Aus Liebe zur Natur: Blühwiesen und Fördertöpfe

Neustadt/WN/Kirchenthumbach. Seit letztem Jahr beteiligt sich Werner Bernhardt aus Kirchenthumbach am Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm (VNP). Seine 2,6 Hektar große Wiese wird seitdem nicht mehr intensiv bewirtschaftet – sondern leistet als „Extensiv-Wiese“, bei der auf Düngung und Pflanzenschutzmittel verzichtet wird und ein später Mäh-Zeitpunkt angesetzt ist, einen Beitrag zur Artenvielfalt.

Der Landbewirtschafter freut sich über jede Blüte, über jede Wildbiene und über jeden Schmetterling auf seiner Wiese. Die Fachkraft von der unteren Naturschutzbehörde (uNB) entdeckt unter anderem Wiesenmargeriten, Flockenblumen, wilde Malve, Wiesensalbei, wilde Möhren und Klatschmohn.

Blühwiesen Geld
Landbewirtschafter Werner Bernhardt bestimmt mit Franziska Maier von der unteren Naturschutzbehörde die Blühpflanzen auf seiner Wiese

Vielfalt der Natur schützen

Ziel des Programms ist die Förderung einer naturschonenden Bewirtschaftung ökologisch wertvoller Lebensräume, um die kulturgeprägten Lebensräume und Lebensgemeinschaften der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft sowie die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts als Lebensgrundlage des Menschen zu sichern, zu entwickeln und zu verbessern.

Dabei werden Fünf-Jahres-Verträge mit Landwirten oder anderen Bewirtschaftern abgeschlossen, die die ökologisch wertvollen Flächen extensiv bzw. traditionell bewirtschaften. Für vereinbarte Extensivierungsleistungen wie Düngeverzicht, Einhaltung späterer Mähzeitpunkte und bestimmte Bewirtschaftungserschwernisse erhält der Vertragspartner ein festgelegtes Entgelt, durch das der Bewirtschaftungsaufwand ausgeglichen werden soll.

800.000 Euro für den Landkreis

Derzeit werden im Landkreis etwa 1.300 Flächen mit einem Gesamtvolumen von rund 800.000 Euro über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm gefördert. Der überwiegende Teil hiervon sind Wiesen, aber auch Teiche, Äcker und Weiden sind Bestandteil des Förderprogramms.

Momentan werden zahlreiche Flächen durch die Naturschutzbehörde beim Landratsamt Neustadt an der Waldnaab begutachtet. Dabei werden Flächen betrachtet, die bereits im Programm sind, aber auch Flächen, die zukünftig ins Programm aufgenommen werden sollen. Die uNB berät Landnutzer zu den verschiedenen Förderangeboten und Möglichkeiten. Insbesondere Flächen in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten oder bestehende Biotopflächen werden für die Förderung berücksichtigt.

Blühwiesen Geld
Jede Menge Tierarten fühlen sich auf der Wiese von Werner Bernhardt pudelwohl.

Viele Flächen möglich

Jedoch sind auch viele Flächen außerhalb dieser Kulissen geeignet und können berücksichtigt werden. Die Fläche von Bernhardt stellt eine kleine Besonderheit dar, da hier ein Acker in Grünland umgewandelt wurde und zur Einsaat „autochthones“, also gebietsheimisches Wildsaatgut mit 34 Blumenarten verwendet wurde. Der Vorteil dieses regionalen Saatguts ist, dass die Pflanzen besonders gut an die vor Ort bestehenden Bedingungen angepasst sind. Das bedeutet unter anderem, es ist resistenter gegenüber auftretenden Krankheiten oder die Blütezeit der eingesäten Pflanzen ist optimal auf die Flugzeit der benötigten Bestäuber angepasst.

Momentan und in den nächsten Wochen blühen typischen Blumen wie Wilde Möhre, Flockenblume, Labkraut, Wiesenknopf, gewöhnliche Braunelle und viele mehr! Bernhardt ist zwar kein Landwirt, aber die Natur und Tiere liegen ihm sehr am Herzen.

Naturfreund durch und durch

Selbstverständlich ist für ihn, die Wiese von innen nach außen zu mähen, um Kleintieren die Gelegenheit zur Flucht zu bieten. Rehkitze sind zu diesem späten Zeitpunkt sowieso längst selbständig und verstecken sich nicht mehr in der Wiese. Außerdem engagiert sich Bernhardt nicht nur bei seiner Wiese für den Artenschutz, sondern pflanzt auch am angrenzenden Waldrand Hecken und andere Gewächse wie Hagebutten oder Brombeeren, die Vögeln und Kleintieren Unterschlupf bieten.

Obst, Gemüse und bunte Blüten

Ein Bekannter hat zudem einen Bienenstock aufgestellt und mehrere Bienenvölker dort angesiedelt. Die Bewohnerinnen finden auf der Wiese reichlich Nahrung. Auch im Hausgarten gibt es Obstbäume und viele insektenfreundliche Pflanzen wie wilden Thymian, Engelwurz und vieles mehr. Und in einem separaten Gartengrundstück in Kirchenthumbach baut Bernhardt mit großer Fachkenntnis verschiedenste Obst- und Gemüsesorten an. Überall grünt, blüht und summt es.

Nur Kunstdünger kommt Bernhardt aus fester Überzeugung nicht an seine Pflanzen. Dass es auch ohne geht, beweisen seine derzeit rot leuchtenden Erdbeeren.

[box type=”info”]Alle Infos zum Programm findet man unter auf der Internetseite des Ministeriums. “Das Landratsamt würde sich sehr freuen, wenn sich noch möglichst viele Besitzer geeigneter Flächen am Programm beteiligen würden”, heißt es in der Pressemitteilung. Wer Fragen dazu hat oder interessiert ist, wendet sich am besten an die untere Naturschutzbehörde. Die Antragszeit endet zwar erst Ende Februar, interessierte Landbewirtschafter sollten sich aber schon jetzt unter der Telefonnummer 09602 79-4145 oder per E-Mail: naturschutz@neustadt.de melden, da die Begutachtung der Flächen im Winter schwierig ist. Die Antragsstellung erfolgt in Kooperation mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weiden.[/box]

* Diese Felder sind erforderlich.