Kalter Krieg in der Nordoberpfalz

Neustadt/WN. Der glücklichen Fügung der Geschichte ist es zu verdanken, dass es niemals zum „Heißen Krieg“ kam. Trotzdem gab es sie, die Vorkehrungen für eine mögliche militärische Auseinandersetzung der Truppen des Warschauer Paktes und der NATO. Die Oberpfalz, als eines der Gebiete am „Eisernen Vorhang“ wäre davon unmittelbar betroffen gewesen. Wie hätte die NATO und mit ihr die Bundeswehr in der Region Oberpfalz verteidigt? Was für Lehren können auch heute noch daraus gezogen werden? 

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Einweisung in die Planungen im Gelände – Oberleutnant S. Bussemer (im Vordergrund) vom Panzergrenadierbataillon 122 erklärt am Geländesandkasten und mit Blick in das reale Umfeld den Einsatz der Panzergrenadiere in der Verteidigung. 

Auf diesen Spuren bewegten sich die militärischen Führer der Panzerbrigade 12 in einer vom Versorgungsbataillon 4 aus Roding organisierten Weiterbildung im Mai diesen Jahres. Ziel der Offiziersweiterbildung war es, die Planungen des damals streng geheimen „General Defence Plans“ der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ von 1989 sowohl in der Theorie auch mit Blick ins Gelände kennenzulernen. Erstaunlicherweise sind bis heute aber nur wenige Originalunterlagen und Pläne vorhanden.

Zurück in die Zeit

Nach der Einführung in die Gesamtthematik durch den Kommandeur des Versorgungsbataillons, Oberstleutnant Michael Hanisch, nahmen daher am ersten Tag die eingeladenen Zeitzeugen die teilnehmenden Militärs mit auf eine „Zeitreise“. Oberstleutnant außer Dienst (OTL a.D.) S. Lautsch war vor der Übernahme in die Bundeswehr auch Oberst der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA). An vorderster Stelle war er in die Planungen der 5. Armee der NVA eingebunden und konnte so aus erster Hand berichten.

Als letzter Kommandeur der für die Verteidigung der Oberpfalz eingesetzten 4. Panzergrenadierdivision in Regensburg, informierte Generalmajor a.D. (GM a.D.) Jürgen Reichardt die Offiziere über die konkreten Planungen und die schwierigen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit.

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Michael Hanisch (links) Jürgen Reichardt während der Geländebesprechungen.

Zusammen mit dem ehemaligen Feind

Am zweiten Tag wurde das theoretisch gehörte mit Blick ins Gelände übertragen. Der Beginn lag am Havran, den Rabenberg, einem ehemaligen Aufklärungsturm der Tschechoslowakischen Volksarmee (CVA) unmittelbar an der Grenze. Als besonderer Gast schilderte der letzte Kommandant der hier eingesetzten Aufklärungseinheit, Major der Reserve Ilcik, den Auftrag und den Alltag seiner Truppen: elektronische Aufklärung und Ausspähen der BRD bis tief in deren Gebiet hinein.

Nicht nur er war froh, dass nun fast 30 Jahre nach Ende des „Kalten Krieges“ ehemalige Feinde Verbündete sind und zusammen einen Rückblick auf diesen Abschnitt der Geschichte werfen können.

Blick ins Gelände

Einen wesentlichen Anteil an der Ausbildung hatte das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach. Denn als letzter verbliebener Verband der Panzerbrigade 12 aus 1989 hätte es damals auch das Gefecht führen müssen. Wie das möglicherweise erfolgt wäre, wurde an zwei Besprechungspunkten in den Landkreisen Neustadt/Waldnaab und Amberg-Sulzbach dargestellt und intensiv diskutiert.

Den Abschluss bildete die Besichtigung einer erst 1988 errichteten Sperranlage an der AS18 von Hirschau nach Ehenfeld. Hier wurde noch einmal deutlich, wie vielschichtig und schwierig die Planungen zur Verteidigung der Oberpfalz damals waren. Der Kommandeur der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“, Oberst Björn Schulz, zog am Ende ein positives Resümee für die Weiterbildung und sprach dem Versorgungsbataillon 4 für die hervorragende Durchführung seinen Dank aus.

Bilder: Bundeswehr. 

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