Familienfreundlich ohne viel Aufhebens

Mitterteich. Familienfreundlichkeit ist zu einem wichtigen Thema für die Wirtschaft geworden – gerade auch für den Einzelhandel. In diesem Marktsegment sind die Beschäftigten jeden Tag im direkten Kontakt mit Kundinnen und Kunden. Ihr Engagement und ihre Zufriedenheit ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Unternehmen.

Unternehmensdialog Modehaus Zeitler Bündnis für Familie
Mitglieder der AG „Familie und Arbeitswelt“ mit Katrin Paschedag beim UnternehmensDialog zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ im Modehaus Zeitler (Von links): Hilke Janssen (Jobcenter Tirschenreuth), Sabine Frank (Koordinatorin Bündnis für Familie), Katrin Paschedag (Modehaus Zeitler), Florian Rieder (IHK Weiden)

Dies bestätigt auch Katrin Paschedag, Geschäftsführerin des Modehauses Zeitler in Mitterteich und des Modehauses La Donna in Regensburg, beim zweiten Unternehmensdialog der Arbeitsgruppe „Familie und Arbeitswelt“ des Bündnisses für Familie. Seit 2003 leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Holger Paschedag den 1929 gegründeten Familienbetrieb in dritter Generation. Inzwischen verzeichnet das Unternehmen 25 Beschäftigte – dabei überwiegend Frauen. Ohne groß Aufhebens darum zu machen ist Familienfreundlichkeit hier gelebter Alltag.

Das Unternehmen setzt auf qualitativ hochwertige Kleidung und bestmögliche Beratung, um sich im Modeeinzelhandel gegen den Trend des online-shoppings durchzusetzen. An wichtigster Stelle steht die individuelle Kundenbetreuung. Das bedeutet für die Mitarbeiter, täglich mit den unterschiedlichsten Menschen in Beziehung zu treten und bestmögliche Beratung zu leisten. Um dies authentisch und motiviert leisten zu können, ist hierbei die Zufriedenheit und Identifikation der Mitarbeiter mit dem Betrieb unabdingbar. Hierzu trägt das familienfreundliche Klima im Unternehmen – auf Augenhöhe mit der Leitung – enorm bei.

Kaum Fluktuation

Unterschiedliche Arbeitszeitmodelle und familienfreundliche Urlaubsplanung sind eine Selbstverständlichkeit. Bei kurzfristigen Geschichten springt die Geschäftsführerin und dreifache Mutter notfalls selbst ein: „Ich weiß ja selbst, wie das ist. Dann ruft plötzlich der Kindergarten an, man müsse das Kind abholen, weil es ihm nicht gut ginge. Was willst du da machen? Dann musst du halt los.“

Dass sich diese verständnisvolle, wertschätzende Haltung gegenüber den Mitarbeitern lohnt, zeigt die hohe, teilweise jahrzehntelange Bindung ans Unternehmen. Fluktuation – zumindest am Standort Mitterteich – gebe es so gut wie gar nicht. „Außer, wenn jemand in Rente geht“, fügt die Unternehmerin lachend hinzu.

Massives Betreuungsproblem

In der Diskussion mit der Arbeitsgruppe wird ein allgemein massives Betreuungsproblem angesprochen. Öffnungszeiten von Kitas oder Hort seien oft schwer mit regulären Arbeitszeiten vereinbar. Die Schulferienzeiten seien bei zwei berufstätigen Elternteilen nicht abzudecken. Großeltern von heute seien häufig auch anders als früher. Entweder seien sie selbst noch erwerbstätig, nicht vor Ort oder teilweise nicht bereit, regelmäßige Kinderbetreuung zu leisten. Gerade bei den Beschäftigten im Modehaus in Regensburg seien dies große Themen. Höchstmögliche Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung sei daher enorm wichtig, um die Arbeitskraft im Unternehmen zu halten.

Einzelhandel Teil der Kulturlandschaft

Der Einzelhandel als Arbeitgeber genieße indes leider wenig Ansehen in der öffentlichen Wahrnehmung. Gerade viele Kleinbetriebe wären jedoch sehr aufgeschlossen gegenüber den Anliegen der Beschäftigten – vor allem durch den täglichen Austausch auf Augenhöhe. Aufstieg und damit steigende Verantwortung, seien hier des Weiteren gerade für Frauen oft noch leichter beziehungsweise schneller zu erreichen – auch für Quereinsteiger.

„Der Einzelhandel ist nur schwer aus unsren Städten wegzudenken und ist meiner Meinung nach ebenfalls Teil unserer Kulturlandschaft. Neben den Einkäufen werden auch wertvolle soziale Kontakte gepflegt. Es wäre schade, wenn dies auf Dauer verloren ginge“, schließt Holger Paschedag das Gespräch mit der Arbeitsgruppe.

Hintergrund: Die Arbeitsgruppe „Familie und Arbeitswelt“ des Netzwerks Bündnis für Familie im Landkreis Tirschenreuth hat es sich auf die Fahnen geschrieben, das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ im direkten Austausch mit Unternehmen zur Diskussion zu stellen.

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