Wunderwerke Endoskope – mehr als ein Einblick

Weiden. Endoskope sind kleine Wunderwerke der modernen Technik. Prof. Dr. Frank Kullmann weiß, was man damit vollbringen kann – und zeigte therapeutische Möglichkeiten auf. 

Kliniken Nordoberpfalz AG Mehr als ein Einblick Prof. Dr. Frank Kullmann zeigt therapeutische Möglichkeiten der Magen-Darm-Endoskopie
Prof. Dr. Frank Kullmann klärte die Zuhörer über therapeutische Möglichkeiten einer Endoskopie auf und zeigte mit Christian Hirsch, Teamleiter Funktionsdienst Endoskopie, mit welchen Instrumenten er und sein Team tätig sind. Foto: Kliniken Nordoberpfalz AG.

Endoskope ermöglichen nicht nur diagnostische Eingriffe, sondern inzwischen auch eine Vielzahl an therapeutischen Anwendungen. Diese Kombination von Diagnostik und Therapie kann in verschiedenen Fällen früher erforderliche große chirurgische Eingriffe ersetzen. Welche therapeutischen Möglichkeiten Magen-Darm-Endoskopien bieten, darüber informierte Prof. Dr. Frank Kullmann, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Klinikum Weiden – die Zuhörer durften sogar selbst an diese kleinen Wunderwerke der modernen Technik Hand anlegen.

Im Rahmen der Vortragsreihe „Chefarzt im Gespräch“ wies Prof. Kullmann, der gemeinsam mit Christian Hirsch, Teamleiter Funktionsdienst Endoskopie auch einen Endoskop-Turm und verschiedene Endoskope für die Zuhörer mitgebrachte hatte, vor allem auf die Vorteile endoskopischer Eingriffe hin: „Die Ergebnisse, die wir erhalten, sind sehr genau und aussagekräftig. Sie lassen sich auch mit weiteren Eingriffen verbinden. Patienten profitieren davon, dass betroffene Organe vollständig erhalten bleiben und wir so größere Operationen vermeiden können.“

Kleine Eingriffe – große Wirkung

So kann beispielsweise die Refluxerkrankung (Sodbrennen – „eine der häufigsten gastroenterologischen Erkrankungen der westlichen Welt“) durch eine endoskopische Behandlung behandelt werden. Mit einem minimal-invasiven Eingriff wird dabei der Übergang zum Magen verkleinert, so dass Magensäure nicht mehr zurücklaufen kann. Für Patienten bedeutet ein solcher Eingriff lediglich einen kurzen stationären Aufenthalt – verbunden mit einer schnellen Genesung.

Doch nicht nur bei der Refluxerkrankung zeigen sich neue therapeutischen Möglichkeiten einer Endoskopie. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Entdeckung von Polypen bei einer Darmspiegelung. Werden dabei bereits entartete Polypen erkannt, können diese im besten Fall – also bei der richtigen Ausbildung – gleich abgetragen werden. Doch was, wenn sich Polypen bereits über einen größeren Bereich ausgedehnt haben oder sich flach entwickeln?

Dann kann über die verschiedenen Aufsätze eines Endoskops der Tumor unterspritzt werden und die betroffene Stelle im Ganzen abgetragen werden. „Mit einer solchen endoskopischen Submukosadissektion können wir Schichten abtragen und analysieren, die nur rund einen Zehntel Millimeter dick sind. Durch die initiale Markierung der Stelle können wir sicherstellen, dass wir den gesamten Tumor im Anfangsstadium abgetragen haben“, erklärte Prof. Kullmann.

Bärenkralle gegen Tumore

Sitzt der Tumor jedoch nicht auf, sondern liegt in der Magen- oder Darmwand, kommt eine spezielle Kralle zum Einsatz, die den betroffenen Bereich so weit in das entsprechend Kliniken Nordoberpfalz AG angepasste Endoskop anzieht, dass der betroffene Abschnitt abgeschnitten und dahinter vernäht werden kann. „Früher wäre hier ein großer chirurgischer Eingriff nötig gewesen. Durch die endoskopische Behandlung mithilfe der ‚Bärenkralle‘ ist die Gefahr einer Perforation aber auf ein Minimum gesunken“, so der Chefarzt der Medizinischen Klinik I.

Und auch bei der häufigsten Erkrankung des Pankreas, der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung, helfen endoskopische Eingriffe. Bestanden hier früher hohe Risiken für klassische chirurgische Eingriffe bei der schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung, so ist heute mit einem Endoskop der Zugang über den Magen in den freien Bauch möglich, wodurch der Bauchraum von entzündlichem Gewebe und Eiter befreit und gesäubert werden kann. Gerade für die schwerstkranken Patienten stelle dies eine deutlich schonendere Vorgehensweise und Erleichterung dar und habe zu einer Reduktion der Sterblichkeit geführt, erklärte Prof. Kullmann.

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