Unterwegs in der verlorenen Heimat: Nachkommen erkunden alte Orte

Eschenbach. Auf den Spuren ihrer Vorfahren besichtigten Teilnehmer der VHS-Exkursion den Übungsplatz. 80 Jahre ist es her, dass rund 3.500 Bewohner von 58 Ortschaften, Gehöften und Weilern der Erweiterung des Übungsareals durch das NS-Regime weichen mussten. 

Von Gerald Morgenstern

VHS-Fahrt-Friedhof_Haag Bild Gerald Morgenstern
Zum Kleinod und Kulturdenkmal im menschenleeren Übungsplatz wurde der alte Gottesacker in Haag. 1992 wurde er saniert, alljährlich besuchen die alten „Hoocher“ und ihre Nachkommen, um die Allerseelenzeit, die Gräber ihrer Vorfahren.

Teilnehmer aus der Region und aus dem Amberger, Neumarkter, Ingolstädter und Mallersdorfer Raum konnte Carola Reichert, von der Volkshochschule Eschenbach, im Kultur- und Militärmuseum in Grafenwöhr begrüßen. Mit Reinhard Trauner und Gerhard Götzl, zwei ehemalige Rektoren der Grafenwöhrer Schule, hatten die Besucher versierte Führer durch den Militärteil des Museums. Gerald Morgenstern, ehemaliger Soldat und Autor des Truppenübungsplatzbuches, begleitete den Bus bei der Rundfahrt.

Nachkommen sichern sich alten Ziegelstein

Nach der Fahrt durch das Hauptlager, den Neubaubereich und die Feldlager ging es am Röttelweiher vorbei zur Schießbahn 132. Dort erklärten sie den Besuchern den technischen Einbau und Ablauf beim Scharfschießen. Viel Geschichte birgt das letzte noch stehende und intakte Kirchlein im Sperrgebiet, die Wolfsschützenkapelle am Erzhäusl. Vom Schwarzenberg bot sich den Gästen ein weiter Blick über das Einschlagsgebiet. Von der einst größten Gemeinde des Übungsplatzes Haag, an der alten Reichsstraße 85, steht nur noch der Friedhof. 1992 wurde der Gottesacker saniert. Die alten Sandsteingrabmäler im Wald auf der Friedhofshöhe sind heute ein Kulturdenkmal besonderen Ranges.

Ein Symbol für die alte Heimat ist die Ruine der Kirche St. Peter und Paul in Hopfenohe. Die Mauern und der Turm des Gotteshauses auf der Europäischen Wasserscheide wurden 2005 durch die US-Armee mit erheblichen, finanziellen Mitteln gesichert. Einen weiteren Halt machte der Bus an der Wüstung Oberfrankenohe in der Schießbahn 301. Nachkommen der Familie Schmidt, die eigens aus Mallersdorf angereist waren, sicherten sich in der Häuserruine ihrer Vorfahren einen alten Ziegelstein.

VHS-Fahrt-Schmidt-Oberfrankenohe Bild Gerald Morgenstern
Familie Schmidt in der Häuserruine ihrer Vorfahren in Oberfrankenohe.

Die Natur holt sich zurück was ihr gehörte

Höhepunkt der Fahrt in der abendlichen Instandsetzungszeit war der Besuch in Pappenberg. Von dem einst blühenden Ort, der heute am Rande der Impact-Area liegt, zeugen noch die Grundmauern der Häuser und der Friedhof. An der Ruine der gotischen Wallfahrtskirche „Maria Himmelfahrt“ bekamen die Besucher besonders zu spüren wie sich die Natur im Laufe der Jahrzehnte zurückholt, was ihr einst mühsam abgerungen wurde.

VHS-Fahrt-Pappenberg-Kirche Bild Gerald Morgenstern
Die einstige Wallfahrtskirche „Maria Himmelfahrt“ ist dem Verfall preisgegeben. Die Natur holt sich zurück, was ihr einst mühsam abgerungen wurde.

Über Heilig Geist auf dem Kumpfberg und den Schlatterweiher endete die Fahrt in der neuen Stadt auf dem Netzaberg. Direkt an der alten Dorfstelle am Standort des Gasthofs „Zur Schönen Aussicht“ entstand eine neue Stadt für rund 3.500 Amerikaner. Beeindruckt waren die Exkursionsteilnehmer auch von der intakten Natur des Sperrgebietes. Ein Seeadler und einige Stücke Rotwild kreuzten ihren Weg.

Nächste Ausflugsziele:

Am Freitag, den 29. Juni, besucht das Dekanat Auerbach den Übungsplatz und feiert eine Messe in Hopfenohe. Eine Sonderfahrt mit Andacht findet am 25. August, zusammen mit dem Weihbischof Reinhard Pappenberger, an der gleichnamigen Dorfstelle statt.

VHS-Fahrt-Hopfenohe Bild Gerald Morgenstern

Bilder: Gerald Morgenstern

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