Immer weniger Kinder können schwimmen: Woran liegt’s?

Tirschenreuth. Immer weniger Kinder können schwimmen. Nun will die Wasserwacht mit dem Projekt „Bayern schwimmt“ dagegen steuern. Das Problem ist: es gibt einfach zu wenig Schwimmbäder auf dem Land.

Von Udo Fürst

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Schwimmunterricht an Schulen scheitert oft an geeigneten Bädern. Foto: Wasserwacht

Fünf Tote an einem Wochenende. Das ist die traurige Bilanz, die Helfer der Wasserwacht in Bayern bereits nach dem ersten Badewochenende des Jahres zogen. Damit setzt sich schon früh im Sommer eine Entwicklung fort, die in den vergangenen Jahren deutlich wurde: In Bayern sterben zu viele Menschen bei Badeunfällen.

Die tödlichen Badeunfälle haben das Thema „Schwimmunterricht“ wieder verstärkt aufkommen lassen. Immer weniger Kinder und Jugendliche könnten schwimmen, alarmieren Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und Wasserwacht. Das liege zum einen an den Schulen. Oft würde kein Schwimmunterricht abgehalten, weil das nächste Bad zu weit weg ist und sich der zeitliche Aufwand nicht lohnt. Oder aber es fehlten qualifizierte Lehrer. Doch hier seien die Eltern in der Pflicht, betonen Horst Kreuz und Volker Kratzer von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft.

Es fehlt das Geld

Erschwerend komme hinzu, dass viele Bäder wegen anstehender Sanierungen geschlossen hätten. Das Geld habe ganz einfach gefehlt. Zwar will der Freistaat jetzt Freibäder fördern. Doch viele bezweifeln, dass diese Gelder ausreichen. Wichtig ist es der DLRG, dass Eltern in puncto Schwimmunterricht für die Kinder in die Pflicht genommen werden müssen. Ferner sollten die einfachsten Baderegeln besser beachtet werden. So ließe sich schon ein Teil der Badeunfälle verhindern.

Letztendlich sollten die Gefahren im Wasser ernst genommen werden. Alles Punkte, die in sogenannten Spaßbädern nicht von den Kindern erlernt werden könnten, so die DLRG.

Schwimmunterricht für Grundschulen

Die Wasserwacht bringt nun mit „Bayern schwimmt“ ein Projekt in die Grundschulen, bei dem Viertklässler von ehrenamtlichen Helfern schwimmen lernen. Die Aktion wird zwar offiziell von der Politik unterstützt – so ist Landtagspräsidentin Ilse Aigner Schirmherrin der Aktion – dennoch wird die Staatsregierung kritisiert, dass sie sich beim Schwimmunterricht zu sehr auf freiwillige Helfer verlässt und selbst zu wenig tut. Dabei ist es Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen, dass alle Kinder schwimmen lernen: Das Schulgesetz erklärt Schwimmen zum festen Bestandteil des Sportunterrichts – in allen Schularten.

Deshalb sollte Bayern mehr Geld in Schwimmbäder stecken und seine Kommunen auf diesem Feld mehr unterstützen, so der Vorwurf. Nur so kann Schwimmunterricht überhaupt stattfinden. Dieses Problem wird bei der Aktion „Bayern schwimmt“ recht deutlich. Wo sollen die Kinder schwimmen, wenn es keine Hallenbäder gibt oder die Einrichtungen geschlossen wurden?

Tirschenreuths Schulamtsdirektor Rudolf Kunz kann davon ein Lied singen: „Bei uns machen natürlich die Schulen in den Orten mit, in denen es Bäder gibt. Dazu gehören Kemnath, Waldsassen oder Mitterteich.“ So werde die von den Schulen selbst organisierte Aktion im Landkreis wohl höchst unterschiedlich gehandhabt. Schwieriger sei es in Schulen ohne Schwimmbäder am Ort. „Das beste Beispiel ist Bärnau, wo das Hallenbad geschlossen wurde. Die sind natürlich stinksauer.“

Leben retten

Kunz berichtet, dass er früher selbst an dieser Schule gearbeitet und kein Grundschüler die Schule verlassen habe, ohne gut schwimmen zu können. Dabei sei das so wichtig:

Einen Fünfer in Mathe kann man ausgleichen. Wenn jemand ertrinkt, ist das nie mehr zu ändern.“

Der oberste Lehrer zwischen Bärnau und Kemnath sichert den Schulen die bestmögliche Unterstützung seiner Behörde zu. „Aber ich kann halt auch keine Schwimmbäder aus dem Boden stampfen.“ Vom Schulamt Neustadt an der Waldnaab war wegen der Ferien keine Stellungnahme zu bekommen.

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