Begeisterung statt Politikverdrossenheit

Floß. „Wenn eine Volkspartei ein großes Jubiläum feiert, dann ist das immer auch ein Grund zum Feiern für alle in einem Ort“ – unter diesem Motto blickte die Flosser CSU auf ihre 70-jährige Geschichte zurück und feierte nicht nur mit den eigenen Parteifreunden.

Von Benedikt Grimm

Die Ursprünge der Flosser CSU im Jahr 1948 mögen wenig spektakulär klingen. Anton Witt, Max Weigl, Hans Bergmann, Josef Gerstl, Leonhard Stahl und Josef Stangl, die Gründungsväter des Ortsverbandes, hatten sich die „politische Information“ der Bürger zum Ziel gesetzt. „Brauchen wir dafür wirklich noch Parteien? In Zeiten, wo jeder Einzelne rund um die Uhr mit Informationen überflutet wird und jede Information jederzeit und rasend schnell um den Globus verfügbar ist?“, fragte Armin Betz, um gleich darauf sein klares “Ja!” zu untermauern.

Ehrlichkeit statt Fake-News, Vertrauen statt billige Polemik,

nennt Betz die Maximen. Die Parteien, gerade auch auf kommunaler Ebene, seien zuvorderst gefragt, um Vertrauen zu schaffen und Versprechen einzuhalten. Dabei gehe es um nicht weniger als um den Schutz und die Stärkung der Demokratie, die aktive Beteiligung der Bürger an der politischen Willensbildung. „Aber mein Eindruck ist, dass dieses kostbare Gut – alle können sich engagieren, alle können etwas verändern – in den letzten Jahren allgemein etwas in den Hintergrund geraten ist.“ Politiker seien für manche „Die da oben“ und ohnehin nur auf ihren eigenen Vorteil aus. Politikverdrossenheit habe sich breit gemacht und dazu geführt, dass Extreme in die Parlamente eingezogen sind. Ein Umstand, den auch Landrat Andreas Meier in seinem Grußwort anriss: „Wir haben in den letzten Jahren des Paradieses vielleicht ein bisschen vergessen zu schauen, ob es auch Schattenseiten gibt“, sagte der stellvertretende CSU Bezirksvorsitzende.

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Festleiter Armin Betz blickte auf 70 Jahre CSU in der Marktgemeinde Floß zurück.

Demokraten feiern über Parteigrenzen hinweg

„Wir müssen wieder Begeisterung auslösen, statt Resignation zu akzeptieren. Wir müssen es schaffen, schon die jungen Leute für die aktive Bürgergesellschaft zu motivieren und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung fördern“, betonte Betz, der in einer tiefgründigen und dennoch kurzweiligen Festrede die Entstehungsgeschichte der Flosser “Schwarzen” skizzierte. Zur Feier im evangelischen Gemeindehaus waren neben Landrat Andreas Meier, den Landtagsabgeordneten Dr. Stephan Oetzinger und Tobias Reiß auch Vertreter der Flosser SPD um Bürgermeister Günter Stich und Vize-Rathauschef Oliver Mutterer von der FDP gekommen. Ebenso waren Vertreter aller Flosser Vereine geladen.

Uns ist wichtig, dass auch Menschen mitfeiern, die der CSU politisch möglicherweise nicht besonders nahe stehen aber doch wissen: Demokratische Parteien sind wichtig. Sie sind die wichtigste Säule unserer freien Gesellschaft,

betonte Betz.

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Die Flosser CSU hatte Vertreter aller Parteien und aller Vereine zur Jubiläumsfeier im evangelischen Gemeindehaus eingeladen.

Guter Streit und sensationelle Bürgerbeteiligung

Freilich gäbe es auch Streit und Meinungsverschiedenheiten, aber das sei auch gut. „Streiten ist wichtig, denn nur so kann der Bürger Unterschiede erkennen und denjenigen wählen oder unterstützen, der seine Meinung am ähnlichsten vertritt. Streit darf jedoch nicht dazu führend, dass am Ende keine Gespräche mehr stattfinden“, sagte Betz, der 1989 in die Junge Union eingetreten war. Seitdem habe er immer wieder erleben dürfen, dass sich ganz konkret Dinge verändern und gestalten ließen.

Als Paradebeispiel erinnerte er an die Neugestaltung der Ortsmitte. „Angetrieben von einem starken Willen und der Bereitschaft neue Wege zu gehen, haben wir mit Unterstützung vieler Bürgerinnen und Bürger die Sanierung unserer Marktplatzanlage angepackt. Was sich daraus entwickelt hat, ist sensationell.“ Aus der mustergültigen Bürgerbeteiligung habe sich das Projekt „Zukunft Floß“ entwickelt, von dem die Marktgemeinde noch lange profitieren werde.

Mit vielen kleinen und großen Aktionen, vom Baby-Begrüßungsgeld über Feste, den wunderschönen Adventsmarkt, den Nikolausdienst, Seniorenbesuchen, der Auflage des Informationsblattes Flosser Kurier, dem Christbaumabholdienst bis hin zum Pflanzen von Bäumen gestalteten die Mitglieder das Leben in der Gemeinde. „Die CSU ist seit 70 Jahren ein Teil der politischen Willensbildung in der Marktgemeinde. Wir wollen auch weiterhin gemeinsam die Marktpolitik gestalten“, sagte Bürgermeister Stich.

Jubiläumsabend mit Gottesdienst und Salutschüssen

CSU-Kreisvorsitzender Dr. Stephan Oetzinger erinnerte wie schon Pfarrer Max Früchtl im Gottesdienst an die Ursprünge der bayerischen CSU in Flossenbürg. Josef Müller, wie durch ein Wunder dem Tod im Konzentrationslager entkommen, habe dort den Beschluss gefasst, eine Partei zu gründen, die so stark sei, dass es zu einer Situation wie in der NS-Zeit nie wieder kommen könne. Den ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche zelebrierten Früchtl und sein evangelisches Pendant Wilfried Römischer gemeinsam. Für die mitreißende musikalische Gestaltung zeichneten Harald und Andreas Bäumler sowie Willibald Wirth verantwortlich.

Ihr habt es geschafft diesen Gottesdienst mit einem Gänsehautgefühl beginnen zu lassen und mit der Bayernhymne als Geburtstagsständchen zu beenden,

dankte CSU-Ortsvorsitzender Sebastian Kitta. Die Flosser Landwehr hatte zwischen Kirche und Gemeindehaus Stellung bezogen, um mit den donnernden Salutschüssen das Jubiläum einzuschießen. Stimmungsvolle Beleuchtung, leckeres Fingerfood von der Frauen Union und Musik von den „Krainberries“ machten den Parteigeburtstag perfekt.

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Die „Krainberrys“ sorgten für den nötigen Schwung.
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Ortsvorsitzender Sebastian Kitta führte durch den Jubiläumsabend.

Bilder: Benedikt Grimm 

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