Wie die Blitzkarriere gelang: Prof. Dr. Benjamin Auer im Interview

Weiden/Pleystein. Der Pleysteiner Prof. Dr. Benjamin Auer (34) legte eine akademische Blitzkarriere hin: In 14 Jahren schaffte er es vom OTH-Erstsemester zum Uniprofessor. Im Interview erzählt er wie das geschafft hat. 

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Vom Erstsemester zum Uniprofessor in 14 Jahren. Prof. Dr. Benjamin Auer wird als 1. Absolvent der OTH Amberg-Weiden Universitätsprofessor.

Vor zehn Jahren schlossen Sie Ihr BWL-Studium an der OTH Amberg-Weiden ab – am 1. April 2018 werden Sie Professor an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus- Senftenberg. Wie war Ihre Zeit an der OTH?  

Prof. Dr. Benjamin Auer: “Ich stellte an der OTH Amberg-Weiden sehr schnell fest, dass mich vor allem die quantitativen Bereiche der Betriebswirtschaftslehre interessieren, also Mathematik, Statistik, Volkswirtschaft, Finanzen und Methodenlehre. Mit Dr. Franz Seitz und Dr. Horst Rottmann traf ich auf zwei Professoren, die auf diesen Gebieten hochkompetent und publikationsstark sind. Von ihrem Wissen und ihrer Erfahrung profitierte ich enorm. Außerdem lernte ich von ihnen, präzise und gründlich zu arbeiten. Da gab’s keine halben Sachen. Entweder richtig oder gar nicht. Das prägt mich bis heute.”

Sie haben früh begonnen, zu publizieren…

Prof. Dr. Benjamin Auer: “Bereits während meiner Studienzeit. Mit Prof. Dr. Franz Seitz schrieb ich ein Buch über Wirtschaftsmathematik, mit Prof. Dr. Rottmann das Lehrbuch „Statistik und Ökonometrie für Wirtschaftswissenschaftler“. Mit diesem wollte ich eigentlich schon in meinem 2. Semester beginnen …”

Aber?

Prof. Dr. Benjamin Auer: “Das ist jetzt etwa 13 Jahre her, ich stand im Büro von Prof. Dr. Rottmann und schlug ihm vor, gemeinsam ein Statistik-Lehrbuch zu verfassen. Allerdings war er sich damals nicht sicher, ob ich auch das Zeug dazu hätte. Ich sollte erst einmal eine 1,0 in Statistik und VWL schreiben, dann sähen wir weiter. Heute ist unser Buch bereits in der 3. Auflage, Prof. Dr. Rottmann und ich schreiben häufig Fachaufsätze zusammen und sind Freunde geworden.”

2008 haben Sie Ihr Studium an der OTH Amberg-Weiden mit Auszeichnung abgeschlossen. Wie ging es weiter?

Prof. Dr. Benjamin Auer: “Wer als Absolventin und Absolvent einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften eine akademische Laufbahn einschlägt, muss Hürden überwinden, zumal das Promotionsrecht bei den Universitäten liegt. Ich hatte allerdings Glück. Ich bewarb mich auf eine Promotionsstelle und fand auch sofort einen Doktorvater: Prof. Dr. Frank Schuhmacher von der Universität Leipzig. Diese Hochschule bietet auch kooperative Promotionsverfahren an – davon habe ich profitiert. Außerdem hat es mir bei der Bewerbung geholfen, dass ich zwei Lehrbücher geschrieben habe und im Praktikum bei der Deutschen Bundesbank eine sehr gute Methodenausbildung durchlaufen durfte.”

Drei Jahre später promovierten Sie mit summa cum laude, 2016 folgte die Habilitation für Betriebswirtschaftslehre. Ist da der Weg zum eigenen Lehrstuhl vorgezeichnet?

Prof. Dr. Benjamin Auer: “Nicht unbedingt. Auf einen Lehrstuhl kommen durchschnittlich 100 Bewerberinnen und Bewerber – der Konkurrenzdruck ist enorm. Und die Zeit vergeht … Manchmal war ich kurz vor dem Aufgeben und dachte mir: „Das wird nichts mehr“. Prof. Dr. Horst Rottmann und ich haben in dieser Zeit viel telefoniert. In den Gesprächen hat er mir Mut gemacht: „Du bist noch jung. Du schaffst das!“

Und er behielt Recht. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

Prof. Dr. Benjamin Auer: “Zum einen konnte ich mich durch zahlreiche Forschungsarbeiten als Wissenschaftler profilieren und Anerkennung in der Wissenschaftsszene finden. Zum anderen gelang es mir mit Erfolg, Forschungsanträge zu stellen und Drittmittel zu akquirieren. Diese beiden Aspekte sind generell in Berufungsverfahren entscheidend. Darüber hinaus konnte ich sicher auch mit meinen beiden Lehrbüchern punkten – denn so etwas können die wenigsten unberufenen Mitbewerberinnen und Mitbewerber vorweisen.”

Wo setzen Sie die Schwerpunkte in Forschung und Lehre?

Prof. Dr. Benjamin Auer: “Meine Forschungsschwerpunkte liegen im Investment- und Risikomanagement, also in der Bewertung, Planung und Kontrolle von Kapitalanlagen institutioneller Investoren wie Banken oder Versicherungen. Ein spannendes Thema, vor allem für die Praxis. Denn die Ergebnisse ermöglichen es unter anderem, Investmentfonds einzurichten und zu managen. Diese anwendungsorientierte Forschung möchte ich auch in die Lehre einbringen. Nicht zuletzt, weil in an der OTH Amberg-Weiden selbst von den praxisnahen Lehrveranstaltungen profitiert habe, in denen aktuelle Forschungsergebnisse eingebracht und diskutiert wurden.”

Werden Sie als Professor noch Zeit haben, mit Prof. Dr. Rottmann und der OTH Amberg-Weiden zusammenzuarbeiten?

Prof. Dr. Benjamin Auer: “Wir werden die Zusammenarbeit sogar noch intensivieren. Auch in diesem Jahr arbeiten wir wieder an spannenden Forschungsthemen. Außerdem werden wir bei Promotionen kooperieren und sehr gute Kandidatinnen und Kandidaten der OTH Amberg-Weiden auf dem Weg zum Doktortitel unterstützen. Möglich sind auch gemeinsame Lehrveranstaltungen, Forschungsvorträge und vieles mehr. Ich bleibe der OTH Amberg-Weiden auf jeden Fall verbunden!”

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