Rollender Tante-Emma-Laden mit Online-Shop

Erbendorf/Fuchsmühl. 16 Gemeinden rund um den Steinwald haben sich im Modellprojekt „Digitales Dorf“ zusammengefunden. Ab Sommer versorgt ein Lastwagen die Menschen in kleinen Dörfern mit Dingen des täglichen Bedarfs. 

Von Udo Fürst

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Dorfläden versorgen die Einwohner mit Artikeln des täglichen Bedarfs – wie Milch, Reis, Nudeln oder Brot.

Die Steinwald-Allianz erhofft sich durch das vom Freistaat unterstützte Projekt „Digitales Dorf“ oder „Dorfladen 4.0“ einen weiteren Schub. Die Digitalisierung ist eine große Chance für den ländlichen Raum. Durch sie können Daseinsvorsorge, Mobilität und Lebensqualität nachhaltig gesichert und verbessert werden. Das Wirtschaftsministerium hat im vergangenen Jahr die Umsetzung je eines Modellprojekts „eDorfs“ in Nord- und Südbayern beschlossen und zu einem Wettbewerb aufgerufen.

Den Zuschlag erhielt von 20 Bewerbern im Norden die Steinwald-Allianz, der 16 Kommunen von Erbendorf bis Wiesau angehören. Mitte Dezember fiel daher die Entscheidung des Ministerrats zugunsten der Steinwald-Allianz im Norden und des Verbunds Spiegelau-Frauenau im Süden. Das Projekt heißt seitdem nicht mehr „eDorf“ sondern „digitales Dorf“.

Im April 2017 begann die Umsetzung der Projektidee, bis Mitte 2018 ist die Realisierung wesentlicher Projektinhalte geplant. Insgesamt neun Arbeitspakete werden gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut in Nürnberg und Kaiserslautern bearbeitet, viele davon auch mit Beteiligung der Bürger in der Steinwald-Allianz.

Dorfladen soll im Sommer rollen

Martin Schmid hat zurzeit viele Baustellen: Da ist der Online-Shop, der noch programmiert wird, das ist ein Lkw, der gebaut wird, und es kommt noch eine Menge Papierkram hinzu, der eben in der heißen Phase kurz vor dem Start eines neuen Geschäfts zu erledigen ist. Die große Hoffnung des Geschäftsführers der Steinwald-Allianz ist, dass der mobile Dorfladen ab diesen Sommer rollt –  und zwar in dem Gebiet der 16 Gemeinden, die sich zur Steinwald-Allianz zusammengeschlossen haben.

In den kleinen Orten im Steinwald ist die Situation nicht anders als in anderen ländlichen Regionen Bayerns: Die Lebensmittelläden sind aus vielen Dörfern schon lange verschwunden, Bäckereien und Metzgereien sind ebenfalls eine Seltenheit. Vielfach gibt es vor Ort keine Einkaufsmöglichkeit mehr – und das bei einem hohen Anteil älterer Menschen, für die ein Einkauf in den Supermärkten ohne Mitfahrgelegenheit kaum zu verwirklichen ist.

Regionale Lebensmittel zum Verkauf

Deshalb hat die Steinwald-Allianz die Idee des mobilen Dorfladens entwickelt. Auf den ersten Blick handelt es sich nur um einen Verkaufswagen, wie es ihn an anderen Orten auch gibt. Er fährt nach einem festen Fahrplan zweimal die Woche die kleinen Orte an, in denen es keinen Lebensmittelhändler mehr gibt, hält dort eine halbe Stunde und versorgt die Einwohner mit Artikeln des täglichen Bedarfs – wie Milch, Reis, Nudeln oder Brot zum Beispiel. Was es ebenso in einem normalen Supermarkt auch gibt. Das Konzept im Steinwald geht aber weiter. Im hinteren Bereich des zehn Meter langen und zwölf Tonnen schwere Verkaufs-Lkw ist ein Lagerraum vorgesehen. Der Brummi soll bei seinen Touren auch landwirtschaftliche Direktvermarkter anfahren, bei ihnen regionale Lebensmittel aufladen und diese ebenfalls zu den Kunden bringen.

Einkauf einfach online vorbestellen

Kombiniert wird der Verkaufs-Lkw, indem man auch Bargeld abheben kann, noch mit einem Online-Shop: Die Dorfbewohner können alle Artikel vorbestellen und sich so ihre Tüte mit den Einkäufen dann abholen, wenn der rollende Supermarkt den Wohnort anfährt. Die Steinwald-Allianz sieht den Online-Shop als sinnvolle Ergänzung, aber nicht als alleinigen Vertriebskanal. „Die Leute wollen sich die Lebensmittel noch ansehen“, sagt Martin Schmid. Das sei eines der Ergebnisse bei den Umfragen, die die Steinwald-Allianz in den vergangenen Monaten durchgeführt hat.

Das zeigt: Die Digitalisierung läuft erst an.“

Seinen „Heimathafen“ wird der Wagen beim Dorfladen in Fuchsmühl haben – die beiden Betriebe werden zwar wirtschaftlich getrennt geführt, aber sie bestellen zum Beispiel gemeinsam Ware.

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Der Fuchsmühler Dorfladen wird Heimathafen des Verkaufslastwagens.

Bilder: Udo Fürst 

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