Der langsame Tod der Fichte: Dürre bedroht heimische Wälder

Fuchsmühl. Der Wald leidet unter der Trockenheit und dem Borkenkäfer. Rund um Fuchsmühl mussten schon 10.000 Kubikmeter Bäume gefällt werden – und noch ist kein Ende in Sicht.

Von Udo Fürst

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Kahle Stellen im Augsburger Wald rund um Fuchsmühl. Revierförster Eckhard Deutschländer mit einer vom Borkenkäfer befallenen Fichtenrinde. Fotos: Udo Fürst

Eckhard Deutschländer ist Förster mit Leib und Seele. Aus diesem Grund bereitet ihm die dramatische Situation in seinem Wald rund um Fuchsmühl fast seelische Schmerzen. „Mir tut es unsagbar weh, hilflos zusehen zu müssen, wie die Bäume täglich weniger werden“. 6.000 Kubikmeter Fichten – das entspricht der Menge des regulären Jahreseinschlags – mussten allein vergangenen Monat im „Augsburger Wald“ gefällt und abtransportiert werden.

Wald gehört Stadt Augsburg

Die trockenen Sommer setzen dem Wald in Deutschland zu. Vor allem die Fichte leidet unter der Hitze, die die Bäume schwächt und denen der Borkenkäfer anschließend den Rest gibt – eine ungute Kombination, die die Wälder Mitteleuropas verändern wird. Davon wird auch der Fuchsmühler Wald nicht verschont bleiben. Das 900 Hektar große Areal gehört seit 1937 der Stadt Augsburg, die es damals von einem Nachfahren des Schlossgutes Fuchsmühl gekauft hat.

Leichtes Spiel für den Borkenkäfer

Das Schlimme ist die Trockenheit“,

erklärt Revierförster Deutschländer: 2018 fielen in Fuchsmühl nur etwa 40 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags. Dadurch hat der Borkenkäfer leichtes Spiel. Der Buchdrucker (Ips typographus) sowie vermehrt auch der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) verbreiten Angst und Schrecken unter den Waldbesitzern. „Ich kann mich nicht erinnern, dass die Situation je so dramatisch war“, sagt er und erzählt, dass man im Vorjahr bereits 4.000 Kubikmeter geschädigte Bäume fällen musste. „Heuer haben wir bisher nur die Altschäden beseitigt. Und der Sommer hat ja erst begonnen …“

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Die Spuren des Baumtods Borkenkäfer

Täglich neue kranke Bäume

Auf dem Volksfestplatz in Wiesau und im Schloss Fuchsmühl stapeln sich die geschädigten und ausgelagerten Baumstämme. Dadurch konnte ein Pestizideinsatz vermieden werden. Eckhard Deutschländer und sein Waldarbeiterteam, unterstützt von Harvestern, können die befallenen Fichten gar nicht so schnell aus dem Wald entfernen, wie sie neue Opfer entdecken. Der Förster deutet auf ein Waldstück, das mit seinen dürren und braunen Fichten einem Mahnmal des Schreckens ähnelt. „Täglich kommen kranke Bäume dazu.“

Gefährlicher Pilz befällt Laubbäme

Der Wald leidet aber nicht nur unter dem Borkenkäfer. Gefahr drohe den jüngeren Fichtenbeständen auch durch den Hallimaschpilz (Armillaria mellea), wie der Förster berichtet. Aber auch als widerstandsfähig geltende Laubbäume geraten unter Druck.

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Circa 6.000 Kubikmeter Fichtenholz lagern in Wiesau

So geht bei Eschen derzeit das Eschentriebsterben um, eine Krankheit, die ebenfalls von einem Pilz aus Japan verursacht wird. Befallene Bäume verlieren von den Endtrieben die Blätter. Auch Eichen leiden unter Insektenfraß (Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner), selbst der Ahorn wird neuerdings von der Rußrindenkrankheit bedroht.

Die Trockenheit wirke sich unterschiedlich aus, schildert Deutschländer. „Bastaltböden speichern aufgrund der flachgründigen Bodenentwicklung noch weniger Wasser als beispielsweise Böden aus Granitstein. Über 90 Prozent der kaputten Fichten im Revier wachsen auf Basaltuntergrund.

Mehr hitzeresistente Bäume pflanzen

„Mischbaumarten graben der flachwurzelnden Fichte das letzte Wasser ab. Wir müssen umdenken und mehr hitzeresistente Baumarten pflanzen und mit einem breiteren Baumarten-Potpourri aufwarten, als es der Naturwald bietet“, sagt der Förster. Neben Tannen und Douglasien als leistungsfähige, bauholztaugliche Nadelbaumarten müsse man beim Laubholz neben Eichen und Kirschen aber auch offen für eher exotisch anmutende Arten wie Elsbeere, Esskastanie, Platane, Wildbirne, Mehlbeere, Nussbaum oder Türkische Baumhasel sein.

Keine Zukunft für Fichten

In Zeiten des Klimawandels wird sich das Problem nicht mehr von selbst lösen.

Der Borkenkäfer wird uns noch lange beschäftigen“,

sagt Deutschländer. „Solange es geschwächte Bäume gibt, werden wir ihn nicht mehr los.“ Der Förster wird deutlich: „In einigen Regionen Deutschlands hat die Fichte keine Zukunft. Ich gehe davon aus, dass sie in 50 Jahren im warmen Flachland eine eher seltene Baumart sein wird.“

Wald ist mehr als Bäume

Aktuell hat Eckhard Deutschländer ebenso wie viele andere Waldbauern und Forstbetriebe aber andere Sorgen: Auf circa 350.000 Euro beziffert der vom Augsburger Forst angestellte Revierförster den ökonomischen Verlust allein bis jetzt in diesem Jahr. Die Schäden stellen aber durchaus substanzielle Vorratsverluste dar. Natürlich geht es aber auch um Ästhetik: denn der Wald ist schließlich mehr als nur die Summe seiner Bäume. Und, wie gesagt, der Sommer hat eben erst begonnen und Stürme werden auch wieder kommen.

Fotos: Udo Fürst

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