Papa Storch fliegt als letzter: Ab ins Winterquartier

Weiden. Die Saison 2018 der Weißstörche ist nach den Beobachtungen der Weidener Storchenhorstbetreuerin, Helga Bradatsch, nun auch in der Region zu Ende. Die großen Segler verlassen uns und machen sich auf den Weg in ihre Winterquartiere.

Von Jürgen Wilke

Storch Weiden Winterquartier
Servus Weiden – bis zum nächsten Jahr! Auch der letzte Storch hat den Horst auf dem Alten Schulhaus jetzt verlassen und machte sich auf den Weg in sein Winterquartier.

Auf dem Dach des Alten Schulhauses in Weiden schlüpften Anfang Mai im Abstand von einigen Tagen vier Küken, die sich dank der fürsorglichen Pflege ihrer Eltern zunächst sehr gut entwickelten. Ende Mai verstarb das zuletzt geschlüpfte Junge, seine drei Geschwister wuchsen zu prächtigen Jungstörchen heran.

Erste Flugversuche – dann geht’s in den Süden

Storch Weiden Winterquartier
Noch einmal den Blick über Weiden schweifen lassen – dann geht’s ab in den Süden

Mitte Juli begannen die ersten Flugversuche. Dabei musste ein Jungstorch in der Schulgasse notlanden. Er wurde durch die Freiwillige Feuerwehr geborgen, zunächst zur Untersuchung in eine Tierarztpraxis und dann in den Nürnberger Zoo gebracht. Die beiden verbliebenen Jungstörche traten bereits vor einigen Wochen ihre Reise ins Winterquartier an, während ihre Eltern noch im Land blieben. Dank ihrer angeborenen Navigations-Eigenschaften finden die jungen Störche ihre Flugroute alleine ohne die Eltern.

Papa Storch macht das Licht aus

Nun folgte am 14. September der letzte der Altvögel. Helga Bradatsch machte in dieser Storchensaison erstmalig die Beobachtung, dass nicht beide Altvögel gemeinsam ihr Sommerquartier verließen, sondern einer – wahrscheinlich das Weibchen – bereits am 7. September Richtung Süden geflogen ist.

Storch Weiden Winterquartier
Die anderen sind schon weg. Nur der Storchenpapa war noch da.

[box type=”info”] Wo überwintert unser Storch?

Der Storch als Zugvogel legt jeden Herbst lange Strecken zwischen seinem Brutquartier in Europa und seinem Winterquartier im Süden zurück, im Frühjahr in umgekehrter Richtung. Freund Adebar hat eine ausgeprägte Scheu vor großen Wasserflächen. Wegen der geringen Thermik meidet er deshalb das Überfliegen des Mittelmeeres. So ziehen die sogenannten „Weststörche“ bei Gibraltar, die „Oststörche“ über den Bosporus in den Süden. Die Überwinterung erfolgt dementsprechend in Afrika oder in Asien.

Die Wüste zu überqueren macht dem großen Segler nichts aus, da er die dort entstehende Thermik geschickt auszunutzen versteht. Nach neuesten Erkenntnissen verläuft die Grenze zwischen „West“- und „Oststörchen“ in Nord-Süd-Richtung genau durch Bayern, sodass Störche aus unserem Bundesland teilweise über den Bosporus aber auch über Gibraltar fliegen.

Man hat festgestellt, dass der Weißstorch immer öfter im Mittelmeerraum oder in Südosteuropa sein Winterquartier bezieht. Während die Jungstörche aus unserer Region meistens bereits Mitte August abfliegen, verlassen die Eltern in der Regel Ende August bis Ende September ihr Brutquartier. Ein lehrreiches Buch, welches über einen Zeitraum von zehn Jahren die schönsten Fotos und Begebenheiten von Freund Adebar und anderen Vögeln in Weiden und in der Region beinhaltet, ist in der Buchhandlung Stangl &Taubald in Weiden erhältlich.[/box]

Fotos: Jürgen Wilke

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