Bezug auf Gott keine juristische Lyrik

Mantel. „Wir leben in einer immer schnelllebigeren Zeit, in der Werte und Traditionen häufig nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Andererseits suchen gerade heute Menschen Halt und Orientierung“, sagte CSU Kreisvorsitzender Dr. Stephan Oetzinger beim „Politischen Fastenessen“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Politischer März“.

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Von Benedikt Grimm

Oetzinger hatte dazu den aus Moosbach stammenden und in Bamberg lebenden Prälat Prof. Dr. Alfred E. Hierold als Referenten gewinnen können. Neben dem emeritierten Kirchenrechtler begrüßte Oetzinger zahlreiche Gäste aus dem gesamten Landkreis.

Gerade für die CSU als christlicher Partei sei es wichtig, sich klar zu dem Wertefundament zu bekennen, das auch den großen Unterschied zu anderen politischen Mitbewerbern darstelle. Unter der Fragestellung „Wie ist heute eine Politik in christlicher Verantwortung möglich“, begann Prof. Hierold seinen Vortrag mit ganz persönlichen Erinnerungen aus seiner Kindheit in Saubersrieth bei Moosbach. Dabei hätten ihn insbesondere die Ereignisse um die Todesmärsche von KZ-Häftlingen durch den kleinen Ort in den letzten Kriegstagen geprägt.

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Auf Einladung von CSU Kreisvorsitzenden Dr. Stephan Oetzinger sprach der emeritierte Kirchenrechtler, Prälat Prof. Dr. Alfred E. Hierold beim Fastenessen im „Politischen März“ zum Thema „Wie ist heute eine Politik in christlicher Verantwortung möglich?“

Präambel schafft Rahmen für Gewaltausübung

Gerade vor dem Hintergrund der Schrecken des Nationalsozialistischen Terrors hätten die Väter der Bayerischen Verfassung und des Grundgesetzes in der jeweiligen Präambel den Bezug auf Gott, das Gewissen und auf die Würde jedes einzelnen Menschen aufgenommen.

Dies stellt zwar keine unmittelbar anwendbare Norm dar, ist aber auch keine juristische Lyrik. Denn damit ist die Basis und der Rahmen für alle Gewaltausübung im Staat gegeben,

erklärte Hierold. Vor dem Hintergrund, dass sich der Ausspruch „Wer mit dem Zeitgeist geht, geht auch mit dem Zeitgeist unter“ bewahrheitet habe, sei es daher von großer Bedeutung, sich immer wieder auf diese Fundamente zu besinnen. So sei eine erste zentrale Säule einer Politik in christlicher Verantwortung die Bewahrung der Schöpfung. Dies bedeute keinesfalls, dass der Mensch keine Flächen versiegeln dürfe, wohl aber müssten solche Maßnahmen gut überlegt erfolgen. „Hierbei gilt es einen Ausgleich zwischen widerstreitenden Interessen wie wirtschaftlichen Zwängen und dem Ziel der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Ökologie herzustellen“, so der Referent. Dabei stünden Ökologie und Ökonomie keineswegs immer konträr zueinander.

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Der emeritierte Kirchenrechtler Prälat Prof. Dr. Alfred E. Hierold stammt aus Moosbach.

Würde auch für Verbrecher

Als zweites Fundament nannte Hierold die Würde des Menschen. Diese unveräußerliche Würde stünde jedem Einzelnen zu, weshalb auch einem Verbrecher mit Respekt vor seiner Würde zu begegnen sei. „Wichtig ist dabei auch, dass dieses Menschsein nicht erst mit der Geburt beginnt, da die Existenz zuvor auch menschliches Leben ist, auch wenn in einem anderen Entwicklungsstadium“, machte Hierold auch mit Blick auf die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche deutlich. Dabei gehöre zu einer christlich verantworteten Politik auch die Verminderung oder die Vermeidung von Armut, wo sowohl der caritative als auch der diakonische Dienst vieles leiste. Die Würde des Menschen gelte unabhängig von Rasse und Herkunft und damit auch für Flüchtlinge. Gerade bei der Frage der Flüchtlinge sei eine geeignete Entwicklungshilfe für den Wiederaufbau der Herkunftsländer und zur Minderung wirtschaftlicher Not wichtig, um so die Fluchtursachen zu bekämpfen und Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat zu geben.

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Zur Person von Prof. Dr. Hierold

Prälat Prof. Dr. Alfred E. Hierold wurde 1941 in Vohenstrauß geboren und wuchs in Saubersrieth bei Moosbach auf. Er studierte Katholische Theologie in Regensburg und München. Nach Promotion und Habilitation erfolgte die Berufung auf den Lehrstuhl für Kirchenrecht an der Universität Bamberg. Dort engagierte er sich auch hochschulpolitisch und bekleidete unter anderem das Amt des Dekans der Katholischen Fakultät sowie des Vizepräsidenten. Von 1992 bis 2000 war Prof. Dr. Hierold Rektor der Universität Bamberg.[/box]

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Fotos: Benedikt Grimm

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