“Pflege aus Sicht der Praxis”: Politik muss Lösungen anbieten

Letzau. „Pflege aus der Sicht der Praxis“ präsentierte die Leiterin des AWO Seniorenheims „Franz Zebisch“ Weiden, Silvia Zeitler, in der Sitzung des SPD-Kreisvorstands Neustadt in Letzau.

Annette Karl Silvia Zeidler Seniorenheim Pflege
Annette Karl überreicht der Leiterin des AWO Seniorenheims „Franz Zebisch“ Weiden, Silvia Zeitler, ein kleines Dankeschön nach deren Vortrag

Die Plätze des Heimes sind zu 100 Prozent ausgelastet und um die 84 Bewohnern kümmern sich 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Moment ist die Personalsituation noch auskömmlich, allerdings werde „die Luft immer dünner“. Der demographische Wandel führe zu einem immer größeren Bedarfen an Pflegeplätzen und somit auch an Pflegepersonal. So waren 2015 in Deutschland drei Millionen Menschen pflegebedürftig, zwei Jahre später schon 3,5 Millionen. Für 2018 wird eine weitere Steigerung um 500.00 Pflegebedürftige erwartet. Ungefähr die Hälfte wird zu Hause gepflegt. Aktuell arbeiten derzeit 900.000 Menschen im Pflegebereich und bis 2035 würden etwa 275.000 Pflegekräfte fehlen.

“Tropfen auf den heißen Stein”

SPD- Kreisvorsitzende MdL Annette Karl bezeichnete angesichts dieser Zahlen die von Gesundheitsminister Jens Spahn angekündigten 8.000 neuen Pflegekräfte als bestenfalls einen Tropfen auf den heißen Stein, zumal er noch nicht einmal erklärt habe, wo diese Kräfte – nicht einmal eine pro Pflegeeinrichtung in Deutschland – herkommen sollen. Karl:

Hier muss der Minister noch eine große Schippe drauflegen und gemeinsam mit den Bundesländern einen Masterplan Pflege vorlegen!

Zeitler bemängelte, dass in der Vergangenheit vor allem die Pflegehelfer von der Politik vernachlässigt worden seien. Sie bekämen bis jetzt nicht mal eine Ausbildungsvergütung, dies solle aber ab 2020 durch einen geplanten Ausbildungsfond geändert werden. Zu der geringen Bezahlung der Pflegehelfer komme hinzu, dass diese Tätigkeit zu 80 Prozent aus schwerer körperlicher Arbeit bestehe. Es sei deshalb kein Wunder, dass sich hier kaum Nachwuchs fände. „Das Personal gut bezahlen und gleichzeitig niedrige Heimkosten für die Pflegebedürftigen, dies beißt sich“, so eine weitere Feststellung der engagierten AWO-Heimleiterin. Der SPD-Kreisvorstand war sich einig, dass gute Arbeit auch gute Entlohnung nach sich ziehen müsse, wie in allen Berufszweigen. Hier müssen die Pflegeversicherungen reagieren.

Tatsächlich Lösungen entwickeln

Bezogen auf die Situation in Bayern äußerte Karl die Hoffnung, dass das neue Pflegegeld von 1.000 Euro pro Jahr auch langfristig ausgezahlt werde und nicht nur im Wahljahr 2018. Karl: „Das neue Amt für Pflege muss beweisen, dass es nicht nur ein große neue Bürokratie für die Auszahlung des Pflegegeldes ist, sondern tatsächlich Lösungen entwickelt für die drängenden Probleme in der Pflege, den Nachwuchsmangel, die fehlenden Pflegestützpunkte in Bayern. Lösungen fehlen ebenso für die Auswirkungen der neuen generalistischen Ausbildung auf die Personalsituation in der Altenpflege und die Armut im Alter. Dies sind nur einige wichtige Stichpunkte. Der neue Ministerpräsident darf daher nicht nur ankündigen, sondern muss liefern!“

Nach einem Vorschlag von SPD-Kreisfraktionschef, Bürgermeister Günter Stich, wird sich die Fraktion demnächst auch vor Ort noch einmal über die Pflege ein Bild machen. Karl bedankte sich bei Silvia Zeitler für ihren Einsatz für die älteren Mitmenschen und für ihre sachkundigen Ausführungen mit einem kleinen Blumengeschenk.

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