Neudorf im Wandel der Zeit

Neudorf. Johann Zeiler hat sich der Ahnung- und Geschichtsforschung verschrieben. Nach einem Vortrag über die Geschichten der Familien Zeiler und Meißner ging der Forscher dieses Mal auf die Geschichte von Neudorf, der Region und auf die Entstehung von Namen. Außerdem: Was wurde den Auswanderern die Neudorf schon vor 1900 verlassen haben? 

Von Hans Meißner 

St. Barbara Neudorf bei Luhe, Ahnenforschung Johann Zeitler

Der Oberpfalzverein Luhe-Wildenau trat diesmal als Veranstalter dieses Vortrages des neugewählten zweiten Vorsitzenden Johann Zeiler auf. Das TSV Sportheim in Neudorf war sehr gut gefüllt, überwiegend Neudorfer, Mitglieder des Oberpfalzvereines und auch eine Forscherin aus Etzenricht gesellten sich dazu.

Keine halben Sachen

“Ahnenforschung geht nicht ohne Geschichtsforschung”, diese Erkenntnis stellte sich bei Johann Zeiler sehr schnell ein, als er 2004 mit dem Forschen begann. Er erklärte auch, wie er überhaupt dazu kam: Der Enkel eines Auswanderers mit dem Namen Johann Zeiler suchte nach seinen Wurzeln in Deutschland. Wegen Sprachschwierigkeiten fragte er immer nach einem Johann Zeiler aus Weiden – so einen gibt es aber nicht. Ein Freund in Regensburg brachte den Enkel darauf, dass es in Neudorf bei Luhe einen Johann Zeiler gibt – schon fanden sich zwei Familien mit gleicher Herkunft wieder. Das Interesse von Johann Zeiler an Ahnenforschung war geweckt. Wer ihn kennt weiß: Er macht keine halben Sachen. Seine Forschungen weiteten sich immer weiter aus.

“Unsere Gegend wurde von drei Seiten aus besiedelt”, so Zeiler. Im Osten von den Slawen, im Westen von den Franken und später im Süden von den Bayern. Die Christianisierung erfolgte zunächst vom Kloster in Chammünster aus, später auch von Regensburg aus. Neudorf wurde 1347 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Schon 1353 wurde der Ort an das Adelsgeschlecht der Wildensteiner verkauft, nach fünf Generationen in deren Besitz ging Neudorf an die Leuchtenberger.

Das Jagdschloss in Neudorf wurde fortan nicht mehr benötigt und war dem Verfall preisgegeben. 1759 zählte man in Neudorf bereits 42 Anwesen, was sich über Generationen nur unwesentlich veränderte. 1770 entstand die erste Kirche in Neudorf. 1814 zerstörte ein Großbrand Neudorf komplett. Bedingt durch die Holzbauweise der Häuser – eingedeckt mit Stroh – hatte das Feuer leichtes Spiel, außerdem war die Bebauung sehr eng angelegt. Die neue Kirche, so wie die Neudorfer sie heute kennen, wurde 1819 eingeweiht – heuer wird damit der 200. Jahrestag gefeiert.

St. Barbara Neudorf bei Luhe, Ahnenforschung Johann Zeitler 2

Eiszeit

Zeiler wusste auch zu berichten, dass zwischen 1560 und 1710 eine kleine Eiszeit in der Nordoberpfalz vorherrschte. “Der Boden war so gefroren, dass man keine Beerdigung durchführen konnte, die Leichen wurden neben dem Friedhof aufgestapelt”, so Zeiler. Das durchschnittliche Lebensalter betrug damals bei Frauen circa 40 Jahre, bei Männern 48 Jahre. Lang hielt sich das Gerücht, so Zeiler, dass die Pest durch Ratten übertragen wurde, nach heutigen Erkenntnissen geht man davon aus, dass “Menschenflöhe” für die Übertragung verantwortlich waren.

Freiherr von Lichtenstern ist es zu verdanken, dass Neudorf in dem heutigen Muster wiederaufgebaut wurde. Gerade Hauptstraße, die Seitenstraßen im rechten Winkel dazu. 1817 waren in Neudorf erst 44 Häuser verzeichnet und man zählte 269 Einwohner. In Neudorf gab es damals 13 Handwerksbetriebe und ein Wirtshaus.

Frauen ohne Rechte

“Frauen hatten zu dieser Zeit einen schlechten Stand, besser gesagt sie zählten nichts”, fand Zeiler in den Nachforschungen heraus. Ehen wurden nur aus geschäftlichen Gesichtspunkten geschlossen und eingetragen. Frauen und Mädchen wurden nicht erfasst und konnten nichts erben. Erben waren immer die Jungbauern. “Es ging sogar so weit, dass Lehrerinnen unter dem Zölibat standen und eine extra Steuer zahlen mussten”, erklärt Zeiler.

Er kündigte an voraussichtlich im Herbst einen weiteren Vortrag zu halten, denn zu berichten gebe es noch viel mehr.

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