Jugendamt Freising) und René Spilner (Suchttherapeut, Fachklinik Herzogsägmühle). Die Teilnehmer kamen aus der Suchtberatung, Erziehungsberatung, den Sozialdiensten des Jugend- und Gesundheitsamtes, der ambulanten Familienhilfe der Diakonie, der Polizei und der Selbsthilfe.

Am Ende der informativen zwei Tage war man sich einig, dass solche Veranstaltungen sehr sinnvoll sind, obwohl man meint sich im Landkreis untereinander gut zu kennen. Es ist wichtig sich einmal Zeit zu nehmen über den Tellerrand der eigenen Zuständigkeit zu sehen. Zu wissen, welche Angebote gibt es im Landkreis, was können die einzelnen Stellen leisten, welche Ansprechpartner gibt es. Bei Netzwerktreffen, die die KoKi veranstaltet soll in Zukunft die Suchthilfe noch besser eingebunden werden.

Festgestellt wurde auch, dass im Landkreis bereits eine sehr gute nachhaltige, breit aufgestellte Präventionsarbeit geleistet wird. Was fehlt sind in einigen Orten jedoch niederschwellige Anlaufstellen (z.B. Jugendcafes) für Kinder- und Jugendliche mit Fachpersonal.

Die „Schulterschluss-Seminare“ werden vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration unterstützt.

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