Preis für Altneihauser Feierwehrkapell’n: Neugirg und Co. begeistern in Baden

Philippsburg/Windischeschenbach. Der begehrte Trommlerpreis, den die Karnevalsgesellschaft Narhalla 1874 Philippsburg (eine der ältesten im Lande)in Baden alljährlich an hochkarätige Fastnachter und Spaßmacher aus der ganzen Republik vergibt, ging in diesem Jahr an die „Altneihauser Feierwehrkapell’n“ mit ihrem Kommandanten Norbert Neugirg. 

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Von Hans-Joachim Of

Diese große und renommierte, auch als „Hermann-Siegel-Gedächtnispreis“ bekannte, Auszeichnung wird ausschließlich an Persönlichkeiten oder Gruppen verliehen, die sich in der fünften Jahreszeit „Verdienste um Karneval, Fastnacht, Brauchtum, Frohsinn und fröhliche Kunst“ im Lande verdient gemacht haben, wie Narhalla-Sitzungspräsident Klaus Umstadt eingangs betonte. Dabei handelt es sich um eine Figur aus dem Mythenbereich der Festungszeit um das Jahr 1640 in der früheren Garnisonsstadt Philippsburg am Rhein.

Handgeschnitzte Holzfigur geht in die Oberpfalz

In der Vergangenheit wurde auch Persönlichkeiten wie die Mainzer Hofsänger, Ernst Neger, Margit Sponheimer, Ivan Rebroff oder Tony Marschall diese Ehre zuteil. Im Rahmen einer an Höhepunkten reichen und glanzvollen Prunksitzung konnte die Vereinsspitze um Präsident Harald Weis die von Künstlerhand geschnitzte, wertvolle Holzfigur „Trommler von Philippsburg“ nebst einer mit dem Stadtwappen versehenen Urkunde an die Altneihauser Feierwehrkapell’n überreichen. Die Nordoberpfälzer wurden später mit einem exzellenten, halbstündigen Vortrag zum Überflieger und rissen das Auditorium von den Sitzen.

Die Feierwehrkapell’n sei, wie aus der Laudatio des Vorjahrespreisträgers und Hofnarrs Andreas Franz von den Bruchkatze Ramstein hervorging, seit Jahren ein Garant für allerbeste Unterhaltung, in Franken und der Oberpfalz eine Institution. Ihr Kommandant Norbert Neugirg verpacke ironische Reime und Verse mit hintersinnigem Humor und bringe aktuelle Geschehnisse mit spitzer Zunge auf den Punkt. Wohl wahr, wie der furiose Auftritt des neunköpfigen Ensembles bewies.

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Norbert Neugirg und KG-Präsident Harald Weis mit dem renommierten Trommlerpreis 2018.

Jede Menge Witze auf Kosten der Franken

Dabei wurden nicht nur den„Großkopfeten“ wie EU-Kommissar Oettinger, Frankreichs Macron oder dem US-Präsidenten („Donald Trump ist affengeil – ieiieiho“) die Leviten gelesen sondern auch lokale Politgrößen („Zwischen Bier und Essensresten wimmelt es von Ehrengästen“) und Rathauschefs Zielscheibe von Spott und Hohn. „Der Bürgermeister hat mich angewiesen, ihn als ersten zu begrüßen. Stefan Martus ist der Herr im Haus – und genau so schaut’s hier aus!“, formulierte Neugirg unter dem Gejohle der Saalfastnachter. Sie seien gerne nach Philippsburg gekommen „denn Mainz hat uns ja nicht genommen“.

Schlechten Umgang seien sie gewohnt, „denn die Oberpfalz blieb davon nie verschont“. Natürlich wurden die „geliebten Franken“ ausgiebig und augenzwinkernd gefeiert. „Unsere Heimat grenzt an Böhmen und da wird man hart im nehmen“, formulierte Deutschlands beste und liebenswürdigste Kapelle („Balsam für die Trommelfelle“) Weiter hieß es:

Man musste schon der Lage wegen, Kontakte zu Gesindel pflegen. Deshalb wird uns der Besuch in Baden heute Abend auch nicht schaden,

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eröffnete der fast zahnlose Anführer. Letztlich hieß es bei der, bereits im Jahre 1985 „erfundenen“ Kapelle: „Wir danken dem erlauchten Kreis für den Philippsburger Trommlerpreis. Der Himmel segne die KaGe und das Narhalla-Komitee. Gebe, dass man sich hier irgendwann, wieder bessere Kapellen leisten kann“. Eine vom Narrenvolk abgefeuerte Rakete war der verdiente Lohn für einen außergewöhnlichen Auftritt dieser Sinn-Akrobaten, die im Publikum für Lachmuskelkater gesorgt hatten. „Wenn es sie nicht schon gäbe, müsste man sie erfinden“, so der treffende Kommentar einer Besucherin aus dem nahen Oberhausen.

Abwechslungsreiches Programm im Anschluss

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In der Folge schauten frühere Preisträger wie Hofnarr Andreas Franz dem Volk aufs Maul und hielt mit spitzer Zunge in geschliffenen Versen der Politik den Spiegel vor. Bänkelsänger Günter „Dudi“ Dudenhöffer aus der Pfalz begeisterte als „Mann mit der Gitarre“. Prädikat: Einmalig! Eine sichere Bank ist stets auch „Musikprofessor“ Werner Beidinger aus der Kurpfalz, der in unnachahmlicher Art die Weltpolitik glossierte und auch viel Lokalkolorit einstreute. Natürlich waren auch die Lokalmatadoren der Narhalla am Start und zeigten mit herrlichen Garde- und Showtänzen, ihrem Tanzmariechen sowie stimmungsvoller Livemusik mit der einheimischen Ikone Karl-Heinz „Charly“ Bög auf, dass Philippsburg zu Recht als närrische Hochburg im ganzen Land gilt. Auch Männerballett, die Badner Schalmeien Philippsburg oder die Strassergarde waren zu später Stunde auf die Minute topfit und bestens aufgelegt.

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von links: Narhalla-Sitzungspräsident Klaus Umstadt, Norbert Neugirg und Harald Weis,
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Fotos: Hans-Joachim Of

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