Sturmtief auch beim 1. EV Weiden: Stürzen Blue Devils ab?

Weiden. Es brodelt bei den Blue Devils. Erst schimpft Marcel Waldowsky im Interview über seine Mannschaft, dann wird Trainer Milan Mazanec entlassen und jetzt die nächste Hiobsbotschaft. 

Hat Marcel Waldowsky mit seinem Interview einen Stein ins Rollen gebracht? Es braut sich scheinbar ein Sturm über dem 1. EV Weiden zusammen. Heute wurde bekannt, dass Trainer Milan Mazanec gehen muss. Jetzt meldete sich die Vorstandschaft zu Wort: Thomas Siller und Tobias Hacker stehen für keine Amtszeit mehr zur Verfügung. Nachfolger gibt es aber keine. Müssen die Blue Devils zurück in die Bezirksliga?

1. Vorsitzender Thomas Siller (rechts) und 2. Vorsitzender Tobias Hacker links) mit Florian Zellner. Jetzt gaben die beiden ihren Rücktritt bekannt. Foto: Tobias Neubert Photography

Stellungnahme des Vereins

Hier die Stellungnahme der amtierenden Vorstandschaft des 1. EV Weiden zur aktuellen Situation des Vereins:

“Sehr geehrte Mitglieder des 1. EV Weiden, liebe Freunde und Unterstützer des Weidener Eishockeys,

mit der kommenden Mitgliederversammlung, die Mitte des Jahres 2018 stattfinden wird, endet unsere Amtszeit als Vorsitzende des 1. EV Weiden. Wir, Thomas Siller als 1. Vorsitzender und Tobias Hacker als 2. Vorsitzender, stehen definitiv für keine weitere Amtszeit mehr zur Verfügung. Für diese Entscheidung gibt es Gründe, die wir im Folgenden darlegen wollen.

Wir haben im Jahr 2008, zunächst als so genanntes Funktionsteam, später als gewählte Vorstandschaft, die Verantwortung für den 1. EV Weiden übernommen, in einer Zeit, als es alles andere als gut um den Verein stand. Unter unserer Führung wurde auf sportlicher Seite die Rückkehr aus der Landesliga in die Oberliga Süd geschafft, in der sich die Blue Devils seit 2012 halten. Nun werden wir nach einer mehr als zehnjährigen Amtszeit den Verein ohne Neuschulden aus dem Geschäftsbetrieb der vergangenen Jahre übergeben. Eigene Darlehen werden wir dem Verein erlassen. Das alte, langfristige Darlehen aus dem Jahr 1999 wurde während unserer Amtszeit stets mit Zins und Tilgung bedient und steht zum 1.1.2018 bei einem Saldo von rund 100.000 Euro, entgegen einem Saldo von 316.000 Euro im Jahr 2008.

“Kein starkes Oberliga-Team finanzierbar”

Ein konkurrenzfähiger Spielbetrieb in der dritthöchsten deutschen Spielklasse (Oberliga Süd) erfordert allerhöchste Anstrengungen finanzieller Natur. Unser derzeitiger Gesamtetat des Vereins beläuft sich auf etwa 800.000 Euro. Ein beträchtlicher Anteil, nämlich rd. 100.000 Euro, kommt hierbei unserer erfolgreichen Nachwuchsarbeit zugute. Leider zeigt sich, dass mit den vorhandenen Mitteln kein überdurchschnittlich starkes Oberliga-Team finanzierbar ist. Die Oberliga Süd ist in den vergangenen Jahren stetig stärker und somit teurer geworden. Trotz Steigerung der Sponsoreneinnahmen konnten wir unseren Mitbewerbern in dieser Liga finanziell meist nur „hinterher hecheln“ und – in den letzten Jahren – die Bilanzen nur durch private Darlehen der Vorsitzenden ausgeglichen gestalten.

Weniger Zuschauer auf den Rängen – weniger Engagement

Seit jeher ist der 1. EV Weiden in relativ hohem Maße abhängig von Zuschauereinnahmen. Leider ist bereits seit letzter Saison ein klarer Zuschauerrückgang zu verzeichnen. Teilweise haben in dieser Spielzeit zu manchen Heimspielen der Blue Devils weniger als 1.000 Besucher den Weg in die Hans-Schröpf-Arena gefunden. Selbst Derbies gegen Selb oder Regensburg sind seit letzter Saison nicht mehr ausverkauft, so wie das in früheren Jahren stets zuverlässig der Fall war.

Trotz unseres nicht unerheblichen Gesamtetats wird der Verein bis heute zu 100 Prozent ehrenamtlich geführt. Doch die Zahl der Vorstandsmitglieder und auch die Anzahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter im Umfeld wurden in den letzten Jahren aus den verschiedensten Gründen stetig geringer, mit der Konsequenz, dass immer mehr Arbeit und Verantwortung auf unseren Schultern als Vorsitzende liegt.

Wir haben Verständnis dafür, dass mancher aus persönlichen Gründen nicht mehr bereit ist, sich ehrenamtlich im Verein zu engagieren. Doch auch für uns gibt es Grenzen, was die Belastbarkeit angeht, sowohl finanziell als auch im fordernden Alltagsgeschäft eines Vereins mit rd. 800 Mitgliedern und einem aufwändigen Spielbetrieb mit acht Eishockey-Mannschaften und einer Abteilung Eiskunstlauf.

Entscheidung hat nichts mit aktueller Situation zu tun

Wir betonen, dass unsere Entscheidung unabhängig von der gegenwärtigen sportlichen Situation und jeglicher anderer Themen um die erste Mannschaft fällt. Das ausgegebene Saisonziel wurde mit dem Erreichen der Play-offs und dem damit verbundenen Klassenerhalt in der Oberliga Süd erreicht. Sicherlich hat es in den letzteren Jahren sportliche Durststrecken gegeben, aber Erfolg ist im Sport nun einmal nicht planbar. Vergessen darf man dabei aber nicht, dass wir zu jeder Zeit und mit jeglicher Maßnahme dem Verein und dem Erfolg der ersten Mannschaft dienlich sein wollten.

So wie sich die Situation derzeit darstellt, sind wir nicht mehr bereit, die beschriebenen Risiken zu tragen und werden bei der nächsten Mitgliederversammlung mit Neuwahlen nicht mehr zur Verfügung stehen. Leider sind uns derzeit keine Personen bekannt, die diese Herausforderung als neue Vorsitzende annehmen wollen.

Spielbetriebs-GmbH als Lösung?

Eine mögliche Lösung der Situation sehen wir in der Gründung einer Spielbetriebs-GmbH, um den kostenintensiven und riskanten Spielbetrieb der 1. Mannschaft (Blue Devils in der Oberliga Süd) vom Hauptverein zu lösen.

Durch die Gründung einer Spielbetriebs-GmbH werden die finanziellen Risiken auf einen möglichst großen Kreis an Personen verteilt, welche gemeinsam als Gesellschafter agieren und einen Geschäftsführer bestellen, der sich um das Alltagsgeschäft kümmert. Im Regelfall gründet sich eine solche GmbH aus aktiven Sponsoren und Gönnern des Eishockeysports in der Region. In der Oberliga Süd wurden vergleichbare Modelle bisher in Regensburg, Sonthofen, Landshut und Rosenheim realisiert. Ein weiterer Effekt einer solchen Konstellation ist, dass man das Risiko für eine neue Vorstandschaft des Hauptvereins – welche den Fokus auf Eishockeynachwuchs und Eiskunstlauf richten könnte – deutlich minimiert.

Keine Zukunft für den Eishockey-Sport

So könnten wir einen Weg gestalten, der die Blue Devils in der dritthöchsten deutschen Spielklasse halten kann. Klar ist, dass dieses ehrgeizige Ziel nur mit massiver Unterstützung der einheimischen Wirtschaft und aller Institutionen gelingen kann.

Sollten sich keine Bewerber für die Vorstandsämter finden bzw. für die Gründung einer Spielbetriebs-GmbH zur Verfügung stehen, sehen wir keine Zukunft für den Eishockeysport auf dem bisherigen Niveau. Im schlimmsten Fall ist zu befürchten, dass der 1. EV Weiden einen Neuanfang in der untersten Spielklasse, der Bezirksliga, vollziehen müsste.

Die Vorstandschaft des 1. EV Weiden

Thomas Siller, 1. Vorsitzender Tobias Hacker, 2. Vorsitzender”

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