Doppelstrategie im Kampf gegen den Bevölkerungsschwund

Neustadt/Kulm. Der Kulmstadt geht es wie vielen anderen Städten und Gemeinden im Nordosten Bayerns: Sie verlieren immer mehr Einwohner. Nur noch knapp über 1.100 Seelen zählt die kleinste Stadt der Oberpfalz – 1.666 waren es 1950, immerhin noch 1.329 vor gut zehn Jahren. Nun wollen die Stadtväter und –mütter mit Bürgermeister Wolfgang Haberberger an der Spitze diesen Trend mit einer Doppelstrategie stoppen.

Von Udo Fürst

Kulmblick Baugebiet Neustadt am Kulm 2
27 Grundstücke können im Baugebiet Kulmblick bebaut werden. Die ersten drei Bauanträge sind jetzt bei der Stadt eingegangen. Foto: Udo Fürst

Mit der Sanierung des Marktplatzes auf der einen und einem Neubaugebiet auf der anderen Seite will man Neubürger anlocken und Einheimische zum Bleiben bewegen. Diese Strategie scheint aufzugehen: Im Baugebiet Kulmblick in Mockersdorf wollen die ersten drei Familien bauen. „Ich habe ins Archiv geschaut. Es ist das erste Mal in den vergangenen 20 Jahren, dass gleich drei Bauanträge auf einmal eingehen“, sagte Wolfgang Haberberger in der jüngsten Stadtratssitzung stolz. Eigentlich sind es sogar vier Bauvorhaben, doch die Interessentin für den Neubau eines Einfamilienwohnhauses im Tremauer Weg muss ihre Bauvoranfrage an das Landratsamt stellen, weil das betreffende Grundstück im Außenbereich liegt.

Baugebiet “konkurrenzlos günstig”

Außer den bekannten Antragstellern hätten bereits mehr als zehn Interessenten ihr Interesse bekundet, sich im neuen Baugebiet anzusiedeln. „Vor allem junge Familien von auswärts“, freut sich der Bürgermeister. Die Straßen und Fußwege an dem freiliegenden Nordhang mit Blick zum Rauhen Kulm sind angelegt, die Laternen aufgestellt, die Hausanschlüsse verlegt, die Grundstücke vermessen und die ersten Notarverträge abgeschlossen. „Das ist unser Projekt des Jahres“, sagte Haberberger schon in der Dezembersitzung des Stadtrats. Der Quadratmeterpreis für die 27 Grundstücke im Baugebiet beträgt 31 Euro inklusive Erschließung. „Damit liegen wir deutlich unter den meisten anderen Kommunen in der Region“, so Bürgermeister Wolfgang Haberberger und bezeichnete dies als „konkurrenzlos günstig“. Lediglich die Herstellungsbeiträge für Wasser und Abwasser von circa sieben bis zehn Euro je Quadratmeter müssten noch hinzugerechnet werden.

Käufer, die vor dem 1. Mai 2018 eine Parzelle erwerben, müssen innerhalb von fünf Jahren mindestens den Rohbau fertiggestellt haben. Häuslebauer, die ihr Grundstück nach diesem Datum erwerben, müssen ab dem Kaufvertragsdatum innerhalb von fünf Jahren fertig gebaut haben. Wird nicht in diesen Fristen gebaut, werde das Grundstück wieder an die Stadt rückübertragen, erklärt Haberberger. Ein Weiterverkauf sei nicht möglich.

Baugebiet Neustadt am Kulm 1

Auch Marktplatz soll attraktiver werden

Unabhängig vom Neubaugebiet wirbt die Stadt auch für den Marktplatz, wo einige Häuser leer stünden. „Durch die beschlossene Sanierung wird sich unser Wohnzimmer in einigen Jahren noch attraktiver präsentieren als dies jetzt schon der Fall ist.“ Wolfgang Haberberger hofft, dass noch heuer mit den Arbeiten an dem in der Stadt umstrittenen Projekt beginnen können.

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