Abschlussfeier in Almesbach: Ökonomen und Ökologen sitzen in einem Boot

Weiden. Bei einer Feierstunde in Almesbach erhielten 14 Agrarbetriebswirte und 20 geprüfte Natur- und Landschaftspfleger ihre Abschlusszeugnisse. 14 Ökonomen auf der einen Seite, 20 Ökologen auf der anderen Seite – „Oder ist es umgekehrt? Sind Betriebswirte auch Ökologen? Sind GNLer auch Ökonomen?“, fragte Schulleiter Helmut Konrad und antwortete mit einer kleinen Geschichte.

Von Benedikt Grimm

Almesbach Geprüfte Natur- und Landschaftspfleger
Die 20 Absolventen, die sich zu geprüften Natur- und Landschaftspflegern fortbildeten, waren der letzte Jahrgang dieser Art in Almesbach. Zur Schlussfeier machten zahlreiche Ehrengäste ihre Aufwartung.

Ein Landwirt und ein Naturschützer kommen gemeinsam zu einer Fähre und wollen schnell zur anderen Seite des Flusses übersetzen. Der Fährmann hat zwei Paddel. Auf dem einen steht Ökonomie, auf dem anderen Ökologie. Lass mal das Paddel mit der Ökologie weg. Ruder lieber umso kräftiger mit dem Ökonomie-Paddel, meint der Landwirt. Bald dreht sich das Boot im Kreis, der Mensch rotiert um sich selbst und die Richtung wird fremdbestimmt durch die Strömung. Der Naturschützer wähnt sich im Recht und bittet nur noch mit dem Ökologie-Paddel zu rudern. Doch das Boot dreht sich nur in die entgegensetzte Richtung. Wiederum kreist der Mensch nur um sich selbst und verliert genauso das eigentliche Ziel aus den Augen.

Eigenverantwortung statt Schwarz-Weiß-Denken

„Was uns diese Geschichte sagen will, liegt auf der Hand: Nur wenn mit beiden Paddeln gerudert wird, kommt der Mensch ans Ziel. Ökonomie und Ökologie gehören zusammen“, sagte Konrad. Und genauso sei es auch bei der Fortbildung der Agrarbetriebswirte. „Es gibt Schwerpunkte, aber jede Fortbildung braucht und beinhaltet beides“, betonte der Landwirtschaftsdirektor. Ähnlich sieht es Ministerialrat Dr. Michael Karrer vom Landwirtschaftsministerium.

Er erinnerte an die Bildungsziele in der Bayerischen Verfassung: „Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt.“ Beim täglichen Pendeln nach München erlebe er am Bahnsteig aber zunehmenden Egoismus.

Was sich in den vergangenen zehn Jahren entwickelt hat, lässt einen erschaudern,

sagte Karrer. Viele würden nur Forderungen an die Landwirtschaft stellen und dabei verkennen, dass alle in einem Boot sitzen. „Jeder ist in seinem Teil verantwortlich und muss seinen Teil dazu beitragen“, betonte der Ministerialrat. Das leidige Schwarz-Weiß-Denken – konventionell ist schlecht und ökologisch ist gut – müsse beendet werden.

Bester Absolvent aus dem Landkreis Schwandorf

Unter den 14 Agrarbetriebswirten schaffte Benedikt Lottner aus Grasdorf im Landkreis Schwandorf mit einem Notenschnitt von 1,40 den besten Abschluss. Tanja Bleil aus Selb (Lks. Wunsiedel, 1,53) und Matthias Wittmann aus Runkenreuth (Lks. Neustadt/WN, 1,80) folgten auf Rang zwei und drei. Die weiteren Absolventen sind Felix Ach (Etzgersrieth), Johannes Bartmann (Hagendorf), Michael Beinrucker (Brunn), Johannes Eckl (Braunetsrieth), Martin Frank (Steinreuth), Andreas Häring (Marchaney), Sebastian Kellner (Lerau), Julian Raps (Würnsreuth), Johannes Reitinger (Irlach), Christoph Riedel (Boxdorf) und Christian Zimmermann (Unterölschnitz).

Almesbach Höhere Landbauschule Absolventen
14 Absolventen der Höheren Landbauschule dürfen sich nun als Agrarbetriebswirte bezeichnen.

Letzter GNL-Jahrgang in Almesbach

Von den 20 geprüften Natur- und Landschaftspflegern (GNL) stammen 17 aus Bayern, zwei aus Thüringen und einer aus Hessen. Beste Absolventin ist Nicola Grasse aus Pommersfelden mit einem Notenschnitt von 1,08. Auf Platz zwei folgen Paul Brandenburg (Arnstein) und Marcus Menneke (Eisenach) mit jeweils 1,26. Drittbester ist Peter Thier (Hagelstadt-Langenerling, 1,37). Der GNL-Lehrgang war auch der letzte, der nach 14 Jahren in Almesbach stattfand. Künftig werden die Kurse in Bayreuth abgehalten.

Bisher hatten wir Ökonomie und Ökologie an einem Standort. Ökonomie und Ökologie bleiben in anderer Form in der Höheren Landbauschule, trotzdem wird uns der GNL-Lehrgang fehlen,

bedauerte Schulleiter Konrad, der auch Lehrgangsleiterin Iris Prey verabschiedete. Neue berufliche Stationen werden außerdem der bisherige Leiter des Fortbildungszentrums Gerhard Gradl, Lehrerin Marion Schlagenhaufer und Semsterleiterin Judith Schlosser einschlagen.

Almesbach GNL-Jahrgang 2019
Die 20 Absolventen, die sich zu geprüften Natur- und Landschaftspflegern fortbildeten, waren der letzte Jahrgang dieser Art in Almesbach. Zur Schlussfeier machten zahlreiche Ehrengäste ihre Aufwartung.

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